Das Haus in Georgetown
die meisten.“
„Was meinen Sie ?“
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Manche Ehen, die können durch nichts gerettet werden, durch gar nichts.“
Sie spürte, dass er über seine eigene Ehe sprach, und fühlte sich seltsam erleichtert. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die sich am Elend anderer Leute weideten, aber zu wissen, dass Dominik ähnliche Probleme hatte wie sie, gab ihr das Gefühl, ihm noch näher zu sein.
„Ich vermute, meine Ehe mit Joe würde durch ein Baby auch nicht besser.“
Er überlegte kurz, bevor er antwortete. „Sie sind nicht glücklich, Mrs. Huston?“
„Lydia. Nennen Sie mich doch bitte beim Vornamen. Wir kennen uns doch jetzt schon einige Zeit.“
Er zuckte mit den Schultern, ein gewaltiges Schauspiel seiner Muskelmassen.
„Ich bin nicht glücklich.“ Sie fragte sich, was sie ihm heute noch alles anvertrauen würde.
„Sie sind jung. Das Zusammenleben ist neu für Sie. Sie werden sich daran gewöhnen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe einen Fehler gemacht und weiß nicht, wie ich ihn ausbügeln kann. Ich will keine Scheidung, aber ich möchte auch nicht verheiratet bleiben.“ Tränen traten ihr in die Augen. Vielleicht war es leichter, so etwas einem fast Fremden zu beichten. Vielleicht lag es einfach daran, dass Dominik da war, als sie jemanden zum Reden brauchte.
Vielleicht lag es auch einfach daran, dass Dominik eben Dominik war.
„Scheidung ist nicht möglich?“ hakte er nach.
„Ich halte nichts von Scheidungen. Ich finde, man muss zu den Entscheidungen stehen, die man getroffen hat.“
„Da bin ich einer Meinung mit Ihnen. Meine Frau ist katholisch, für sie kommt das sowieso nicht in Frage.“
„Wir sind ja ein großartiges Gespann.“
„Ich wollte nicht neugierig sein.“
„Und ich wollte Ihnen nicht die Ohren voll heulen.“ Die Redewendung irritierte ihn offensichtlich, und Lydia musste lachen. „Jetzt habe ich aber genug über mich geredet.“
Eine Träne ließ sich nicht länger zurückhalten und glitt über ihre Wange. Dominik stellte sein Glas ab und fing die Träne mit einer Fingerspitze auf. Sie schloss die Augen, und er strich ihr sacht über die Wange, um Lydia zu trösten.
„Es tut mir Leid.“ Sie schluckte. „Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist.“
Sie spürte seine Arme an ihrem Rücken, starke, besänftigende Arme. Er zog sie an seine Brust, damit sie sich besser fühlte. Ihn nun ihrerseits zu umarmen kam ihr vollkommen natürlich vor – so als sei sie mit ihm verheiratet und nicht mit diesem Mann, der sie nach einem ungeduldigen Tätscheln von sich geschoben hätte.
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und wollte den Tränen freien Lauf lassen, aber ihr Kummer hatte sich offenbar schon gelegt; er war einem anderen Gefühl gewichen.
Sie bemerkte, wie ein Schauder durch Dominiks Körper lief und in ihr eine ganz ähnliche Welle der Erregung auslöste. Er fühlte sich großartig an, und das ging weit über Trost hinaus.
Sie musste sich von ihm lösen, bevor es zu spät war. Sie hatte keine Angst vor Dominik. So stark er auch war, er würde sie niemals bedrängen.
Sie hatte vielmehr Angst vor sich selbst.
Keiner der beiden rührte sich. Schließlich blickte sie hoch. Mit halb geschlossenen Lidern schaute er sie an. Er ließ sie nicht los,verstärkte seine Umarmung jedoch auch nicht. Er stand ruhig da und wartete darauf, dass sie ihm sagte, was zu tun war.
Welten taten sich ihr auf.
Jetzt blieb Lydia, die seit neununddreißig Jahren keine derart leidenschaftliche, mit brennendem Verlangen erfüllte Umarmung mehr erlebt hatte, nichts anderes übrig, als sich selbst Trost zu spenden. Sie schlang die Arme um ihren Körper und lehnte die Stirn ans Fenster.
25. KAPITEL
„Also, bequem und warm“, hatte Pavel Faith angewiesen, als sie über ihre Verabredung für Samstag gesprochen hatten. Die Kinder würden über Nacht bei Lydia bleiben, sodass Faith nicht zu einer bestimmten Zeit zurück sein musste.
Sie hatte nachgefragt und die Auskunft erhalten, dass er mit „bequem“ nicht die Art von Garderobe meinte, in der man auf der M Street Pizza essen ging. Solche Kleidung hielt er für förmlich. Mehr hatte sie aus ihm nicht herausbekommen. Ihr Ausflugsziel sollte ein Geheimnis bleiben. Wenigstens musste sie am Samstagnachmittag, als sie sich umzog, nicht ewig darüber nachdenken, was sie anziehen sollte. Sie schlüpfte in ein Paar Jeans, das noch nicht zu sehr kniff, und in ihren grünen
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