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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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würde er versuchen, eine beginnende Glatze zu verdecken. Unter den Augen hing eine unbedeutende Nase, und unter der Nase saß ein Mund. Der Mund redete: »Worum geht es?«
    Ich sah ihn mir etwas genauer an. Er war gut gekleidet, trug einen kleinkarierten Anzug, ein sehr buntes Hemd und einen breiten, gestreiften Schlips. Ich sagte: »Im Grunde bin ich da gar nicht so sicher. Ich kam, um einen der Mieter in diesem Haus zu besuchen. Draußen im Flur wurde ich hierhin beordert – von einem Typen, der als Türsteher vor der Hölle angestellt sein könnte. Muß man hier seinen Ausweis zeigen, um die Treppe betreten zu dürfen?«
    Er lächelte schwach, aber nicht herzlich. »Verstehen Sie, wir haben hier so einigen Ärger gehabt, durch gewisse unwillkommene Elemente, und da es in diesem Haus so etwas Modernes wie eine Sprechanlage oder einen Türsummer nicht gibt wie in neueren Gebäuden, haben wir uns mit den Mietern darauf geeinigt, es so zu handhaben.«
    »Wie so?«
    »So, daß wir die, die kommen, kontrollieren. Wie eine Art Concierge, wenn Sie wollen. Wir haben ja sowieso bis zehn geöffnet. Falls Leute plötzlich einen Babysitter brauchen sollten, wissen Sie. Wir verstehen uns praktisch als eine Art Service-Institution.«
    »Aber der Typ da draußen, er sagte so was wie, daß ich ja wohl vorher angerufen und eine Verabredung getroffen hätte, und daß ich mit Ihnen reden müßte?«
    »Hat er das gesagt?« Er sah überrumpelt aus. Die Platinblonde biß in den Goldstift. »Er muß geglaubt haben, sie seien ein Kunde. Sie sind hier noch nie gewesen?«
    »Nein.«
    »Dann ist das der Grund. Hätte er Sie von früher her gekannt, wären Sie selbstverständlich ohne – dies vorbeigekommen. Aber Sie werden wohl einräumen, daß man einen gewissen Standard halten muß? Das ist jedenfalls unsere Auffassung. Uns gehört das Haus. Das heißt, es gehört der Firma.«
    »Ich verstehe. Also?«
    »Also, was?«
    »Muß ich noch an einem Metalldetektor vorbei, oder darf ich jetzt nach oben gehen?«
    Wieder das schwache Lächeln. Kate, die Blondine, sah mich mit unbewegter Miene an. Als sei sie überhaupt nicht da. Als sei sie nur ein Teil des Inventars. »Wen wollten Sie noch besuchen?« fragte Kvam.
    »Fräulein – äh – Lange. Rigmor unter Freunden.«
    »Tja, da wir Sie noch nie gesehen haben, erlauben Sie vielleicht …« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern zauberte einen Telefonhörer hervor. »Und Ihr Name war?«
    Ich überlegte, zwei Sekunden. Dann sagte ich: »Finder. Adam Finder.«
    Der Mann sah mich an. Einen Augenblick lang sah er hungrig aus. Seine Wangen waren hohl, das Gesicht lang und mager. »Adam Finder? Was Sie nicht sagen!«
    Ich tat unschuldig: »Wie bitte?«
    Ein Laut entwich durch seine Zähne, ein Mittelding zwischen Schlürfen und Schnarren. Vielleicht war es Lachen. Vielleicht war es Weinen. Jedenfalls wählte er eine Nummer.
    Wir hörten, daß es klingelte. Der Detektiv und der Mann und die Blondine hörten, daß es klingelte. Sonst war alles still. Nach einer Welle hörte das Klingeln auf, und wir hörten eine Frauenstimme. Der Mann sagte: »Fräulein Lange, hier ist Kvam. Hier unten ist ein Mann und sagt, daß er Sie kennt. Daß er Sie besuchen will. Ein – Finder. Adam Finder.« Er kicherte lautlos. Die Frauenstimme antwortete, aber die Worte drangen nicht bis zu mir vor, der ich jenseits des Tresens stand. Der Mann sagte: »Nein. Nein. Genau. Das werden wir tun. Guten Abend. Danke.« Er legte den Hörer auf und zeigte mir einen Satz gelber, häßlicher Zähne. Er sagt: »Die Dame sagt, daß sie einen Herrn mit Namen Adam Finder nicht kennt.«
    Ich kaute darauf herum. Ich sagte: »Können Sie die Dame von mir grüßen, wenn Sie sie das nächste Mal sehen und ihr sagen, sie sei keine Dame?«
    Hinter mir ging die Tür auf. Er mußte auf einen Knopf gedrückt haben. Ich drehte mich um. Der Schwergewichtler mit dem narbigen Mund füllte die Türöffnung. Hinter mir sagte Kvam: »Der Herr will gehen, Teddy. Sofort.«
    Der Mann, den sie Teddy nannten, nickte. Ich bewegte mich nicht. Der Mann, den sie Teddy nannten, holte Luft und blies seinen Brustkasten auf. Ich war schon auf dem Weg zur Tür. Bevor ich ging, drehte ich mich zu dem Paar hinter dem Tresen um und sagte: »Und wer sittet dieses Baby?«
    Die Blondine behielt ihre steife Maske. Der Mann hinter dem Tresen warf einen resignierten Blick von mir zu dem Mann, den sie Teddy nannten. Eine schwere Pranke legte sich auf meine Schulter. Aber er

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