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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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geleert hat, aber er hat in keiner von ihnen den nötigen Mut gefunden.“
    In den Hotels, die sie abgeklappert hatten, wohnte der Tonnenmann offenbar nicht. Selbst wenn er da gewesen wäre, hatte Faith Zweifel, ob man ihnen das an der Rezeption gesagt hätte. Die Gäste kamen und gingen, und an die meisten konnten sich die Männer am Empfang, die jede Art von Bezahlung akzeptierten und die Schlüssel aushändigten, nicht erinnern.
    In einem heruntergekommenen Restaurant in der Nähe von zwei der Hotels aßen sie zu Abend. Sie saßen schweigend an einem vor Fliegendreck strotzenden Fenster und beobachteten die Bewohner, die dort ein und aus gingen.
    Sie zogen ihre Mahlzeit – Kaffee und erstaunlich gute Cannoli – in die Länge und gestanden sich ein, dass sie keine Spur von Sandor hatten.
    „Wir sollten für heute Schluss machen“, meinte Pavel. „Du siehst geschafft aus.“
    Das war sie, aber zugleich zu aufgedreht, um schlafen zu gehen. „Es gibt noch zwei Hotels, in denen wir fragen können.“
    „Sie liegen nicht gerade in einer guten Gegend.“
    „So wie dieses Restaurant. Sei froh, dass du einen alten Wagen fährst.“
    „Ich habe nie etwas getan, um die Welt zu verbessern.“ Pavel starrte zum Fenster hinaus.
    Sie war überrascht. „Du hast eine Suchmaschine geschaffen, die Millionen von Leuten jeden Tag benutzen.“
    „Und habe damit ein Vermögen gemacht. ,Scavenger‘ spendet an Wohltätigkeitsorganisationen, und ich auch, aber ich habe eigentlich nichts getan .“
    „Pavel, du solltest dich mal hören.“
    Er schaute in ihre Richtung. „Es ist ein großer Unterschied, ob man ein Problem mit Geld zuschüttet oder versucht, es zu lösen.“
    „Was solltest du sonst noch tun?“
    „Ich könnte Jobs schaffen. Computertraining anbieten und eine Arbeitsvermittlung betreiben. Eine Einrichtung, die den Leuten den Einstieg erleichtert.“
    „Bei ,Scavenger‘?“
    „Nein, ich kündige zum Sommer.“
    Faith war überrascht, dann beleidigt. „Das ist eine wichtige Entscheidung. Und du hast mir nichts davon gesagt.“
    „Wir haben nicht mehr auf so gutem Fuß gestanden.“
    Sie fummelte an der rot-weiß-karierten Plastiktischdecke herum. „Ich habe das vermisst: zu wissen, wie es dir geht und was du tust.“
    „Du hast mich vermisst?“
    Sie guckte ihn an. „Du setzt mich unter Druck.“
    „Ich fühle mich nicht gerade wohl in meiner Haut. Ich möchte doch nur, dass du mein Ego ein bisschen streichelst.“
    „Natürlich hast du mir gefehlt.“
    „Was genau hat dir gefehlt?“
    „So viel Futter braucht dein Ego nicht.“ Sie schaute wieder zum Fenster hinaus. Zwei Männer liefen langsam vorbei, der einehinkte stark. Ihre Kleidung war schäbig und dünn, und der Mann, der normal gehen konnte, trug einen Rucksack auf dem Rücken. Beide sahen aus, als lebten sie schon lange auf der Straße: als hätten Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sie zu den Menschen gemacht, die sie jetzt waren.
    „Was für ein Leben“, sagte Faith. „Und doch hat Sandor dafür Frau und Kinder im Stich gelassen. Warum?“
    „Menschen machen schreckliche Fehler. Manchmal ist es unmöglich, zurückzukehren.“
    „Vor allem, wenn in der Vergangenheit etwas vorgefallen ist, das man nicht bewältigen kann.“
    „Worüber konnte er nicht hinwegkommen?“
    Faith stand auf. „Lass es uns herausfinden.“
    „Bist du sicher, dass du noch mehr gelangweilte Rezeptionisten erträgst?“
    „Ich werde heute vermutlich sowieso nicht gut einschlafen.“
    „Ich könnte dir dabei helfen.“
    Trotz allem musste sie lächeln. „Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, es langsam anzugehen?“
    „Oh, ein Missverständnis. Ich habe gedacht, wir hätten beschlossen, es jetzt langsam anzugehen .“
    Sie warf ihm einen strengen Blick zu und erinnerte sich gleichzeitig wohlig an einige Szenen in seinem Unterschlupf in West-Virginia.
    Im nächsten Hotel saß ein vergleichsweise aufmerksamer Mann am Empfang, der ihnen aber nicht helfen konnte. Leider passte ihre Personenbeschreibung auf Tausende von Männern, die bei ihm eine Unterkunft suchten. Sie sprachen einige Gäste an, die sie in der winzigen Lobby trafen, aber keiner kannte Alec.
    „Ein Hotel noch“, sagte Pavel. „Dann sind wir am Ende derFahnenstange. Morgen können wir die Parks abklappern. Vielleicht treffen wir da jemanden, der weiß, wo Alec steckt.“
    „Es würde mich nicht wundern, wenn er zum Überwintern nach Süden gegangen wäre. Das würde ich jedenfalls tun, wenn

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