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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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den Rest geben, also ließ sie sich die Brüste bandagieren und schluckte die vorgeschriebenen Medikamente. Und sie schob Hope ergeben den Gummisauger zwischen die Lippen, ob das Kind nun wollte oder nicht.
    Die Schwestern teilten ihr mit, Joe sei da gewesen, während sie noch geschlafen hatte, und er habe viel Aufhebens um Hope gemacht. Lydia sah ihn erst am Tag nach der Geburt, als er mit einem Fotografen anrückte, um das freudige Ereignis zu dokumentieren. Sie lächelte pflichtschuldig und ließ ihn für die Fotos das Baby halten.
    Spät am Abend lag sie wach, starrte die Decke an und betete, dass sie den richtigen Weg gewählt hatte. Beim letzten abendlichenFläschchen war Hope weinerlich gewesen, als habe sie die Anspannung ihrer Mutter gespürt. Vor dem Fotografen und den Schwestern hatte Joe sie geküsst und versprochen, morgen wieder vorbeizuschauen, aber Lydia bezweifelte das. Sie war allein in diesem sterilen Krankenhaus, in dem Besuch nicht gern gesehen wurde und die Babys von ihren Müttern getrennt wurden.
    Die Nachtschwester brachte ihr die übliche Schlaftablette, aber als sie sich umdrehte, um kaltes Wasser einzuschenken, ließ Lydia die Tablette unter dem Laken verschwinden. Die Schwester ging und schaltete das Licht aus, und Lydia beobachtete die Schatten, die über die Zimmerdecke krochen.
    Etwas später quietschte die Tür, und sie drehte den Kopf, um zu fragen, was die Schwester vergessen hatte. Dominik durchquerte lautlos den Raum und blieb neben ihrem Bett stehen.
    Sie setzte sich auf und zog sich die Laken über die Brust. Sie trug ein Krankenhausnachthemd und fühlte sich hässlich.
    Er führte einen Finger an seine Lippen. „Ich habe gewartet, bis sie diesen Flügel verlassen hat. Sie kommt nicht zurück, oder?“
    „Nicht in den nächsten Stunden, aber ...“
    „Gut. Also.“ Er legte die Hände auf das Gitter vor ihrem Bett. Sie hatte die Schwester gebeten, es nicht hochzuschieben, aber die Krankenhausordnung schrieb es zwingend vor, selbst für gesunde Wöchnerinnen. Jetzt kam sie sich vor wie im Zoo: Dominik der Besucher, sie das Tier.
    „Was tust du hier?“ wollte sie wissen.
    „Ich möchte meine Tochter sehen.“
    Irgendetwas stieg in ihrer Kehle hoch, vielleicht ein Dementi, vielleicht einfach Galle. Was es auch war, sie schluckte es hinunter. „Ich wusste es nicht“, antwortete sie stattdessen. „Zumindest damals noch nicht, als ich dir gesagt habe, es sei von Joe.“
    „Und später? Du hast es nicht für nötig gehalten, mich zu informieren? Ist dir das nicht in den Sinn gekommen?“
    „Was hätte es genützt? Jetzt ist sie Joes Tochter. Die Geburtsurkunde nennt ihn als Vater.“
    „Und er weiß, dass das nicht stimmt?“
    „Ja, das weiß er.“
    „Welcher Mann würde das einfach so hinnehmen?“
    „Einer, der keine Wahl hat.“ Obwohl die Straßenlaternen vor ihrem Fenster nur wenig Licht ins Zimmer warfen, konnte sie erkennen, dass er ihr nicht glaubte.
    Sie hatte von Anfang an darüber nachgedacht, ob sie Dominik die ganze Geschichte erzählen sollte. Eines Tages würde Joe womöglich entdecken, dass Dominik Hopes Vater war, und sie wollte verhindern, dass er ihren Geliebten bestrafte oder dessen Familie Schaden zufügte. Sie war sich nur allzu bewusst, dass einem Mann wie Joe viele Möglichkeiten offen standen. Wenn Dominik die Wahrheit kannte, konnte er sich vielleicht wehren. Das war die einzige Hilfe, die sie ihm anzubieten hatte.
    Sie beugte sich, noch immer das Laken an die Brust gepresst, vor und sprach sehr leise. „Letztes Jahr, nach der Schweinebucht, haben Joe und einige andere politische Führer ein Attentat auf Präsident Kennedy geplant.“
    Sie senkte die Stimme noch mehr. „Joe hasst den Präsidenten. Er hält ihn für einen Vaterlandsverräter. Also hat er mit ein paar anderen einen Plan entwickelt. Für die Tat wollten sie Kubaner anheuern, die, falls sie geschnappt werden sollten, beteuern würden, dass sie den Befehl von Castro erhalten hätten.“
    „So sehr hasst er den Präsidenten? Er würde einem Mann befehlen, ihn zu töten, nur weil ihm seine Politik nicht gefällt?“
    „Er hasst alles an ihm, Dominik. Er glaubt, dass Kennedy unsin die Hölle führt. Joe ist sich sicher, dass der Präsident die Bürgerrechte stärken und die Rassenintegration fördern wird. Eine Amtsübernahme durch Johnson sieht er als einzige Rettung. Der kommt nämlich hier aus dem Süden, verstehst du? Ihn können sie besser einschätzen. Und sie finden, dass

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