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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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dass er Faith nichts von diesem täglichen Abstecher erzählte.
    Remy konnte Billie, die laut und überdreht war, nicht wirklich gut leiden, aber als Gegenleistung für Remys Hausaufgabendienste hatte Billie versprochen, so zu tun, als sei Remy gerade auf der Toilette oder sonst wie unabkömmlich, wenn Faith sich telefonisch bei ihr melden sollte. Danach würde Billie Remy bei Enzio zu Hause oder im Laden anrufen. Auch wenn sie nicht gut in der Schule war, reichte ihr Grips dennoch aus, um sich zu merken, wo sie die Telefonnummern notiert hatte.
    Billie war die einzige Mitschülerin, die im weitesten Sinne als Schulfreundin gelten konnte. Die anderen Klassenkameraden sahen sie an, als hätte sie zwei Köpfe, und diejenigen, die nett zu sein versuchten, vergraulte sie, indem sie ihnen deutlich zu verstehen gab, dass sie kein Mitleid brauchte. Sie war Remy Bronson. Letztes Jahr war sie auserkoren worden, die Osterparade der Akademie anzuführen. Der süßeste Junge der Schule hatte sie gefragt, ob sie im Schullabor mit ihm zusammenarbeiten wollte. Bei jedem Mittagessen hatte sie mit den beliebtesten Kids am Tisch gesessen.
    Jetzt war ihre einzige Freundin eine Sitzenbleiberin, die wahnsinnig laut lachte und die feste Absicht hatte, die Schule zu verlassen, sobald sie alt genug war. Willkommen in Georgetown.
    Remy lief die Wisconsin Avenue entlang und achtete kaum auf die Leute um sie herum. Die Läden und Restaurants in den alten Häusern wirkten nicht sehr geräumig, ganz anders als die Geschäfte in der Einkaufspassage, wo man viel Platz hatte und alles hell und übersichtlich war. Sie wusste wirklich nicht, was ihre Mutter an der Wisconsin Avenue fand. Auf den Bürgersteigen drängelten sich die Leute, und die Läden waren klein und dunkel. Okay, dieGeschäfte führten gute Sachen, aber keiner konnte sie sich leisten – sie schon gar nicht.
    Als „Lawford’s“ in Sicht kam, lief sie langsamer. Sie wusste nicht, was Enzio dazu sagen würde, dass sie schon wieder hier aufkreuzte. Letzte Woche hatte er es cool aufgenommen, sie aber wie eine kleine Schwester behandelt. Einer der anderen Verkäufer hatte gekichert, als sie sich über die Preise gewundert hatte. Sie war sich vorgekommen wie das Mäuschen vom Lande aus dieser Geschichte, die ihr Vater ihr immer vorgelesen hatte. Als ihr das jetzt wieder einfiel, wurde sie traurig.
    Bei „Lawford’s“ guckte sie eine Weile durchs Schaufenster, bevor sie eintrat. Aus den Lautsprechern links und rechts des Eingangs dröhnte Hip-Hop-Musik. Sie verstand den Text nicht genau, aber der Rhythmus heiterte sie etwas auf. Die Wände waren schwarz gestrichen, und schlichte Stahl-Lüster beleuchteten den Raum. Die Kleidungsstücke, viele waren aus Leder, Stretchstoffen oder glänzendem Echsenhautimitat, schimmerten unter den Fluoreszenzlampen wie Juwelen.
    Sie konnte Enzio nicht auf Anhieb entdecken. Ein halbes Dutzend Kunden wühlte sich durch die Kleiderständer. Eine gelangweilte Verkäuferin mit blondierten Haarstoppeln und zwei Nasenringen behielt sie, die Arme über ihrem kürbisfarbenen Bustier verschränkt, im Auge.
    Remy tat so, als sehe sie sich den Modeschmuck an, während sie auf Enzio wartete. Das meiste erinnerte sie an Handfesseln und Fußketten, wie es sie auf römischen Sklavengaleeren gegeben hatte. Sie konnte sich vorstellen, dass ein goldener Armreif, der an der richtigen Stelle zuschnappte, Alex ans Bett fesseln würde.
    „Hallo, meine Hübsche.“
    Remys Herz schlug einen Salto. Als sie hochguckte, war EnziosGesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt. Er beugte sich noch ein Stückchen zu ihr hinunter und gab ihr einen besitzergreifenden Kuss, direkt auf den Mund; dann trat er einen Schritt zurück. „Was steht an?“
    Auf einmal sah die Welt ganz anders aus. Sie lächelte schüchtern, froh, dass sie vom Schwesterchen zu etwas Erwachsenerem befördert worden war. Sie versuchte cool zu bleiben. „Ich hänge halt rum.“
    „Ich habe was entdeckt, das dir stehen müsste.“
    „Ich habe kein Geld dabei.“
    Er zuckte mit den Schultern, verschwand kurz und kam mit einem limettengrünen Rock und einem Jäckchen mit strassverziertem Reißverschluss zurück. Er hielt es an ihren Körper, wobei sein Handrücken eine ihrer Brüste streifte. Der Rock war so kurz, dass er kaum ihren Schlüpfer bedecken würde. „Probier’s einfach an.“
    Sie wusste, was ihre Eltern sagen würden, wenn sie sie je in einem solchen Outfit erblicken würden. Ihre Mutter trug Sachen,

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