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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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anderen. Denn hier ging es um ihre Zukunft.
    Pavel Quinn war ein guter Mann. Mit Webfehlern, ja. Genau wie sie. Geformt durch das Trauma seiner Kindheit. So wie sie. Auf der Hut vor Gefühlen. Zum Betrug fähig. Genau wie sie.
    Und doch, unter alldem, ein guter Mann.
    „Ich wünschte, du hättest mir gleich mitgeteilt, wer du bist“, meinte sie.
    „Ja. Das wünschte ich mir auch.“
    Sie konnten die Vergangenheit nicht ändern, wohl aberdie Zukunft. Das erkannte sie jetzt. Sie konnte die Zukunft aller Menschen beeinflussen, die sie liebte, angefangen bei sich selbst.
    „Ich bin nicht vollkommen“, erklärte sie. „Kannst du mir das verzeihen?“
    „Faith, ich weiß das schon lange. Ich genieße das. Perfektion stößt mich ab.“
    „Ich verstehe, warum du mir nichts von deinem Vater gesagt hast. Ich habe es schon an dem Abend begriffen, an dem wir uns gestritten haben. Ich konnte nur nicht ...“
    Er seufzte. „Du konntest dir selbst nicht vergeben, dass du dich wieder hattest reinlegen lassen.“
    Sie fühlte sich leer, bis er lächelte. Er hatte ein großartiges Lächeln, voller Wärme. Sein Lächeln wirkte ehrlich.
    Er hob ihr Kinn an, sodass sie einander in die Augen blickten. „Das ist okay. Mir war klar, dass du dahinter kommen würdest. Ich habe einfach abgewartet.“
    Sie schniefte und wusste nicht weiter. Sie fühlte sich reingewaschen und zugleich leer. Es gab im Moment nichts mehr zu sagen. Sie hatte keine Ahnung, wer sie war. Sie wusste nicht, was sie von ihm erwarten durfte.
    Er verstand das. Das las sie in seinen Augen, kurz bevor er sie küsste. Er zog sie an sich, und seine warmen Lippen fanden ihren Mund. Sie drängte ihren Körper noch dichter an seinen, legte ihm die Arme um den Nacken und überließ sich dankbar diesem nicht enden wollenden Kuss.
    Nach einer halben Ewigkeit löste er sich zögerlich von ihr. „Wir sind am falschen Ort dafür, Faith, und es gibt noch immer zu viele offene Fragen, die uns umtreiben. Ich will wieder mit dir zusammen sein, aber nicht jetzt. Erst, wenn alle Hindernisse aus demWeg geräumt sind. Alle Geheimnisse. Alle Lügen. Diese Vergangenheit, die wir nicht begreifen.“
    Erst, wenn sie sich selbst etwas besser verstand. Er sprach es nicht aus, aber sie erkannte, dass das ihr größtes Problem war. Er wollte jetzt nicht von ihrer momentanen Schwäche profitieren, nur um ihr Vertrauen später womöglich erneut zu verlieren.
    „Ist dir klar, dass wir die Sache vielleicht nie aufklären werden?“
    „Irgendwann müssen wir das Leben unserer Eltern hinter uns lassen, aber noch ist der Zeitpunkt nicht gekommen. Und du bist noch zu wackelig auf den Beinen, um eine weitere Komplikation durchzustehen.“
    „Du bist eine Komplikation? Gibst du das zu?“
    „Komm wieder auf die Füße. Ich werde da sein.“
    Sie wusste, dass er Recht hatte. Sosehr sie ihn auch wollte – und ihr Begehren war selbst im schlimmsten Streit nicht erloschen –, er sah das ganz richtig, und dafür war sie ihm dankbar. Denn sein Kuss hatte ihr gezeigt, dass es ihm nicht leicht fiel, noch länger zu warten.
    „Und jetzt sollte ich mich zurückziehen, solange ich den Weg noch finde“, meinte er. „Du musst jetzt allein sein, und für eine weitere Konfrontation hast du heute nicht mehr die nötigen Reserven. Dottie Lee können wir ein andermal befragen.“
    Sie wollte nicht, dass Pavel jetzt das Haus verließ. Was sollte sie mit dem Rest des Wochenendes anfangen? Sich grämen, dass sie sich selbst so lange etwas vorgemacht hatte? Mit sich ins Gericht gehen, weil sie Remy nicht schon vor Monaten in eine Therapie gesteckt hatte? Sich fragen, was passiert wäre, wenn David es heute nicht auf sich genommen hätte, Remy zu suchen?
    Sich überlegen, wer sie sein wollte, wenn sie sich endlich eingestand,wer sie war? Und ob sie bei diesem Showdown Pavel um sich haben wollte?
    Sie griff nach seinen Händen. „Nein, bitte. Ich möchte nicht, dass du gehst.“
    „Bist du sicher?“ Er wartete, bis sie nickte. „Dann bleibe ich.“
    „Ich wasche mir schnell das Gesicht und verschnaufe ein bisschen, und dann besuchen wir Dottie Lee und reden mit ihr. Je eher wir das tun, desto eher können wir weitermachen.“
    „Vielleicht erwarten uns schlechte Neuigkeiten. Es könnte sein, dass wir das, was sie uns zu sagen hat, lieber nicht hören würden.“
    „Ich will es hinter mich bringen. Was wir auch erfahren, ich kann damit leben.“
    „In Ordnung. Ich hoffe, sie ist zu Hause.“
    Sie drückte

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