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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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war eine Tür mit einem Firmenschild. Links führte eine Treppe mit braunen Stufen nach oben. Geradeaus führte ein Gang zu einer weiteren Tür. An der Tür hing ein Namensschild.
    Ich trat zu den Briefkästen. Einer war ohne Namen. An den anderen waren Namensschilder, die alle mit der gleichen Schreibmaschine geschrieben waren, mit blauem Farbband. Ich mußte mich vorbeugen, um zu sehen, was darauf stand. In der oberen Reihe waren es drei Namen. Ich las von links nach rechts. Gro Lunde, Vivi Sulen, Kvam. Der letzte Briefkasten war ohne Namen. In der Reihe darunter las ich: Liv und Steinar Walle, Rigmor Lange, A/S Hjemmehjelp, B. Lund. Unter den letzten Namen hatte irgend jemand mit Kugelschreiber hinzugefügt: Hausmeister.
    Ich stand da und dachte über die Namen nach. Der einzige, der mir etwas sagte, war Rigmor Lange. Ich hatte eine Frau beschattet, die Rigmor Moe hieß. Rigmor Moe war bei einem Mann angestellt, der Abraham Lange hieß. Sie wohnte, unter dem Namen Rigmor Moe, in einer Wohnung, die fünf Minuten von hier entfernt lag. Aber sie hatte offensichtlich auch hier eine Wohnung, mit dem Unterschied, daß sie sich in diesem Stadtteil Rigmor Lange nannte.
    Ich versuchte, die Tür zwischen Windfang und Treppenhaus zu öffnen. Sie war verschlossen.
    Ich rüttelte vorsichtig dran. Sie gab nicht nach.
    Ich beäugte das Schloß. Es war ein anständiges kleines Schloß. Es würde mich höchstens fünf Minuten kosten, es zu öffnen.
    Ich sah mich wieder ein bißchen um. Links von der Tür war eine Klingel. Darunter stand mit der gleichen Schreibmaschinenschrift wie auf den Briefkästen geschrieben: Hier läuten.
    Ich sah von der Klingel zum Schloß. Ich überlegte hin und her. Dann entschied ich mich dafür, so lange wie möglich sauber zu bleiben. Ich läutete.
    Weit entfernt hörte ich ein schwaches Summen. Dann öffnete sich die Tür am Ende des Ganges, und ein Mann kam heraus.
    Es war ein großer Mann, aber er war sicher nicht größer als zwei Meter, und er war nicht ganz so breit wie eine Straßenwalze. Er ging mit rollenden Bewegungen, als würde er unsichtbare Bierfässer vor sich herschieben, ohne daß ihm das besonders viel ausmachte. Sein Brustkasten war so geformt, daß die Unterarme scheinbar direkt vom Körper hingen, und seine Oberschenkel hätten einen Elefanten getragen. Nicht gerade der Typ, den ich bei einer Schlägerei gern als Gegner gehabt hätte.
    Er blieb hinter der Tür stehen, legte das Gesicht gegen die Scheibe und betrachtete mich. Sein Haar war kurz geschnitten und hatte die Farbe von alten Mäuseködeln. Die Nase war platt wie eine Briefmarke und von der Breite eines Schuhlöffels. Der Mund war verkniffen, mit einem merkwürdig fransigen Rand, was von den Narben um die Lippen herum kam. Die Augen waren sehr hell und sehr blau, aber sie waren das einzige an ihm, das an Paul Newman erinnerte.
    Er öffnete die Tür und sah mich mit einer säuerlichen Furche zwischen den Augenbrauen an.
    »Eh«, sagte ich, »sind Sie vielleicht der Hausmeister?«
    »Und wenn?« fragte er mit einem Gesichtsausdruck, als hätte ich ihn beleidigt.
    »Ich wollte, äh, Fräulein Lange besuchen. Entschuldigung.« Ich gab ihm ein Zeichen, daß ich vorbeiwollte.
    Er trat zur Seite, langsam. Ich ging an ihm vorbei, aber ich fühlte mich nicht sicher. »Warum halten Sie die Tür verschlossen?« fragte ich.
    Er kaute ein wenig darauf herum. »Wir werden oft belästigt«, sagte er. Kleine Pause. »Von störenden Elementen«, sagte er. Erneute Pause. »Jugendliche aus dem Viertel.« Er wurde richtig gesprächig. Er sagte: »Ich kann mich nicht erinnern, Sie hier schon mal gesehen zu haben.«
    »Nein?« sagte ich und beließ es dabei. »Also, guten Abend«, sagte ich und betrat die Treppe.
    Etwas Großes und Schweres traf mich im Nacken, nicht aber fest genug, daß ich stehenblieb. Starke Finger umfaßten meinen Hals, und ich wandte mich behutsam um, während ich mich auf das Schlimmste gefaßt machte. Es leuchtete weiß in seinen Augen. »Wohin wollen Sie?« schnarrte er.
    »Fr-Fräulein Lange«, hustete ich. »Wie ich gesagt habe.«
    »Ja, das hab ich gehört, aber …« Ich sah deutlich in seinem Gesicht, wie ein Gedanke in ihm heranwuchs. Es war kein schöner Gedanke. Er sagte: »Was haben Sie vereinbart?«
    »Vereinbart?« Ich sah auf die Uhr. »Ich sollte gegen neun hier sein.«
    »Haben Sie nicht Bescheid bekommen – erst reinzugehen?« Er machte eine Kopfbewegung zur Tür hinter ihm, der Tür mit A/S

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