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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Temperaturen um die dreißig Grad herrschten, hingen bereits die ersten Erntekränze an den Eingangstüren.
    Schließlich erreichte sie Pavels Haus, das wie eine fröhliche, stark geschminkte Frau inmitten trauriger Witwen wirkte. Er hatte die Farben klug gewählt: Sie passten sich dem Geschmack der damaligen Zeit an, waren aber keineswegs zu grell. Sie überlegte, ob Pavel sich selbst auch so sah: etwas anders als die Nachbarn, kreativer, auffälliger, weniger angepasst, aber immer noch – gerade noch so – Teil des Mainstreams.
    Wenn sie schon dabei war: Was würde ihr Haus dann über sie verraten? Gefangene der Tradition? Ein enges Blickfeld mit begrenztem Horizont? Hoffentlich nicht. Die Sache ließ sich auch von einem anderen Standpunkt betrachten: gut integriert in die Familie und die Nachbarschaft, Teil der Geschichte. Eine Hüterin der Flamme. Damit konnte sie gut leben.
    Pavel kam heraus, um sie zu begrüßen. Sie fragte sich, ob er am Fenster auf sie gewartet hätte. Er stand auf seiner Vortreppe, ganz Herr des Hauses, und grinste. „Entschuldigung, junge Frau, möchten Sie vielleicht eine Führung?“
    Sie spielte mit und hielt sich den Zeigefinger ans Kinn. „Ich weiß nicht. Gibt es auch unheimliche Orgelmusik?“
    „Nur auf besonderen Kundenwunsch.“
    Sie öffnete ein niedriges Eisentürchen und lief die Stufen hinauf. „Ich will das volle Programm. Musik, Fledermäuse, Gespenster.“
    „Unsere Gespenster sind handzahm.“ Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. „Sie beschämen mich, Faith. Jetzt muss ich mein Sportsakko ausgraben.“
    Tatsächlich sah Pavel bereits ziemlich gut aus. Er trug gebügelte, khakifarbene Hosen, und sie hätte wetten mögen, dass er sein blaues Hemd kurz vorher vom Wäschereibügel abgenommen hatte. Er war rasiert und hatte etwas kürzeres Haar. Ein klein wenig sehnte sie sich nach seinen unförmigen T-Shirts.
    Er dirigierte sie hinein. „Wow!“ Sie machte ein paar Schritte zurück, um einen Gesamteindruck zu gewinnen.
    Sie holte tief Luft und zitierte aus dem Kopf: „Flecke und Risse an den Fenstern stören mich nicht, Alles Hohe und Herrliche steht dahinter und gibt mir Zeichen, Ich deute das Versprechen und warte geduldig.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Walt Whitman. ,Grashalme‘. Ich habe das Gedicht in der High School für einen Wettbewerb auswendig gelernt. Er muss von diesem Haus geredet haben.“
    „Ich bin beeindruckt. Ich erinnere mich nur an ein halbes Dutzend schmutziger Limericks.“
    „Bitte tragen Sie sie nicht vor.“
    „Nicht gleich am Anfang des Dates.“
    Sie schaute sich im Haus um. Es hatte zwar eine zentrale Empfangshalle, deren geschwungene Treppe vor ihnen lag, war aber asymmetrisch, sodass die Zimmer zu beiden Seiten verschieden groß und unterschiedlich geschnitten waren. Zu ihrer Linken erstreckte sich ein runder Salon, das Erdgeschoss eines Turmes, der mindestens über zwei weitere Etagen verfügte. Im Salon standenkaum Möbel, außer einem antiken Harmonium, das von zwei großen Kerzenständern flankiert wurde.
    Pavel zeigte darauf. „Ihre Orgelmusik.“
    „Spielen Sie?“
    „Keinen Ton.“
    Wenn sie nach rechts guckte, blickte sie in ein großes, rechteckiges Zimmer mit einem Kamin und gemütlich-maskulinem Mobiliar aus Leder und dunklem Walnussholz. Auf dem Boden lag ein Orientteppich in Rot- und Goldtönen. Die Gestaltung dieses Raumes war offenbar bereits abgeschlossen. Die Tapete hatte ein elegantes, dezentes Goldstreifenmuster. Die Mahagoni-Wandtäfelung war auf Hochglanz poliert.
    „Hier habe ich angefangen“, sagte Pavel und führte sie ins Zimmer. „Mir war klar, dass ich einen Ort brauchte, an den ich mich zurückziehen konnte, wenn es nichts mehr zu tun gab. Die Täfelung und alles andere waren mit sechs Schichten weißer Farbe überzogen, aber immerhin hatte niemand das Holz herausgerissen. Ich habe es mein ,Tafel des Tages‘-Projekt genannt.“
    Sie erkannte, dass die Instandsetzung Monate gedauert haben musste.
    „Irgendjemandem hatte wohl die Höhe des Raumes nicht gefallen. Deshalb war die Decke abgehängt. Darunter entdeckte ich diesen schönen Stuck. Der Gips war zwar rissig, aber die Rosette und das Kranzgesims ließen sich gut ausbessern und neu streichen.“
    Sie folgte seinem Blick und bewunderte die kunstvoll verschlungenen Weinranken, gehalten von geflügelten Cherubim, die irgendwie dennoch zu den maskulinen Möbeln passten.
    „Der Kamin war zugemauert worden und der Sims

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