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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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gehe. Deswegen bin ich eigentlich gekommen.« Ich machte eine kleine Pause. Dann sagte ich: »Kvam war es, der die Wohnung gemietet hatte, oder? Es war kein mysteriöser Stein Wang, sondern Kvam, der sie gemietet hatte, oder?«
    Sie sah mich an.
    Sie nickte. »Er – zwang mich dazu«, flüsterte sie. »Ich habe es verheimlicht – sogar vor – Lange. Wenn du was sagst …«
    Ich sagte: »Ich werde nichts sagen. Nach dem, was du wußtest, hätte es ja sein können, daß er wirklich Stein Wang hieß, stimmt’s?«
    Sie nickte, etwas zögernder. »Doch, jaa?« sagte sie.
    »Denn ich heiße ja auch Veum«, sagte ich, »und nicht Finder. Man kann also nie sicher sein.«
    »Ohhh«, staunte sie. Sie strich sich ein Haar aus der Stirn. Ich ging zur Tür und sagte: »Das war alles. Ich finde selbst hinaus. Und danke für die Hilfe.«
    Sie nickte mir zum Abschied zu. »Gleichfalls«, sagte sie.
    Ich betrachtete die beiden. Die kleine blonde Frau mit den großen Händen stand vor dem Abwaschbecken wie ein Tier, das man soeben aus einem Käfig befreit hatte. Am Tisch saß das kleine Mädchen und blinzelte schläfrig mit den Lidern. Das Deckenlicht war blendend hell. Das Bild der beiden würde auf meiner Netzhaut hängenbleiben – noch lange, lange.

34
    Es war ein kühler Abend, aber es war trocken.
    Sie kam pünktlich, auf hohen, klappernden Absätzen. Die Beine waren bildhübsch, und sie trug einen braunschwarzen Pelzmantel, der ihr schneeweißes Haar hervorhob. Ich sagte: »Der war nicht billig.«
    »Was?«
    »Der Pelz.«
    »Oh, der. Ich bin berufstätig – und ledig. Ich kann es mir leisten.«
    Dann gingen wir hinauf.
    Das Lokal war dreiviertelvoll, und ich war froh, daß ich daran gedacht hatte, einen Tisch zu bestellen. Ein blasser Mann in tadellosem Smoking führte uns an einen Tisch mit weißem Tischtuch und brennender Kerze. Er schob Hilde den Stuhl zurecht. Ich schob ihn mir selbst zurecht.
    Am Tisch neben uns saß eine füllige Blondine, die aussah, als könne sie jeden Augenblick aus ihrem Kleid herausfallen. Sie spülte mit Rotwein ein dekoratives Pfeffersteak hinunter. Ihr gegenüber saß ein Mann mit verkniffenem Mund und sah aus, als hätte er auf das falsche Pferd gesetzt.
    Das Pfeffersteak sah gut aus, und ich bestellte mir auch eins. Hilde Varde zog Huhn mit Paprika vor. Wir bestellten Rotwein.
    Der Kellner kam mit dem Rotwein und goß professionell einen Schluck in mein Glas. Ich nahm ihn in den Mund und ließ ihn dort ein wenig rotieren, während ich versuchte, so auszusehen, als verbrächte ich meine Freizeit mit nichts anderem, als Weine zu probieren. Ich sagte: »Nicht schlecht, etwas zu viel Sonne vielleicht in dem Jahr …« Aber ich glaube nicht, daß ich ihn täuschen konnte.
    Dann aßen wir erst einmal. Der Rotwein ließ uns auftauen. Die einleitenden Witzeleien waren vorbei. Wir konnten anfangen, einander kennenzulernen.
    Sie sagte: »Warst du mal verheiratet?«
    Ich nickte. »Einmal zuviel. Vor ein paar Jahren.«
    »Ich auch. Zwei Jahre. Ich saß den ganzen Tag zu Hause. Er wollte es so.« Er wollte den Schnee auf dem Kilimandscharo auf Eis legen. Das wunderte mich nicht, aber er hatte einen Fehler gemacht. »Ich wurde frustriert. Er konnte das nicht verstehen. Er schob es auf mein Zuhause.«
    »Dein Zuhause?«
    »Ich komme aus einem – was man eben ein schlechtes Zuhause nennt. Vater rannte den Weibern hinterher. Mutter trank. Sie starb an Magenkrebs, als ich vierzehn Jahre alt war. Ich hatte zwei Brüder. Der eine ging zur See und kam nie wieder nach Hause. Er ließ sich in Südafrika nieder, hat wohl eine Marina aufgemacht, draußen vor Cape Town. Der andere wurde ein Chaot. Er saß das erste Mal, als er siebzehn war – Autodiebstahl, versuchte Vergewaltigung und Sachbeschädigung.« Sie lächelte matt. »Später ging es nicht besser. Also mit ihm hab ich auch nie etwas zu tun gehabt. Und Vater ist tot. Ich hab also, wenn du so willst, keine Familie. Mein Mann – Magnus –, er ließ mich das alles vergessen. Er arbeitete in einer Werbeagentur, hatte feine Freunde. Wir sprachen nie von meiner Vergangenheit. Wir sprachen überhaupt nie über mich. Ich war einfach nur da. Ich war Magnus’ hübsche Frau – ist sie nicht schön?« Sie war schön, und sie hatte Temperament. Die Erinnerung ließ ihre Wangen rot und warm werden.
    Sie kam schnell zum Schluß: »Es ging also nicht. Ich bewarb mich um den Job bei Moberg – und bekam ihn. Ich hatte, bevor ich heiratete, auch bei einem Anwalt

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