Das Haus mit der grünen Tür
Also, her mit ihnen, sie sind Staatseigentum.«
Die beiden Polizisten kicherten blöd, und Muus zeigte erst auf mich und dann in sein Büro. »Du, Veum, da rein!«
»Ich Veum, du Muus.«
»Und laß die Witzelei! Das hier ist kein Zirkus.«
»Warum sind hier dann so viele Clowns?«
»Ihr beiden holt die anderen«, sagte er zu Ellingsen und Boe. Dann schob er mich vor sich her ins Büro.
Ich setzte mich in den bekannten unbequemen Stuhl. Er quetschte sich hinter den Schreibtisch, hob eine Zigarre aus einem Aschenbecher, stopfte sie in den Mundwinkel und sagte: »Veum …« Als würde er eine Katze streicheln, gegen den Strich. Oder als wäre Heiligabend, und er sollte das größte Geschenk auspacken und wußte schon, was drin war.
Ich sagte: »Das bin ich.«
Die Tür ging auf, und fünf Polizisten kamen herein. Unter ihnen waren Jon Andersen, Ellingsen und Boe. Keiner von ihnen sah aus, als wolle er mir um den Hals fallen. Andersen sah aus, als sei ihm schlecht.
Ich sah mich um. Ich sagte: »Was ist denn das? Das Wartezimmer eines Psychiaters, der Polizisten Rabatt gibt?«
Muus lächelte, und wieder einmal fiel mir plötzlich auf, wie häßlich dieses Lächeln war. »Und was meinst du zu dieser Sache, Veum? Wir bitten um die Meinung eines Experten.«
Ich war mir nicht sicher, was er wollte. Während ich nachdachte, sagte ich: »Was ich meine? Fragt ihr – großen, starken, normal ausgestatteten norwegischen Polizisten, allesamt mit Volksschulabschluß – fragt ihr mich nach meiner Meinung? Einen schäbigen, kleinen Amateur?«
Muus nickte. »Genau. Gut, daß du es selbst einsiehst. Na? Das tust du doch so gern. Laß es raus, alles. Wir versprechen dir auch, nicht zu lachen.«
Ich sagte: »Ich weiß nicht mehr darüber als ihr. Viel weniger wahrscheinlich. Was willst du eigentlich wissen?«
Er leckte sich die Lippen; er war der große, böse Wolf, und ich war das dümmste der drei kleinen Schweinchen. »Wer glaubst du, hat Frau Moberg umgebracht?« fragte er.
Ich schlug die Beine übereinander. »Tja, gewöhnlich ist es der Ehegatte, der –«
»Aber es war nicht Moberg!« kläffte Muus.
»Nein.«
»Nein, und du bist Mobergs Alibi. Du hast gesehen, wie Frau Moberg ihn nach Flesland fuhr, du –«
Ein Gedanke schoß mir plötzlich in den Kopf, und ich unterbrach ihn: »Aber ich habe ihn nicht im Flugzeug gesehen. Ich habe nicht gesehen, daß er wirklich im Flugzeug war …«
»Er war im Flugzeug.« Er schnippte mit den Fingern, und einer seiner dienstbaren Geister reichte ihm ein Foto. Er hielt es vor mich hin. »Moberg?« fragte er.
»Moberg«, nickte ich.
Er schnippte erneut und ein Papier schwebte in seine Hand. »Hier haben wir eine unterzeichnete Zeugenaussage der Stewardeß Berit Bakken, die bestätigt, daß Anwalt William Moberg im Flugzeug nach Stavanger saß, das 21.45 Uhr abflog, Ankunft in Stavanger 22.10 Uhr. Weiterhin haben wir über Telefon bestätigt bekommen, daß er um 23.05 Uhr im Hotel ankam, daß er den Weckdienst für 7.00 Uhr bestellte, und daß er sich die ganze Nacht in Stavanger im Hotel aufhielt. Und um 7.00 Uhr, da war Frau Moberg schon längst tot. Die gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigt, daß sie irgendwann zwischen 19.00 und 2.00 Uhr gestorben ist, mit anderen Worten – nach deiner Aussage – zwischen …« Er sah in seine Papiere. »Zwischen 23.00 und 2.00 Uhr.« Er machte eine Pause. »Moberg kannst du also streichen. Wenn nicht …«
»Wenn nicht?«
»Wenn er nicht nur ein Mittäter ist. Wenn er nicht jemanden anderen bezahlte, um seinen Mord zu begehen.« Und im selben Atemzug: »Was wolltest du in seinem Büro am vorigen Montag, Veum?«
»Das hab ich schon erzählt. Und von allen idiotischen Ideen, Muus, ist das die idiotischste.«
»Von allen idiotischen Ideen ist das die … Diesmal hattest du nicht mal mehr einen Witz auf Lager, was, Veum? Das hier ist nicht mehr witzig, was? Die Show ist vorbei? Nein, es ist nicht witzig. Mord ist nie witzig.«
»Und du glaubst …«, sagte ich. »Wenn, also wenn – glaubst du, wir –, daß ich in dem Fall so gottverdammt bescheuert gewesen wäre, euch zu erzählen, daß ich mich am Ort des Geschehens aufhielt, unmittelbar bevor der Mord geschah, ohne daß mir jemand ein Alibi hätte liefern können?«
»Dein Job war es, Moberg ein Alibi zu liefern. Du hast wohl damit gerechnet, dich aus der Affäre bluffen zu können.«
»Mich aus der Affäre … – und was sagt Moberg dazu? Habt ihr mit ihm
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