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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Schließlich konnte er Alex nicht einfach stehen lassen. Außerdem würde Remy sich sehr gedemütigt fühlen, wenn er sie wie eine aufsässige Zweijährige einfing.
    Er hielt den Atem an und betete still, dass sie näher kommen würde. Sein Gebet wurde erhört. Alex flüsterte seiner Schwester etwas zu, so leise, dass David kaum mehr als ein Murmeln vernahm.Remy warf den Kopf zurück, und ihr blondes Haar fiel über das zerknitterte grüne T-Shirt. Sie sah erschöpft, durcheinander und ungepflegt aus, als sei es ihr egal, was sie in der Schule trug und ihre Mitschüler von ihr dachten.
    Sie sagte etwas zu Alex, wiederum zu leise, als dass David es hätte verstehen können. Entschlossen marschierte sie dann auf ihn zu.
    „Hallo, Mutti.“ Seit seinem Coming-out hatte er sich schon viel anhören müssen, aber nichts davon hatte so boshaft geklungen.
    David stand auf. „Ich dachte, wir drei könnten vielleicht ein Eis essen gehen.“
    „Wie in McLean, was? Wie in den guten alten Zeiten?“
    „Du fehlst mir, Remy. Ich weiß, dass du mir böse ...“
    „Böse? Ich?“ Sie lachte gekünstelt. „Warum sollte ich dir böse sein?“
    „Remy“, schaltete sich Alex ein. „Dad versucht nur ...“
    „Halt’s Maul!“ Mit funkelnden Augen drehte sie sich zu ihrem Bruder um. „Halt einfach die Klappe, Alex. Du hast ja keine Ahnung, wie es mir geht!“
    Alex warf David einen besorgten Blick zu, und Davids Herz flog seinem Sohn zu. Alex wollte so gerne den Friedensstifter spielen, aber er hatte keine Chance. Selbst Madeleine Albright hätte hier keine Chance gehabt.
    „Alex, Junge, lass gut sein“, meinte David. „Remy und ich müssen das ohne dich klären.“
    „Genau, Alex.“ Remy wandte sich ihrem Bruder zu. „Du kannst nicht alles reparieren, damit das klar ist. Du bist ein Kind, und Kinder haben keine Ahnung.“
    „Das ist Daddy“, entgegnete Alex und richtete sich zu vollerGröße auf, sodass er sie um fünf Zentimeter überragte. „Du sollst auf das hören, was er sagt. Ehre deinen Vater und ...“
    Sie schnaubte vor Wut und schubste ihn so fest, dass er trotz seines höheren Gewichts rückwärts taumelte.
    David hatte genug gesehen. Er griff nach Remys Arm, um sie zu bremsen, und sie fuhr herum. Bevor er ihre Absicht durchschaute, rammte sie ihm die Rechte in den Magen, und als er sich vor Schmerz krümmte, schlug sie noch einmal zu.
    „Ich hasse dich!“ schrie sie. „Ich hasse dich! Ich will dich nicht sehen. Ich will dich nicht hören. Ich will nie, nie wieder mit dir reden! Ich hasse dich. Du hast mein Leben versaut! Du hast Alex’ und Moms Leben versaut. Du Homo! Tunte! Du hättest nie Kinder zeugen dürfen! Leute wie du haben keine Kinder!“
    Sie ließ von ihm ab, machte ein paar Schritte zurück und hielt beide Fäuste wie einen Schild vor ihr Gesicht.
    Alex wollte sich auf sie stürzen, aber David fuhr dazwischen. Er holte tief Luft. Hinter den Schlägen eines schmalen vierzehnjährigen Mädchens steckte nicht viel Kraft, aber einen Moment lang hatten sie ihm trotzdem den Atem geraubt.
    Doch die Auswirkungen auf ihrer aller Leben waren viel größer.
    „Alex, geh rein“, sagte er. „Hast du einen Schlüssel?“
    Alex schluchzte. „Ja, aber ...“
    „Geh schon, Junge. Wir reden später.“
    Alex stolperte die Stufen hinauf. Die alte Tür schwang auf, und Alex verschwand.
    David starrte seine Tochter an. Sie hielt noch immer die Fäuste hoch, aber der Zorn in ihren Augen ließ nach. Sie ähnelte dem Kind, das er gezeugt und aufgezogen hatte, jetzt wieder etwas stärker. Aber sie war dieses Kind nicht mehr und würde es nie mehrsein. Er hatte keine Ahnung, wie er sich der neuen Remy gegenüber verhalten sollte.
    „Ganz egal, wie wütend du bist“, eröffnete David behutsam das Gespräch. „Du wirst nie wieder gegen mich, Faith oder Alex die Hand erheben.“
    „Ach, tatsächlich?“
    „Tatsächlich.“
    Sie ließ die Hände ein paar Zentimeter sinken, mehr nicht. „Ich stehe zu jedem Wort. Ich will mit dir nichts zu tun haben. Halte dich von mir fern!“
    Er wusste nicht, was er tun sollte. Nichts in all den Jahren hatte ihn auf so etwas vorbereitet. Er konnte weiter versuchen, sich einen Platz in Remys Leben zu erzwingen, notfalls sogar mit Hilfe von Gerichtsbeschlüssen.
    Oder er tat, was sie wollte, und verschwand aus ihrem Leben. Nicht für immer, aber bis sie reif genug wäre, das, was geschehen war, besser zu verstehen.
    Er schaute zu Boden. „Als ich auf euch wartete, habe ich

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