Das Haus mit der grünen Tür
Bullen fragen – ich kann nicht sagen, daß du mich engagiert hast, um –«
Er unterbrach mich: »Nein. Wenn es wirklich Ärger gibt, dann kannst du sagen, ich hätte dich engagiert – gestern – um herauszufinden, wer Margrete ermordet hat, als zusätzliche Ermittlung zu der der Polizei. Und weiter nichts.«
Ich seufzte. »Wie wär’s mit – einem Vorschuß?«
Er sagte: »Wieviel?«
»Fünfhundert?«
»Gut. Aber du bekommst nichts weiter, nichts Schriftliches, und ich will keine Quittung.«
Ich nickte resigniert. Er begleitete mich hinaus zum Schnee auf dem Kilimandscharo. Während er mir freundschaftlich auf die Schulter klopfte, sagte er: »Hilde, gib Veum fünfhundert Kronen und buch es unter – Verfahrensspesen. Er soll einen kleinen Job für mich erledigen.«
Hilde Varde holte eine kleine Kasse hervor, und Moberg gab mir förmlich die Hand und sagte: »Also, Veum, vielen Dank. Dann höre ich von dir. Und …« Er zögerte ein wenig. »Viel Glück.« Er hob eine Hand zum Gruß. Aus irgendeinem Grund erinnerte er mich an einen amerikanischen Präsidentschaftskandidaten, der sich gerade von einem unangenehmen Tatbestand freigekauft hatte. Dann schloß er leise die Tür hinter sich. Hilde Varde stand da mit fünf Hundertern in der Hand und sah ihm nach. Ich lächelte ihr leicht zu. »Eine ganz schöne Veränderung, was?«
»Doch.« Sie sah mich verwundert an.
Ich sagte: »So geht das, wenn man seinen Charme gebraucht.«
»Welchen Charme?« fragte sie spitz.
»Na hör mal«, sagte ich. »Soll ich dir anvertrauen, worin er steht?«
»Na?«
»Wir waren als Jungs im selben Fußballverein. Solche Dinge wirken unwiderstehlich in dieser Stadt.«
Sie lächelte zaghaft. »Tja, mir war ja klar, daß es nicht mehr war.«
Ich schielte auf die Hunderter und fragte mich, wann sie sie mir wohl geben würde. »Hör zu«, sagte ich. »Erinnerst du dich an das letzte Mal, als ich hier war? Ich hab dir eine Frage gestellt. Und du sagtest nein.«
»Ach ja?« antwortete sie. Aber ich sah, daß sie sich erinnerte, denn sie errötete leicht.
»Du hast gesagt, du würdest nicht mit fremden Männern essen gehen. Aber jetzt bin ich doch nicht mehr fremd, oder?«
»Ach nein?«
»Der gute, alte Veum kommt jeden zweiten Tag vorbei. Wir sind doch fast …« – ich nickte den Hundertern zu – »… Arbeitskollegen. Wie wär’s mit morgen, Freitag, nach Feierabend? Wer kann es sich heutzutage schon leisten, ein kostenloses Abendessen auszuschlagen?« Ich jedenfalls nicht, dachte ich und wartete auf die Reaktion.
Sie sah mich an, als wollte sie meine Kräfte abschätzen, als stellte sie sich uns beide auf einem Sofa vor, und fragte sich, ob sie mir in dem Fall, im schlimmsten Fall, gewachsen wäre. Sie wirkte nicht sonderlich eingeschüchtert von dem, was sie sah. Sie antwortete: »Na, okay. Ich war noch nie mit einem Detektiv essen.«
»Irgendwann macht man alles zum ersten Mal. Kann ich dich irgendwo abholen?«
»Wir können uns in der Stadt treffen.«
Ich nannte ein Restaurant, das ich mir nicht hätte leisten können, wenn nicht die fünf Hunderter gewesen wären, die sie noch immer in der Hand hielt. Wir verabredeten uns, um halb acht, und ich sah vielsagend auf die Hunderter. Ich bekam sie und steckte sie in meine Brieftasche.
Sie hatte sich wieder an die Schreibmaschine gesetzt, mit einem starren kleinen Lächeln auf den Lippen.
»Tschüs«, sagte ich und warf ihr von der Tür einen letzten Blick zu.
Tschüs, lächelte sie stumm. Die Lampe über ihrer Schreibmaschine warf ein starkes, klares Licht auf ihr Haar, fast wie eine kleine Sonne. Und die Sonne zog ihre Bahn über dem Schnee auf dem Kilimandscharo.
26
Ich fuhr nach Hause und aß Abendbrot, Es war nichts Besonderes, aber es schmeckte gut, wie es einem eben schmeckt, wenn man überraschend fünfhundert Kronen reicher geworden ist.
Nach dem Essen las ich eine Zeitung, deren Anzeigen mir verrieten, daß es nur noch eineinhalb Monate waren bis Weihnachten. Die Weihnachtsmänner hatten schon ihren Einzug gehalten.
Danach legte ich mich auf den Rücken auf mein sogenanntes Sofa und wunderte mich, daß Muus und seine Untergebenen nicht auftauchten. Wahrscheinlich waren sie damit beschäftigt, Zeugenaussagen zu vergleichen, bei dem Versuch, mich einzukreisen – oder einen anderen. Währenddessen wartete ich auf den Babysitter.
Sie kam pünktlich, eine Minute vor halb acht.
Sie klingelte selbstbewußt und bestimmt, und ich öffnete. Sie hatte rotes
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