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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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irgendwelche Vorräte ist.“
    Faith lachte, was nicht in Remys Sinne war. „Hört mal, ich habe in meinem Leben so viele Mahlzeiten zubereitet, dass es wirklich traumhaft wäre, jeden Abend essen zu gehen.“
    „Du kochst doch gerne“, meinte Alex. „Du machst das alles gerne.“
    Faith fragte sich, ob es stimmte, was er sagte. Sie hatte nie viel übers Kochen nachgedacht. Sie hatte es einfach als ihre Bestimmung betrachtet, jeden Tag drei gesunde Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen. „Also, ich mag auch Pizza, und wenn ich erst einmal einen Job gefunden habe, werden wir öfter so etwas essen. Es sei denn, ihr lernt kochen.“
    Auf der Vortreppe hielt sie kurz inne, da sie aus dem Augenwinkel eine flüchtige Bewegung wahrgenommen hatte. Sie drehte sich um und starrte auf das Nachbarhaus, in dem die alte Frau mit dem Turban am Fenster gestanden hatte, als sie mit Lydia hier gewesen war.
    Da stand sie wieder und war ähnlich gekleidet. Diesmal trug sie allerdings hauptsächlich ein kräftiges Fuchsienrot. Faith winkte. Ihre Mutter hatte sie zwar gewarnt, aber immerhin würde diese Frau ihre Nachbarin werden. Also stellte sie sich vor: „Hi, ich bin Faith Bronson. Und das sind meine Kinder, Remy und Alex. Nächste Woche ziehen wir ein.“
    „Es ist nicht bewohnbar. Ihre Mutter hat es dem Mutwillen von Fremden anheim fallen lassen.“
    Faith erkannte, dass die Frau bereits wusste, wer sie war. „Ich fürchte, meine Mutter hat mir Ihren Namen nicht verraten.“
    Die Frau verschwand. Einen Augenblick später hörte Faith, wie das Fenster geschlossen wurde.
    Remy trat beiseite, sodass ihre Mutter die Tür aufsperren konnte. „Na super. Auch noch verrückte Nachbarn.“Faith konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich wette, dahinter verbirgt sich eine Geschichte.“
    Remy flitzte hinein, sobald die Tür offen war. „Alex, du gehst als Nächster“, ordnete Faith an. „Nur für den Fall, dass es da drinnen Drachen gibt.“
    Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, gesellte sie sich zu ihrem Nachwuchs. Zusammen standen sie mitten im Wohnzimmer und betrachteten ihr neues Zuhause. Einen Moment lang erlag Faith derselben Verzweiflung, die sie in den Augen ihrer Tochter las. Sie konnte sich das Haus nicht anders vorstellen, als es jetzt aussah: ein dreckiges, verwahrlostes Loch, in dem die Geister besserer Zeiten spukten – und schlechterer.
    Faith spürte, dass sie etwas sagen sollte. „Manchmal ... manchmal muss man eine Sache erst von ihrer schlimmsten Seite kennen lernen, um später ihre besseren würdigen zu können.“
    Mit einem nachhallenden Knall setzte Remy die Kiste mit den Lappen ab. „Hast du eigentlich für jede Gelegenheit einen dummen Spruch parat?“ Bevor Faith etwas erwidern konnte, brach Remy in Tränen aus und stürzte die Treppe hinauf.
    Alex kam näher, sodass Faith ihm den Arm um die Schultern legen konnte. „Remy weiß nicht, wie man die Dinge betrachten muss, um zu erkennen, wie sie sein können“, meinte er. „Erfinder können das.“
    „Hm-m.“ Faith kämpfte selbst mit den Tränen. „Kannst du bitte rasch etwas erfinden, um dieses Haus in Ordnung zu bringen?“
    „Das ist bereits erfunden.“
    „Feuer?“
    Er stupste ihr den Ellbogen in die Seite. „Harte Arbeit. Das hast du uns erzählt, weißt du noch?“
    Sie tröstete sich damit, dass sie – wenn schon sonst nichts im Leben – doch diesen jungen Mann zu Stande gebracht hatte. „Dann lass uns loslegen, in Ordnung? Wir können genauso gut in der Küche anfangen.“
    „Da hat Remy die Ratte gesehen.“ Er klang nicht beunruhigt.
    „Ich habe heute früh einen Kammerjäger bestellt. Er kommt irgendwann im Laufe dieses Jahrhunderts.“
    „Wenn ich sie vor ihm fange, darf ich sie dann in meinem Zimmer in einem Käfig halten?“
    „Auf keinen Fall.“
    Remy war es egal, welches Zimmer Alex haben wollte. Sie nahm das an der Rückseite, weil es zwei Fenster hatte. Sie brauchte Fluchtwege.
    Sie konnte nicht fassen, dass ihre Mutter wirklich beabsichtigte, sich hier niederzulassen. Monatelang hatte Remy jeden Morgen beim Aufwachen gehofft, dass die ganze Katastrophe nur ein Traum war. Sie hatte geglaubt, wenn sie aufstand und hinunterging, säße dort ihr Vater in einem frischen weißen Hemd über seiner Schüssel Müsli am Esszimmertisch. Sie würde ihn auf die Wange küssen, und er würde sie fragen, wie sie geschlafen habe.
    Dann würde er sich wieder in seine Zeitung vertiefen, und sie würde in die Küche

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