Das Haus mit der grünen Tür
muskulös. Der Mantel war schwarz.
Sie ging die Welhavensgate entlang, in Richtung Nygårdspark. Ein Stück weiter bog sie in eine Seitenstraße ein.
Auf der Mitte dieser Seitenstraße, die an einer kleinen Böschung lag, führte eine Treppe mit vier, fünf Stufen hinauf zu einer grünen Tür. Durch diese Tür verschwand Rigmor Moe.
Es war ein kurzes Straßenstück. Eine Reihe grauer, vierstöckiger Steinhäuser auf der einen Straßenseite, eine Reihe dreistöckiger Steinhäuser auf der anderen. Auf der Seite waren die Häuser in einem hellen Grau gestrichen, was sie nicht besonders von denen auf der anderen Seite unterschied. Aber sie waren jedenfalls gestrichen. Das Haus mit der grünen Tür gehörte zu den ungestrichenen. An der Ecke mir direkt gegenüber war ein Geschäft gewesen. Es war geschlossen, und die großen Fenster waren von innen mit weißer Farbe bedeckt. Es standen acht, neun Wagen in der Straße, ansonsten gab es kein Zeichen von Leben.
In dem Haus, in das Rigmor Moe gegangen war, lag im Erdgeschoß rechts eine Art Firma. Von außen war kein Geschäftslokal zu sehen, und der Eingang mußte im Treppenhaus sein. Wahrscheinlich handelte es sich um eine ehemalige Wohnung. Es schien Licht heraus, und ich konnte an den Fenstern etwas erkennen, das an ein Firmenzeichen erinnerte, und rechts von der Tür war ein Schild. Die meisten anderen Wohnungen im Haus waren erleuchtet, aber überall waren Gardinen vorgezogen, was natürlich ist in einer Gegend, in der die Nachbarn so dicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnen. An einer Ecke am anderen Ende der Straße lag eine Snackbar. Das war alles.
Ich schlenderte langsam den Bürgersteig entlang, auf der Seite, auf der das Haus mit der grünen Tür lag. Als ich daran vorbeiging, sah ich mir den Firmennamen an. A/S Hjemmehjelp stand da. Babysitter, Haushaltshilfe, Putzhilfe, etc.
Ich ging wieder über die Straße und in die Snackbar. Dort gab es ein paar belegte Brote und vor den Fenstern Gardinen, die aussahen, als wären sie mit besonderer Rücksicht auf Privatdetektive entworfen worden. Sie waren grün und dicht und gingen bis in Augenhöhe, wenn man saß, so daß man gerade über den Rand spähen konnte, wenn man den Hals ein klein wenig reckte.
Ein Tisch war besetzt. Dort saßen krumm vier Mädchen von ungefähr fünfzehn, sechzehn Jahren. Alle trugen Jeans, Daunenjacken und Rollkragenpullover. Alle kauten Kaugummi mit einem schiefen Zug um den Mund. Das einzige, was sie voneinander unterschied, war die Haarfarbe und die Größe der Brüste. Sie sahen auf, als ich hereinkam, verloren aber das Interesse, noch bevor ich die Tür geschlossen hatte Ich war über dreißig.
Ich bestellte eine Portion Pommes bei einer großen Frau in meinem Alter, mit einer Haarfarbe, die mich an Himbeerlimonade erinnerte. Ihre Frisur sah aus wie ein verlassener Ameisenhaufen, und sie hatte einen Schönheitsfleck hoch oben auf der Wange. Die Pommes bekamen Gesellschaft von einem Klecks Ketchup von der Größe einer mittleren Blutlache, und ich streute Salz darüber, als sei es Weihwasser.
Ich setzte mich und aß, langsam. Die ganze Zeit behielt ich das Haus mit der grünen Tür im Auge. Es herrschte ein reger Betrieb da oben. Ein Mann ging hinein. Zwei Männer kamen heraus. Eine Frau ging hinein. Aber keine Rigmor Moe.
Die Portion Pommes ging zu Ende, und ich bestellte eine Tasse Kaffee. Den trank ich noch langsamer. Der Betrieb drüben nahm ab, aber es kam oder ging ständig jemand. Aber keine Rigmor Moe. Die vier Gören vom Nachbartisch waren längst gegangen. Die Frau hinter dem Tresen saß in eine Wochenzeitschrift vertieft und pulte sich mit einem fransigen Zahnstocher zwischen den Zähnen herum. In regelmäßigen Abständen warf sie skeptische Blicke über den Rand der Zeitschrift. Einmal machte sie einen sehr langen Hals – um zu sehen, ob ich noch was in der Tasse hatte.
Als ich eineinhalb Stunden dort gesessen hatte, stand ich auf. Ich schenkte ihr ein Lächeln und bekam eine Grimasse zurück.
Draußen auf der Straße blieb ich eine Weile stehen und überlegte, ob oder ob nicht. Dann entschied ich mich und ging auf das Haus mit der grünen Tür zu.
17
Die grüne Tür fiel hinter mir ins Schloß. Ein blasser Lichtschein fiel von der Straße herein in einen unbeleuchteten Windfang. An der Wand zur Linken hingen acht Briefkästen. Je vier nebeneinander in zwei Reihen. Die Tür zum Treppenhaus hatte zwei Fenster, durch die ich hineinsehen konnte. Rechts
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