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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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nicht wusste, wie weit sie schon war. Schon seit Monaten hatte sie sich ständig – außer in Dominiks Armen – müde und abgeschlagen gefühlt. Joes Beruf beanspruchte ihre Zeit und Energie. Die Renovierung des Hauses und die Haushaltsführung kosteten ebenfalls viel Kraft. Sie hatte sich gegen ein Dienstmädchen gewehrt, sodass die ganze Hausarbeit an ihr hängen blieb.
    Ihre Tage waren erst verspätet, dann spärlich und schließlich überhaupt nicht mehr gekommen. Sie hatte all das auf ihre Erschöpfung und Depression zurückgeführt. Sie hatte den Gedanken, mit Joe ein Kind zu haben, so weit von sich gewiesen, dass sie lange gar nicht auf das Naheliegende gekommen war.
    „Es ist Joes Baby“, wiederholte sie. „Immer, wenn er zu Hause ist, will er Sex. Selbst wenn er nur kommt, um sich zwischen zwei Reisen umzuziehen.“
    Dominik stand regungslos da. Er fingerte an seinem Mantel herum, fuhr mit den Fingerspitzen über die Wolle, vor und zurück. „Das macht alles anders.“
    „Ja.“ Ihre Stimme zitterte.
    „Wie soll es weitergehen?“
    Im Grunde fragte er sie, wie es ohne ihn weitergehen sollte – nicht vorwurfsvoll, sondern mitfühlend. Er wusste sehr wohl, wie viel ihr die gemeinsamen Stunden bedeuteten. Wenn sie mit ihm zusammen war, fühlte sie sich wie die Frau, die sie sein wollte. Wenn sie mit Joe zusammen war, kam sie sich nur wie dessen Anhängsel vor.
    „Und was ist mit dir?“
    Er zuckte mit den Schultern. Vor der Haustür hatte er müde ausgesehen. Jetzt wirkte er gramgebeugt, ungewohnt fahl. Die Glut seiner Augen schien erloschen zu sein. „Ich habe Pasha. Wenn es ihn nicht geben würde ...“ Wieder zuckte er mit den Achseln.
    Sie hatten nie über die Unterschiede zwischen ihnen geredet, um die Kluft dadurch nicht noch zu vergrößern. Doch jetzt hatte es keinen Sinn mehr, der Wahrheit auszuweichen.
    „Ich wünschte, ich wäre stark genug, Joe zu verlassen“, sagte sie. „Wenn ich stärker wäre, würde ich es tun. Ich würde mir Arbeit suchen und mein Kind ohne ihn großziehen. Ich würde in einer winzigen Wohnung in der Stadt auf dich warten, auf die Nächte hinleben, in denen du dich zu Hause fortstehlen und mich besuchen könntest. Aber so stark bin ich nicht, Dominik. Ich brauche das, was Joe mir bieten kann. Und er würde mich nicht gehen lassen, nicht in Frieden. Nicht ohne zu versuchen, mir das Kind wegzunehmen.“
    „Auch ich habe Wünsche, die wohl nie wahr werden.“
    „Wir dürfen uns nicht mehr wiedersehen.“
    „Die Arbeit im Haus ist nicht fertig.“
    „Ich kann den Rest selbst erledigen. Wenn nötig, finde ich einen anderen Handwerker.“
    „Nein, ich werde Sandor schicken.“
    Sie wollte ablehnen, da eine solche Verbindung zu ihm sie schmerzen würde, aber sie begriff, dass Dominik beabsichtigte, ihr auf diese Weise wenigstens ein bisschen Unterstützung zukommen zu lassen. Sie neigte den Kopf, um kurz zu nicken, konnte ihn aber nicht mehr heben, um ihm in die Augen zu sehen.
    „Ich habe erkannt, dass es wenig Glück gibt auf der Welt. Ich habe meins bei dir gefunden“, eröffnete er ihr.
    Tränen strömten aus ihren Augen, aber sie schaute ihn nicht an. „Ich glaube, du solltest jetzt gehen.“
    „Ich wünsche dir ein gesundes Baby. Ein Mädchen? Würde dir das gefallen?“
    Eigentlich war ihr das gleichgültig. Sie konnte sich ohnehin nicht vorstellen, bald Mutter zu sein. „Ein Mädchen wäre ... schön.“
    „Dann wünsche ich dir das.“
    Sie spürte seine Finger unter ihrem Kinn und hob mit seiner Hilfe den Kopf so weit, dass ihre Blicke sich trafen.
    „Etwas, das bleibt“, sagte er.
    „Bitte geh.“
    Er ließ die Hand sinken und seufzte. Dann drehte er sich um.
    Er zog seinen Mantel nicht an, obwohl es draußen ein wenig schneite. Er lief zur Tür und schloss sie hinter sich. Ruhig. Scheinbar ungerührt.
    In der Stille des Hauses brach Lydia in Schluchzen aus.
    Neununddreißig Jahre später weinte sie wieder.

27. KAPITEL
    Meistens kam Pavel frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit bei Faith vorbei. Sie hatte dann immer schon Kaffee gekocht, und bevor er nach Nord-Virginia zu „Scavenger“ fuhr, redeten sie über ihre jeweiligen Pläne für den Tag oder über das Hin und Her der laufenden Präsidentschaftswahlen.
    Und manchmal, so wie heute Morgen, brachte er viel Zeit mit.
    „Ich werde die Befürchtung nicht los, dass eins meiner Kinder uns irgendwann auf frischer Tat ertappt.“ Faith lag in ihrem Bett, den Kopf auf Pavels Schulter. Er war ein

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