Das Haus in Georgetown
sich das schon zusammengereimt, aber es war an Lydia, es der alten Dame zu beichten.
„Am Ende werden Sie feststellen, dass alles zusammengehört, meine Liebe. Ich habe nie geglaubt, dass ein Fremder das Kind mitgenommen hat.“
„Aber Sie haben Dominik ein Alibi verschafft“, hakte Faith nach.
Ihr fiel auf, dass Dottie Lee nicht protestierte und behauptete, in diesem Punkt nur die Wahrheit gesagt zu haben. „Hätte ich der Polizei nicht erzählt, dass er bei mir gewesen ist, dann wäre Dominik vielleicht noch am Leben. Sie hätten ihn vielleicht ins Gefängnis gesteckt, und dort hätte er sich nicht so leicht umbringen können. Daher habe ich ihn bestatten lassen, weil sich sonst niemand darum kümmerte. Er ist in der Oak-Hill-Parzelle meiner Familie begraben, zwischen Senatoren und Staatsmännern. Er hatte etwas Besseres verdient als ein Armengrab. Was auch immer Sie von ihm halten, Dominik war ein guter Mann. Wenn Sie ihn heute besuchen, richten Sie ihm bitte aus, dass ich das immer noch glaube.“
Remy wollte nicht zu Megan. Alle ihre alten Freundinnen würden zu Besuch kommen, und sie würden sich über Dinge unterhalten, mit denen Remy nichts mehr am Hut hatte. Sie war einigen von den Mädchen bei der Pferdeschau begegnet, und obwohl sie nett zu ihr gewesen waren, wusste sie genau, dass sie später hinter ihrem Rücken über sie geredet hatten.
Außerdem kamen sie ihr jetzt sehr jung vor. Manche der Jungs, über die sie sprachen, waren nicht einmal auf der High School. Sie hatte nicht viel über Enzio erzählt, weil Megan es womöglich ihrer Mutter und diese es wiederum Faith berichten würde. Bisher hatte Remy dieses Geheimnis für sich behalten können.
Seit Wochen hatte ihre Mutter es ihr fast unmöglich gemacht, Enzio zu treffen, aber Remy hatte Wege gefunden. Am einfachsten war es, sich davonzustehlen, wenn ihre Mutter aus dem Haus ging und sie mit Alex allein ließ.
Alex hatte natürlich mitbekommen, dass Remy sich oft davonschlich. Er wusste auch, dass Remy ihm das Leben zur Hölle machen würde, wenn er es Faith petzte. Alex wollte cool und erwachsen sein. Er redete sich das gerne ein, was natürlich absurd war, aber sie nutzte diesen Umstand aus. Bisher hatte er den Mund gehalten.
Sie war auch direkt von der Schule zu Enzios Haus gegangen. Einmal hatte sie sich während einer Schülerversammlung der achten Klassen davongestohlen. Sie war gerade rechtzeitig zur Schule zurückgekehrt – wenn auch außer Atem vom Laufen –, um sich von Faith abholen zu lassen.
Sie hatte sogar Unterricht geschwänzt, um zu Lawford’s zu gehen. Das erste Mal hatte einer ihrer Lehrer sie erwischt, aber sie hatte ihm vorgelogen, sie müsse in die Bibliothek. Zum Glück hatte eine Prügelei im Flur ihn abgelenkt, bevor er das überprüfen konnte.
Beim zweiten Mal musste sie feststellen, dass Enzio frei hatte, und da die Zeit nicht reichte, um zu seinem Haus zu laufen, besuchte sie stattdessen Ralph. Ralph erinnerte sich sofort an sie und wollte wissen, warum sie nicht in der Schule war. Sie erzählte es ihm, und er reagierte völlig gelassen, hörte zu und nickte, als verstünde er sie vollkommen. Er hatte die Schule, wie er sagte, auch gehasst, weil er anders als die anderen gewesen war. Aber jetzt gehe er auf die Abendschule, und sie müsse einfach durchhalten. Neue Freunde seien schwer zu finden, aber sie werde schon noch Leute kennen lernen, die sie so mochten, wie sie eben war; er habe es schließlich auch geschafft.
Ralph war anders als alle anderen Männer, die sie kannte, aber trotz seiner blöden Belehrungen mochte sie ihn durchaus – so, wie er eben war.
Sie starrte die Decke an und überlegte, worüber sie mit den anderen bei Megans Party überhaupt reden konnte, als Alex in ihr Zimmer kam. Ihre Mutter war nebenan bei der alten Schachtel, und Alex lehnte sich an den Türrahmen, als wären sie beide alte Freunde. Trotz der entspannten Haltung schien er sich unwohl zu fühlen.
„Du besuchst Megan?“ fragte er.
„Und?“
„Du gehst nicht woanders hin?“
„Megan gibt eine Party.“
„Du könntest noch immer mit Daddy und mir nach Maryland.“
„Als ob ich es an einem Ort aushalten würde, wo er ist.“
„Du fehlst ihm, Remy.“
Einen Augenblick lang konnte sie nichts erwidern. Es war ihr wirklich völlig schnuppe, ob David sie vermisste, aber irgendwie hatte sie einen Kloß im Hals. „Ich komme nicht mit.“
„Jesus hat gesagt, wir müssen einander vergeben.“
„Dann soll Jesus
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