Das Haus in Georgetown
das ganz in ihrer Hand.
„Gibt es in Ihrer Familie auch einen Erfinder?“ erkundigte sich Alex.
„Ich bin meine ganze Familie, also muss ich ein Alleskönner sein.“
Es erstaunte Faith, dass er nicht verheiratet war und keine Kinder hatte. Vielleicht hatte er eine Freundin oder Geliebte. Sie fragte sich, was Dottie Lee über ihn wusste.
Sie suchte nach einem unverfänglicheren Thema. „Haben Sie mir nicht erzählt, dass Ihr Haus eine Baustelle ist? Heißt das, dass Sie mitten in der Renovierung stecken?“
„Permanent. Ich mache nämlich alles selbst.“
Faith war sich sicher, dass ihre Augen aufleuchteten. „Tatsächlich?“
„Entdecke ich da einen Hauch von kollegialem Interesse? Von Renoviererin zu Renovierer?“
„Ehrlich gesagt, ich verstehe nicht das Geringste davon, außer wie man einen Pinsel schwingt. Aber ich werde es lernen.“
„Ich habe das Haus ja von innen gesehen. Da haben Sie sich ganz schön was vorgenommen!“
„Die Kabel werde ich bestimmt nicht selbst verlegen – sonst brennt mir das Haus noch ab. Sie kennen nicht zufällig ein paar zuverlässige Handwerker, oder?“
„Solch eine Information rücken die Menschen hier in der Gegend nicht gerne heraus. Da könnten Sie sie genauso gut um den Schlüssel zu ihrem Bankschließfach bitten.“
„Im Ernst?“
„Natürlich kenne ich einige zuverlässige Leute. Für eine selbstgekochte Mahlzeit würde ich Ihnen die Namen verraten. Wir sind hier auch große Tauschhändler.“
Sie lachte und wusste nicht einmal, warum. Eigentlich stand ihr nicht der Sinn danach, jemanden zu bewirten. Vielleicht würde sie überhaupt nie wieder Lust haben, einen Mann einzuladen.
Einen Mann einzuladen. Schlagartig setzte Ernüchterung ein. Bis zu diesem Augenblick war Pavel nicht viel mehr gewesen als eine Zufallsbekanntschaft aus der Nachbarschaft, mit einem Kreuz, das breit genug war, um ein Klavier zu halten, und Händen, die Wände verputzen und Leitungen verlegen konnten.
Sie steckte mitten in einer Scheidung. Bald würde sie sich wieder mit Männern verabreden können. Sie hätte nie gedacht, dass sie je wieder in diese Lage käme.
„Sind Ihre Kochkünste so schlecht?“ Pavels Augen funkelten.
„Nein, aber offenbar mein Benehmen. Tut mir Leid, ich würde Sie sofort einladen, aber Sie haben die Küche nicht gesehen.“
„So schlimm?“
„Eine Katastrophe.“
„Soll ich mal einen Blick darauf werfen? So von Renovierer zu Renoviererin?“
Sie wusste nicht, wie sie das ablehnen sollte. Das Angebot war völlig unverdächtig, und sie konnte jeden guten Rat gebrauchen. „Im Augenblick ist der Zugang noch mit Kartons versperrt, aber heute Abend vielleicht. Schauen Sie doch einfach mal vorbei, wenn Sie das nächste Mal in unserer Straße sind.“
„Das werde ich.“
Faith merkte, dass Remy sie betrachtete. Als sie ihrer Tochter in die Augen guckte, entdeckte sie mehr Feindseligkeit als üblich.
„Wenn Sie kommen, kann ich Ihnen vielleicht auch zeigen, was ich mit meinem Computer so mache“, meinte Alex. „Mögen Sie Computer?“
„Und wie.“ Pavel schob seinen Stuhl zurück. „Ich sollte los – die Spüle muss endlich montiert werden. Fließendes Wasser gab es in meiner Küche zuletzt vor ...“ Er zählte mit den Fingern. „Fünf Monaten.“
Faith seufzte. Er nickte mitfühlend. „Machen Sie sich auf eine lange Durststrecke gefasst“, riet er ihr.
Als Pavel aufstand, wirkte er wie ein Riese. Er hielt Alex die Hand hin, und der schlug ein, von Mann zu Mann. „Ich freue michdarauf, deine Erfindungen zu sehen.“ Er nickte Faith und Remy zu und verschwand.
Remy warf ihre Serviette auf den Tisch. „Mutter, wer ist der Typ?“
„Ein Nachbar. Erinnerst du dich, ich habe dir von dem Mann erzählt, der geholfen hat, als die Packer das Klavier ...“
„Du kennst ihn nicht? Alles, was du weißt, ist, dass er ein Klavier halten kann? Und dann lädst du ihn zu uns nach Hause ein?“
Faith wurde wütend. „Tu doch nicht so, als wäre hier in der Gegend ein Serienmörder unterwegs, Remy. Er ist ein Nachbar, nicht Jack the Ripper.“
„Warum bist du dir da so sicher? Du hast fünfzehn Jahre mit einem Mann zusammengelebt, über den du nicht das Geringste wusstest!“
„Mit dir lebe ich seit vierzehn Jahren zusammen, und eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Unverschämtheiten und Unhöflichkeit gegenüber anderen Leuten lasse ich dir nicht durchgehen.“
Remy funkelte sie wütend an, sprang auf und machte sich
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