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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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wirkte recht nett, obwohl er bei jeder politischen Debatte auf der falschen Seite steht. David Bronson ist ein gutes Beispiel dafür, wie leicht ein kluger Mensch in die Irre geführt werden kann.“
    „In die Irre geführt?“
    „Er ist gegen alles, was er unterstützen sollte. Wenn man seine Politik auf den Kopf stellt, erhält man ein perfektes Parteiprogramm. Ihr Vater hingegen bräuchte mehr als nur eine 180-Grad-Wende. Bei Joe Huston hilft nur eine Lobotomie. Ich hoffe, Sie haben den klaren Kopf Ihrer Mutter geerbt, Mädchen. Selber denken! Selber denken!“
    Faith war zu neugierig, um beleidigt zu sein. „Wie gut kennen Sie meine Eltern?“
    „Besser als mir lieb ist – vor allem Ihren Vater. Ihre Mutter ...“ Sie blieb mitten im Esszimmer stehen und zog eine Grimasse. „Ihre Mutter ist nicht mehr die Frau, die sie einmal war.“
    Dottie Lee ging weiter, auf Alex zu. „Und wen haben wir hier? Alex Bronson. Ähnelt Joe ein bisschen, sieht aber besser aus. Viel besser.“
    Alex war fasziniert. „Sie sind die Dame von nebenan.“
    Dottie Lee lachte. „Oh, bitte nicht, junger Mann. Niemals Dame. Damen sind langweilig!“
    Alex schielte zu seiner Mutter hinüber, als wollte er sie fragen, was er darauf antworten sollte.
    „Und was denkst du über euren Umzug in dieses Haus, Alex Bronson?“ wollte Dottie Lee wissen. „Was hältst du davon?“
    „Tja, ich finde, es ist besser, als bei meinem Großvater zu wohnen.“
    „Bei Joe? Natürlich ist es besser. Wie ich sehe, putzt du Fenster,Alex Bronson. Ich habe dir von draußen zugesehen. Wenn du hier fertig bist, möchtest du dir dann vielleicht meine Fenster vornehmen?“
    Alex guckte seine Mutter fragend an. Faith zuckte mit den Schultern.
    „Klar“, sagte er. „Aber es wird ‘ne Weile dauern. Hier gibt es viel zu tun. In ein paar Wochen vielleicht.“
    „Und du hilfst deiner Mutter?“
    „Hm-m.“
    „Ja, Ma’am“, korrigierte Faith.
    Dottie Lee schüttelte den Kopf. „Auch niemals Ma’am, bitte, selbst wenn wir in einer Stadt der Südstaaten leben, was die Leute manchmal vergessen. Du kannst mich Dottie Lee nennen“, erklärte sie Alex.
    „Okay, Dottie Lee.“
    Faith verkniff sich einen Kommentar.
    „Und jetzt muss ich gehen. Das Obergeschoss schaue ich mir nächstes Mal an. Für einen Tag reicht es jetzt.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging rasch zur Tür zurück. Faith folgte ihr.
    „Bei mir gibt es jeden Mittwochnachmittag um vier Tee“, sagte Dottie Lee. „Das ist eine schöne Sitte, selbst wenn sie von den Engländern stammt. Um die Zeit werden Sie eine Pause gebrauchen können. Ich erwarte Sie und Ihre Kinder bei mir.“ Sie öffnete die Tür.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ...“
    Dottie Lee drehte sich um. „Faith, in der Prospect Street gelten ein paar eiserne Regeln. Dazu gehört, dass man meine Einladungen niemals ausschlägt.“ Dann lächelte sie.
    Faith hatte das Gefühl, dass das Zimmer um fünfzig Kilowatt heller wurde. Das Lächeln war umwerfend. „Wir kommen. ZumindestAlex und ich. Ich weiß nicht, ob ich meine Tochter dazu bringen kann, ihr Zimmer zu verlassen.“
    „Wie alt ist sie?“
    „Vierzehn.“
    „Und unglücklich.“ Dottie Lee nickte, wandte sich dann um und ging die Stufen hinab.
    Faith blickte ihr nach und fragte sich, wie wohl die anderen Lebensregeln der Prospect Street lauteten.

7. KAPITEL
    Das Mittagessen verlief nicht gut. Bei „Booeymonger“, einem kleinen Schnellrestaurant auf der Prospect Street, fand sich nichts, was Remys Appetit wecken konnte. Während Faith und Alex Sandwiches von der Größe eines Paperback-Wörterbuchs verdrückten, nippte sie bloß an einer Flasche Wasser. Auf dem Rückweg versuchte Faith sie vergebens für Sehenswürdigkeiten zu interessieren: Cafe Milano, eines der angesagtesten Restaurants der Stadt; das wunderschöne und elegante Prospect House, in dem einst ausländische Würdenträger logierten. Remy war nicht zu beeindrucken.
    Einen Block von ihrem Haus entfernt machte Remy schließlich den Mund auf. „Da ist wieder dieser Mann.“ Sie blieb abrupt stehen und streckte den Finger aus. „Er durchwühlt den Müll. Abartig.“
    Trotz der Wärme trug der fragliche Mann Latzhosen und ein Sweatshirt. Er war groß und hatte einen Bart und graues Haar, das ihm in Strähnen bis unters Kinn reichte, aber obwohl er so alt war wie all die Leute, die ihren Ruhestand auf einem Golfplatz in Florida verbrachten, wirkte er – soweit man das aus der Ferne beurteilen

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