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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Es war ihr nicht gelungen, die Flecken auf dem PVC-Bodenbelag wegzuwischen. „Wir müssen eine Liste machen.“
    Alex hatte die Fenster an der Vorderseite des Hauses geputzt und sich bei Laune gehalten, indem er seine Putzmethode „wissenschaftlich“ optimiert hatte. „Was für eine Liste?“
    „Mit allem, was hier getan werden muss.“
    „Was ist denn nicht in Ordnung?“
    Sie schüttelte den Kopf. „So ziemlich alles.“
    „Mir gefällt’s hier trotzdem.“
    Sie fragte sich, ob er das nur ihr zuliebe sagte und sie wirklich schon bereit für einen derart ergreifenden Rollentausch war.
    „Der Boden ist immer noch ganz schön eklig.“ Er ging zu einer Ecke, an der nichts auf dem Fußbodenbelag stand, und schob das Kittmesser darunter, mit dem Faith einen alten Kaugummi abzulösen versucht hatte. „Darunter sind noch andere Schichten.“
    „Ich weiß.“
    „Was ist ganz unten?“
    Sie war sich nicht sicher. Als er die PVC-Schichten zurückbog, ließ sie ihn gewähren. Alex lief zur Bestform auf, wenn es etwas zu entdecken gab. „Irgendwas Interessantes?“
    „Einfach Holz. Wie im ganzen Haus.“
    Genau darauf hatte sie gehofft. „Fantastisch. Wir sagen denHandwerkern, sie sollen das ganze Plastikzeug entfernen und die Dielen wieder aufmöbeln.“ Sie fühlte sich ein bisschen besser.
    „Was ist sonst noch nicht in Ordnung?“
    „Alles muss neu gemacht werden. Strom- und Wasserleitungen, Arbeitsflächen, Schränke.“
    „Was ist denn mit diesen hier? Können wir sie nicht einfach anstreichen?“ Alex klopfte an den Schrank, der am nächsten an der Frühstücksnische stand – einem fensterlosen Winkel, gerade groß genug für einen Tisch.
    „Du meinst, wenn wir sie mit weißem Lack aufmöbeln ...“
    „Weiß? Rot!“
    „Rote Schränke?“ Voller Sehnsucht dachte sie an ihre Shaker-Stil-Küche in McLean, die aus naturbelassenem Ahorn und vanillefarbenem Corian bestand.
    „Niemand sonst hat so eine Küche, und sie gehört uns, stimmt’s? Also können wir es uns aussuchen.“
    Jemand hämmerte gegen die Haustür. Faith fragte sich, wer das sein mochte und mit welchen neuen Unglücksbotschaften sie jetzt wieder rechnen musste. „Ich schaue mal nach.“
    „In Ordnung. Ich suche so lange nach Lefty.“
    Großartig. Ihr Sohn hatte sich einen Namen für das Ungeziefer ausgedacht.
    Sie lugte zum Seitenfenster heraus und erblickte eine unbekannte Frau. Faith öffnete die Tür. Ohne Turban und in schwarzen Crêpe gekleidet, sah die Nachbarin zwar völlig anders aus, aber Faith erkannte sie am graziösen, langen Hals und ihren bemerkenswerten Wangenknochen.
    „Oh, hallo. Wie schön ...“ Mehr fiel ihr nicht ein. Wie sich zeigte, war das auch gar nicht nötig.
    „Ich bringe Ihnen eine Flasche Scotch. Glenfiddich, um genauzu sein. Ein guter Single Malt. Unter den gegebenen Umständen durfte es auch nichts anderes sein. Schlechter Scotch macht einen nur betrunken – was vielleicht gar nicht so dumm wäre, wenn man bedenkt, was Sie sich hier aufgeladen haben. Aber guter Scotch wird Sie glauben lassen, dass nichts unmöglich ist – was natürlich nicht stimmt, aber ich garantiere Ihnen, dass Ihnen das egal sein wird.“ Sie hielt Faith die Flasche hin.
    Faith, die nicht trank, nahm sie entgegen. „Ja, also ...“
    „Ich würde gerne reinkommen und mir angucken, was hier passiert.“
    Faith trat zurück. „Schauen Sie sich ruhig um, aber das Haus ist eine echte Katastrophe.“
    „Niemand weiß das besser als ich.“ Nach kurzem Zögern trat die Frau ein. Ihr feines weißes Haar war schulterlang und ihre Haut von Falten durchfurcht, aber perfekt gepflegt. „Ich kann Ihnen genau sagen, wie es zu dieser Katastrophe gekommen ist, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.“
    „Entschuldigung, aber ich kenne Ihren Namen noch immer nicht.“
    „Das ist unbegreiflich. Ich bin Dottie Lee Fairbanks. Ich lebe seit einundachtzig Jahren im Nachbarhaus, und man wird mich nur auf einer Bahre da rauskriegen. Wenn ich so kalt und hart bin wie mein Türgriff.“
    „Angenehm, Mrs. Fairbanks.“
    „Nie Mrs. Nur Dottie Lee, und bitte nie ohne das Lee.“
    „Ich werd’s mir merken.“ Faith stellte den Glenfiddich auf der untersten Treppenstufe ab und folgte der Frau, deren Gang die einundachtzig Lebensjahre nicht verriet. „Und ich bin Faith.“
    „Ja, ich weiß, wer Sie sind. Ich habe Ihren Ehemann in einigen Talk-Shows gesehen.“
    Faith senkte die Stimme. „Exmann. Sehr bald.“
    „Ja, nun, er

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