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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Fond und betrachteten Bergens Nachtleben – ein besoffener Zuhälter, ein paar Jugendliche bei einer Schlägerei und eine alte Nutte mit einer Beule an der Stirn – glitten vorbei. Sie schmiegte sich ganz dicht an mich. Die Fahrt war viel zu kurz.
    Oben in der Gasse sah sie sich mein Haus an und sagte: »Also hier wohnst du.«
    Ich sagte: »Hier wohne ich.«
    Wir gingen hinein. An diesem Abend warteten keine großen dunklen Männer auf der Treppe auf mich. Ich war froh darüber.
    Draußen im Flur schlüpfte sie wieder aus dem Pelz. Sie trug ein kurzes, schwarzes Kleid mit eingearbeiteten Silberfäden, und die Schultern waren frei: nackt und weiß und rund. Sie sah mich mit weinfeuchten Augen an und sagte: »Ich glaube, du bist ein ganz schöner Filou – Varg …« Ihre Lippen waren glatt und feucht und …
    Wir gingen ins Wohnzimmer. Sie ging ans Fenster und sah hinaus. Dann drehte sie sich zu mir um. »Wo ist die Aussicht, mit der du so geprahlt hast?«
    Ich nickte zur Schlafzimmertür hin. Sie sah mich zweifelnd an, öffnete aber die Tür und ging hinein. Sie tat, als sähe sie das Bett nicht und ging ans Fenster. Als sie sich wieder umdrehte, zeigten ihre Wangen einen Hauch von Röte. Sie sah mich ironisch an.
    »Wenn du auf die Fensterbank kletterst«, sagte ich.
    Sie behielt das ironische Lächeln, aber sie zog einen Sprossenstuhl zum Fenster heran und stieg auf die breite, altmodische Fensterbank. »Nein«, sagte sie. »Hier auch nicht.«
    »Wenn du dich auf die Zehenspitzen stellst«, sagte ich.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Sie sah sich nicht um, schüttelte nur den Kopf.
    »Aber wenn du zehn Zentimeter größer wärst«, sagte ich.
    Sie drehte sich um, oben auf der Fensterbank. Ihre Blicke kreisten dort oben, wie die eines Adlers, kurz bevor er sich auf die Beute stürzt.
    »Aber ich mache einen ausgezeichneten Kaffee«, sagte ich. »Zum Frühstück.«

35
    Ich stand am Fenster und kehrte dem Zimmer den Rücken zu. Eine dürre Katze schlich an einer Hauswand entlang – auf der Jagd nach Fressen oder einem Liebhaber.
    Ich wußte jetzt mehr von ihr. Ich wußte, daß sie Jungfrau gewesen war, bis sie fünfzehn war, daß sie einmal mit zwei verschiedenen Männern im Laufe weniger Stunden geschlafen hatte, daß sie ihrem Mann »ein halbes Mal« untreu gewesen war (wie sie es ausdrückte) In den zwei Jahren ihrer Ehe – und daß sie »noch« nicht mit Moberg geschlafen hatte. Sie hatte die letzte Stunde geredet, und sie redete immer noch.
    Ich drehte mich zum Bett um und sagte. »Apropos … Moberg – wie war die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau?«
    Sie hob den Kopf vom Kissen. Die Zigarette bewegte sich von der Vertikale in die Horizontale. Die Glut am Ende war ein zusätzliches Auge, und das starrte direkt auf mich. Sie sagte: »Die war kühl. Jedenfalls in der letzten Zeit. Im ersten Jahr, als ich dort angestellt war, rief sie ihn mindestens zwei-, dreimal am Tag an. Und er ließ mich einmal in der Woche Blumen für sie bestellen. Im letzten Jahr rief sie so gut wie nie an – und er bestellte nie Blumen.«
    Sie legte sich wieder zurück. Ihr Haar verschmolz mit dem Bettzeug. Durch den Widerschein der Zigarettenglut schienen ihre Augen zu glühen. Ihre Brüste waren ganz flach, wenn sie auf dem Rücken lag, und die Brustwarzen erinnerten an kleine Schokoladenhütchen. Sie sagte. »Er ist ein ziemlich faszinierender Typ, Moberg. Dafür, daß er über fünfzig ist. Er hat sich gut gehalten. Er treibt Sport.«
    Ich sagte: »Das mußte er wohl, bei einer so jungen Frau. Sich in Form halten.«
    »Er ist ja schon mal verheiratet gewesen. Aber das weißt du wohl?«
    Ich sagte nein, das wisse ich nicht. Sie sagte: »Sie hat ihren Mädchennamen wieder angenommen – Gran oder Grande oder so was. Sie war wohl ein paar Jahre älter als er. Sie haben einen Sohn. Ich hab ihn einmal getroffen, als er im Büro war. Er war beim Vater drin, um ihn um Geld zu bitten. Und er hatte eine ziemlich rote Birne, als er ging. Er gefiel mir nicht. Einer von diesen blonden jungen Typen, die meinen, wie Robert Redford auszusehen, bloß weil sie ein paar Warzen im Gesicht haben.«
    Ich notierte im Hinterkopf: »Gran – oder Grande? Und ein Sohn? Wie alt war er?«
    Sie zuckte mit den Schultern und das Bett knarrte leicht. »Weiß nicht. Um die zwanzig, glaube ich. Warum? Hast du – hast du was rausgefunden in – in der Sache?«
    Ich sagte. »Nicht sehr viel. Kennst du einen Typen namens Kvam? Henning Kvam?«
    »Nein,

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