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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Hope verschwunden ist?“
    „Wir sollten diese Fragen der Reihe nach angehen.“
    „In Ordnung. War sie krank? Hat sie das Zimmer deshalb nicht neu tapeziert?“
    „Ich erinnere mich nicht, dass die Schwangerschaft mit Komplikationen verbunden war. Keinen organischen jedenfalls.“
    Dieser Nachsatz schien auf etwas hinzudeuten. Faith hakte nach. „Dann war sie also niedergeschlagen? Hat es sich um eine schwierige Schwangerschaft gehandelt, weil meine Mutter unglücklich war?“
    „Manchmal kann man am meisten von denjenigen erfahren, die von der Sache direkt betroffen sind.“
    „Dottie Lee, die Entführung meiner Schwester ist eine offene Wunde.“
    Dottie Lee schwieg einen Augenblick. „Sie war nicht glücklich, liebe Faith. Ich nehme an, die Schwangerschaft war keine gute Zeit für sie.“
    Faith wusste, wenn sie sich einfach nach dem Grund erkundigte, würde Dottie Lee ausweichend antworten. Sie musste die Frage anders formulieren. „War sie wegen meines Vater unglücklich?Wegen all der Verpflichtungen, die mit seinem Amt verbunden waren?“
    „Wie kommen Sie darauf, dass seine Arbeit die Ursache war?“
    Faith fiel etwas ein, worüber sie in der Bibliothek gestolpert war. Für eine der vielen mühsam zusammengezimmerten Reportagen, die sie überflogen hatte, waren einige Freunde der Familie von einem Journalisten, der sich offensichtlich auf der verzweifelten Suche nach einem Skandal befunden hatte, befragt worden. Das Bild ihrer Eltern, das sich aus dem Artikel ergeben hatte, war Faith merkwürdig vorgekommen. Sie waren nur selten ausgegangen. Lydia schien den Gesellschaftstrubel von Washington nicht zu mögen und hatte sich nur daran beteiligt, wenn es unumgänglich gewesen war. Außerdem hatte Joe, der Lydia anfangs stolz herumgezeigt hatte, ihr offenbar nahe gelegt, sich während der Schwangerschaft zurückzuziehen. Als sie das gelesen hatte, war Faith das alles wie ein Hirngespinst eines Pressemenschen vorgekommen, der eine Titelseite füllen musste. Jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher.
    „Ich weiß, dass sie während der Schwangerschaft nicht viel unternommen hat. Wenn sie nicht krank war, hatte sie vielleicht das dringende Bedürfnis, sich ein Nest zu bauen. Aber andererseits hat sie ihrem Kind gerade kein Nest gebaut.“
    „Nein, allerdings nicht. Bis Joe und sie das Baby aus der Klinik geholt haben, war dieser Raum das Arbeitszimmer Ihres Vaters. Ich glaube, sie haben wirklich nur ein Bettchen und eine Wiege hineingestellt.“
    „Wollten sie kein Kind? Ist es das? War Hope ein Missgeschick?“
    „Ich habe nicht in diesem Haus gewohnt – vor allem habe ich nicht in ihrem Ehebett geschlafen.“Faith versuchte sich aus dem, was sie wusste, und dem, was sie sich zusammenreimen konnte, ein Bild zu machen. „Mit meinem Vater kommt man nur schwer aus. Es war sicher nicht leicht, sich an ihn zu gewöhnen. Und dann noch ein Baby ... Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass meiner Mutter ihr Kind so egal war, dass sie kein Kinderzimmer eingerichtet hat.“ Plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie blickte hoch. „Es sei denn, meine Eltern hatten so ernsthafte Eheprobleme, dass Hope eine unwillkommene Verbindung darstellte. Vielleicht betrachtete meine Mutter Hope als Scheidungshindernis.“
    „Lydia hat nie von Scheidung gesprochen.“
    „War sie unglücklich genug, um sich eine zu wünschen?“
    „Ihrer Mutter gefiel es, die Frau eines Kongressabgeordneten zu sein. Sie ist in einer Politikerfamilie aufgewachsen. Sie wollte die glücklichen Jahre ihrer Kindheit wieder aufleben lassen, in der sie lauter interessante und wichtige Leute kennen gelernt hatte. Nein, es gibt andere Wege, sich von den Fesseln einer Ehe zu befreien.“
    Faith hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte.
    Dottie Lee stand auf. „Haben Sie sich mal Fotos von Ihrer Mutter angeguckt, Liebes? Als sie frisch verheiratet war?“
    Eigenartigerweise hatte Faith das ausgesprochen selten getan, sodass sie sich nur an wenige Aufnahmen erinnerte. An die Entführungsfotos natürlich. Fotos von ihrem Vater mit bedeutenden Politikern. Eines mit Präsident Kennedy, einige Jahre vor seiner Ermordung. Ein anderes mit dem jungen Nixon während seines erfolglosen Wahlkampfes um das Gouverneursamt in Kalifornien. Lydia konnte man auch auf diesen Fotos entdecken, aber sie wirkte eher wie eine Komparsin.
    Dottie Lee wartete Faith’ Antwort nicht ab. „Lydia war einereizende junge Frau. Ich habe nie begriffen, warum sie sich

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