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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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förmlich für ein Schlafzimmer, aber im Einklang mit der traditionellen Innengestaltung des Hauses.
    „Wo sind die Enten und Clowns?“ Remy legte ihr Kittmesser zur Seite.
    „Das ist wirklich seltsam.“ Auch Faith hielt einen Moment inne. Die Herzen und Blumen, die sie vorhin entdeckt hatten, stammten eindeutig vom Ende der sechziger oder vom Anfang der siebziger Jahre. Darunter hatten Remy und sie zwei weitere Schichten freigelegt. Das war eine Menge Tapete für nur ein Jahrzehnt. „Ich vermute mal, dass jemand eingezogen ist, der die Tapete hässlich fand und eine neue darüber geklebt hat.“
    „College-Studenten?“
    Schweigend gestand Faith sich ein, dass das nicht stimmen konnte. „Noch eine Schicht, dann geben wir auf. Ich bin wirklich neugierig.“
    Zwei Schichten später fügten sie sich in das Offensichtliche: Hope Hustons Eltern hatten ihr geliebtes Baby in einem Zimmer einquartiert, das mit förmlichem Smaragdgrün oder strengem Mitternachtsblau tapeziert gewesen war. Keine Entchen. Keine Clowns. Keine grinsenden Teddybären.
    „Wie hast du damals mein Kinderzimmer tapeziert?“ fragte Remy.
    „Mit Feen und Schmetterlingen. Ich habe Wochen gebraucht, um mich für ein Muster zu entscheiden.“
    „Ich hatte Baby-Tapeten. Du hattest Baby-Tapeten. Warum hatte Hope keine?“
    Es war merkwürdig. Faith überlegte, ob Lydia für Hope so wenig mütterliche Gefühle aufgebracht hatte, dass sie es nicht für nötig gehalten hatte, ihr Zimmer hübsch einzurichten.
    „Was würdest du sagen, wenn ich mein Zimmer schwarz streiche?“
    „Ich würde Nein sagen.“
    „Es ist mein Zimmer, oder?“
    „Ein Zimmer, keine Höhle.“
    „Und wenn ich eine Tapete nehme? Eine dunkle? Du hast dich ja auch für Dunkelgrün entschieden.“
    „Das wäre in Ordnung. Aber zeig mir das Muster vorher, sicherheitshalber.“
    „Was denkst du denn von mir? Dass ich eine Tapete mit aufgesprayten Banden-Graffiti haben möchte?“
    „Gibt es so was?“
    Remy kicherte. Faith legte ihrer Tochter den Arm um die Schultern und drückte sie rasch an sich.
    Nachdem ihre Mutter nach unten gegangen war, um das Abendessen zu richten, zupfte Remy an den Tapeten herum. Jetzt, da siewieder eine Küche hatten, versuchte Faith so zu tun, als wäre wieder alles wie früher in McLean. Als würde Remy dieses Theater nicht sofort durchschauen. Zimtschnecken und Hühnchen mit Klößen reichten nicht aus, um eine Familie zu sein. Ebenso wenig wie neue Küchenmöbel oder Tapeten. Faith spielte Mutter, Vater, Kind – so wie Remy früher mit ihren Puppen. Nur dass es bei ihnen im Moment keinen Vater gab.
    Das Telefon klingelte, aber sie ging nicht ran. Es war sowieso nie für sie. Megan rief nicht mehr an, weil Remy nie gewusst hatte, worüber sie mit ihr reden sollte. Sie wollte Megan nichts von den Jungs aus der Wohngemeinschaft erzählen, weil Megan es womöglich ihrer Mutter verraten würde, die sich wiederum veranlasst sehen könnte, Faith darüber zu informieren. Wenn das geschähe, würde Remy das Haus vermutlich nie wieder verlassen dürfen.
    Sie konnte sich nicht mehr erklären, warum sie sich auf die Tapeten-Aktion eingelassen und eine Weile vergessen hatte, dass ihre Mutter eine echte Plage war. Sie wohnte nicht wirklich hier und würde sich hier nie zu Hause fühlen. Sie wusste nicht, warum sie diesen Quatsch über die schönen Lichter gesagt hatte, die ihr in Wirklichkeit nur schmerzhaft bewusst machten, dass es da draußen eine Welt gab: eine Welt, in die sie fliehen würde, sobald sie alt genug war.
    In der letzten Zeit hatte sie nur für die wenigen Stunden in der Woche gelebt, in denen sie aus diesem Georgetown-Knast abhauen und Enzio treffen konnte. Jetzt, da sie in Einzelhaft saß, war es selbst mit dieser Ablenkung von ihrem Elend vorbei.
    Faith klopfte zum wiederholten Mal an ihre Tür, und Remy rang sich ein lethargisches „Herein“ ab.
    „Das war Alex. Sammy und er haben ein Stück geschrieben,und sie wollen es Sammys Mutter und mir vorführen, bevor er nach Hause kommt. Möchtest du mitkommen?“
    Das war so blöd, dass Remy es nicht einmal für nötig hielt, zu antworten. Sie verdrehte nur die Augen.
    „Kann ich mich darauf verlassen, dass du keinen Unsinn machst?“ fragte Faith. „Es wird vielleicht ein Weilchen dauern.“
    „Was zum Beispiel? Mit Streichhölzern spielen? Abflussreiniger trinken?“
    „Bleib im Haus. Ich weiß nicht, wann ich wieder da bin“, sagte Faith, „aber ich erwarte auf jeden Fall, dich

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