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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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schon weg.“
    „Besteht die Hoffnung, dass deine Mutter Remy bei sich behält?“
    Sie grinste. „Mutter ist alles Mögliche, aber bestimmt keine Masochistin.“
    „Steht ihr euch sehr nahe, deine Mutter und du?“
    „Na ja, so nahe, wie sie es zulässt.“
    „Ich habe sie nur flüchtig kennen gelernt, aber sie ist ganz anders als du, nicht? Du bist herzlich und großzügig. Ich bezweifele, dass man das auch von ihr behaupten kann.“
    Dass Pavel sie so wahrnahm, tat Faith gut. „Sie arbeitet an sich. Es ist verrückt: Seit wir hergezogen sind, ist sie schon viel offener geworden. Dabei hätte ich eher das Gegenteil erwartet.“
    „Vielleicht sind in diesem Haus nicht nur schlimme Dinge passiert. Immerhin war es das erste gemeinsame Zuhause deiner Eltern.“ Er schien ihre Gedanken lesen zu können. „Was aber nicht heißt, dass es eine schöne Zeit gewesen sein muss ...“
    „Vielleicht hast du Recht.“ Sie wechselte das Thema. „Wie auch immer: Wohin geht’s? Was hat es mit der Überraschung auf sich?“
    „Du bist furchtbar neugierig, was?“
    „Ich habe mich fast mein ganzes Leben in Geduld geübt. Ich glaube, deshalb bin ich jetzt so ungeduldig.“
    „Dann schnapp dir einen Mantel, und wir brechen auf.“
    „Aber es ist doch draußen gar nicht kalt.“
    „Man weiß ja nie.“
    Sie hängte sich eine Wolljacke um die Schultern und verließ mit ihm das Haus. Als sie die Tür hinter sich abschloss, fühlte sie, wie die Last des Alltags von ihr abfiel. „Ich bin zu allem bereit.“
    „Ich werde dich beizeiten daran erinnern.“ Er lächelte, als er das sagte, warf ihr jedoch einen zweideutigen Blick zu. Sie wusste nicht, was er ihr zu verstehen geben wollte, aber das würde sie schon noch herausfinden.
    Auf West-Virginia war sie nicht gefasst. Nicht auf die Interstate 80, die zu dem Cottage führte, das David für sie gekauft hatte. Nicht auf die Abzweigung zu „Granger’s Food and Gas“ und am allerwenigsten darauf, dass Pavel hier Halt machen würde.
    Irgendwo auf der langen Fahrt war sie eingeschlafen. Aus dem Radio war Softjazz gedrungen, und sie hatte die Augen geschlossen. Als sie die Lider wieder aufschlug, erkannte sie entsetzt, dass sie sich ganz in der Nähe jenes Ortes befanden, an dem sie ihren Gatten in den Armen eines anderen Mannes ertappt hatte.
    Während sie noch nach den richtigen Worten suchte, um Pavel das beizubringen, bog er auf den Parkplatz von „Granger’s“ ab. Als er bemerkte, dass sie nicht mehr schlief, sagte er: „Hey, Dornröschen. Bleib im Auto und schlaf weiter.“
    Sie rutschte auf dem Sitz etwas tiefer und hoffte inständig, dass niemand herauskäme und sie erkannte. „Was tun wir hier?“
    „Hab nur was vergessen.“ Er stieg aus.
    Faith hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst.
    Er brauchte ewig. Sie saß im Auto und fragte sich, ob sie ihm die Wahrheit erzählen sollte: dass ihr schon das bloße Hiersein, die Luft von West-Virginia, der vertraute Anblick der Berge höllisch wehtaten. Als ein Auto neben dem von Pavel zum Stehen kam,rutschte sie noch ein bisschen tiefer in den Sitz und drehte den Kopf zur Seite. Die Tür schlug zu, und sie hörte Schritte. Als sie kurz in diese Richtung schaute, sah sie Tubby, der sie durchs Fenster anstarrte.
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte, bis sie begriff, dass er von ihr erwartete, das Fenster zu öffnen. Sie drückte auf den Knopf, aber da der Motor nicht lief, tat sich nichts. Sie verfluchte insgeheim das einundzwanzigste Jahrhundert, öffnete die Tür und stieg aus.
    „Tubby.“ Sie rang sich ein Lächeln ab und lehnte sich steif gegen das Auto. „Mrs. Bronson.“ Tubby strahlte über beide Ohren. „Was für eine Freude.“
    „Danke gleichfalls.“ Im Stillen bat sie um Vergebung für diese Lüge.
    „Diese Leute, die Ihr Cottage gekauft haben, kommen alle ein, zwei Wochen her, aber es ist nich dasselbe wie früher. Der redet nich mit mir wie Ihr David. Schert sich nich drum, was ich von allem denk.“ Tubby zog einen Träger seiner Latzhose hoch, um sein Bedauern zu unterstreichen.
    Sie hatte keine Ahnung, was sie ihm antworten sollte, und rettete sich in einen Gemeinplatz. „Wir haben uns immer gerne mit Ihnen unterhalten.“
    „Geht’s Ihnen halbwegs?“
    „Ja, danke. Ich wohne jetzt in Washington D. C. In einem alten Haus in Georgetown.“
    „Und der Mister?“
    „Mit David ist auch alles in Ordnung.“ Sie war sich unschlüssig, wie viel sie ihm verraten sollte. Sie befand sich im Herzen

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