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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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hier vorzufinden.“
    „Sieg heil!“ Remy streckte den Arm aus.
    Kopfschüttelnd zog Faith die Tür hinter sich zu.
    Remy wartete, bis sie die Haustür ins Schloss fallen hörte. Dann rannte sie ans Fenster von Faith’ Schlafzimmer und schaute ihrer Mutter nach. Zurück in ihrem Zimmer, schlüpfte Remy in die Schuhe und kämmte sich das Haar – was neuerdings ziemlich schnell ging. Mit dem neuen Schnitt fühlte sie sich älter und weiser, wie ein neuer Mensch. Wie jemand, der alles tun konnte, was er wollte.
    Sie schloss die Haustür und ging die Straße entlang. Sie wusste, dass Enzio heute Nachmittag frei hatte.
    Enzio hatte noch immer keine Ahnung, wie alt sie war, aber sie hatte ihm und den anderen Jungs mitgeteilt, dass ihre Mutter verrückt war und von Remy erwartete, dass sie rund um die Uhr arbeitete und lernte. Sie musste ihnen schließlich irgendwas erzählen, damit sie nicht plötzlich vor der Tür standen und nach ihr fragten.
    Was eine Katastrophe wäre. Enzio war Faith bereits bei ihrem Einkaufsbummel aufgefallen. Was würde sie erst sagen, wenn sie wüsste, wie viel Zeit Remy mit ihm verbrachte? Faith würde sieauf dem Dachboden einschließen, bis sie eine vertrocknete Greisin war. Dann bliebe Remy nichts weiter übrig, als ebenfalls ihren Namen in einen Dachbalken zu schnitzen.
    Die Tür war nur angelehnt, als sie ankam. Sie drückte sie auf und rief laut Hallo, bevor sie eintrat. Selim war im Wohnzimmer und befestigte gerade Bärs Leine am Halsband. Er stand auf und ging auf sie zu.
    „Macht ihr einen Spaziergang?“ Remy beugte sich vor und kraulte Bär am Hals.
    „Wir gehen zum Kanal, um Leute zu treffen.“
    „Ist Colin zu Hause?“ Sie wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie nur wegen Enzio hier war.
    „Irgendwo wird er schon stecken.“
    „Enzio?“
    „Yeah.“ Selim nickte ihr zu und ließ sich von Bär auf die Straße ziehen.
    „Remy!“ Colin kam aus der Küche und strahlte sie herzlich an. Er war der netteste der Hausbewohner, ein Großer-Bruder-Typ, der jeden mochte und es schaffte, seinerseits von allen gemocht zu werden. „Was hast du mit deinem Haar gemacht?“
    „Abgeschnitten. Gefällt es dir?“
    Er lief auf sie zu, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und betrachtete sie eingehend. „Niedlich“, verkündete er.
    „Ich möchte nicht niedlich sein. Kleine Leute werden automatisch für niedlich gehalten.“
    „Wie willst du denn sein?“
    „Umwerfend.“
    Er trat zurück. „Das auch. Schaust du bloß mal vorbei?“
    „Ich kann nicht lange bleiben. Hatte nur vor, schnell Hallo zu sagen.“
    „Deine Mutter hält dich an der kurzen Leine, was?“
    „Sie will mich nächstes Jahr auf ein gutes College schicken.“
    „Wo hast du dich beworben?“
    „Virginia-Universität. William-and-Mary-College.“ Remy zuckte mit den Schultern, um zu zeigen, dass das für sie keine große Sache war.
    „Nicht Georgetown?“
    „Wer möchte schon zu Hause wohnen?“ Remy fragte sich, was sie nächstes Jahr tun sollte, wenn sie in die High School kam und den Jungs hier vorgaukeln musste, sie ginge auf ein College. Wahrscheinlich war es verfrüht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    „Ich muss zur Bibliothek“, sagte Colin. „Ich glaube, Enzio schwirrt hier irgendwo rum.“
    „Ich such ihn und begrüß ihn kurz.“
    Colin nahm einen Stapel Bücher vom Kaffeetisch mit den Wasserflecken und schob eine Pizzaschachtel sowie zwei halb leere Milchgläser beiseite, um seinen Notizblock freizuschaufeln. Er legte ihn oben auf den Stapel, eilte zur Haustür und schlug sie hinter sich zu.
    Remy fragte sich, ob Paul, der vierte Mitbewohner, der sich fast immer bei seiner Freundin aufhielt, ausnahmsweise ebenfalls zu Hause war oder ob Enzio und sie allein waren.
    „Was ist das hier für ein Lärm?“ Enzio kam die Treppe herunter, mit nacktem Oberkörper. Er streckte sich, als wäre er gerade aufgewacht.
    „Colin kann eine Tür offensichtlich nicht vernünftig zumachen.“
    „Wo sind Selim und der Köter?“
    „Sind schon vor Colin weg.“
    Enzio ließ sich auf dem Treppenabsatz nieder, offenbar zu schlapp, um den Weg fortzusetzen. „Und was treibst du hier?“
    „Ich wollte nur mal vorbeischauen. Kann nicht lange bleiben. Meine Mutter würde ausrasten, wenn sie wüsste, dass ich hier bin.“
    „Warum lässt du dir das von ihr gefallen?“
    „Sie füttert mich durch. Und nächstes Jahr ziehe ich eh aus.“
    „Ich hab was für dich.“
    Remy stand jetzt am Fuß der Treppe,

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