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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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seine Sicherheit kümmern kann. Und ich glaube, ich habe gefunden, wonach der Zar sucht. Ich habe vor, dich ihm zum Geschenk zu machen, Georgi Daniilowitsch. Das heißt natürlich, falls er dich akzeptiert. Doch vorerst bleibst du noch hier. Erhol dich. Werde wieder gesund. Und gegen Ende der Woche sehen wir beide uns dann in St. Petersburg.«
    Und mit diesen Worten verschwand er durch die Tür unserer Hütte. Meine Schwestern starrten ihm ehrfürchtig nach, meine Mutter sah so verängstigt aus wie noch niemals zuvor, und mein Vater zählte sein Geld.
    Trotz meiner Schmerzen richtete ich mich noch ein Stück weiter auf, und als ich dies tat, konnte ich durch unsere Tür auf die dahinter liegende Straße blicken, wo eine Eibe stand, in voller Blüte, gesund, stark und kräftig, aber etwas daran war anders als sonst. Ein großes Gewicht schien in ihrem Geäst hin und her zu schwingen. Ich kniff die Augen zusammen, um dieses seltsame Ding zu identifizieren, und als ich schließlich erkannte, worum es sich dabei handelte, da stockte mir der Atem.
    Es war Kolek.
    Sie hatten ihn auf offener Straße erhängt.

1979
    Es war Sojas Idee, noch eine letzte gemeinsame Reise zu machen.
    Wir waren nie große Touristen gewesen, weder sie noch ich, denn anstatt uns den Beschwernissen einer Urlaubsreise auszusetzen, genossen wir lieber die Wärme und Sicherheit unserer behaglichen Wohnung in Holborn. Nachdem wir Russland verlassen hatten, begaben wir uns schnurstracks nach Frankreich; einmal dort angelangt, verbrachten wir einige Jahre in Paris, wo wir wohnten und arbeiteten und wo wir auch heirateten, bevor wir uns schließlich in London niederließen. Als Arina noch ein Kind war, scheuten wir weder Kosten noch Mühe, um uns jeden Sommer für eine Woche vom Großstadtgetriebe zu verabschieden, um ihr das Meer zu zeigen, sie im Sand spielen und mit anderen Kindern herumtollen zu lassen. Für gewöhnlich fuhren wir dann nach Brighton oder manchmal sogar bis hinunter nach Cornwall, die Küsten der Insel aber haben wir, nachdem wir einmal in England sesshaft geworden waren, niemals hinter uns gelassen. Und ich hatte gedacht, dabei würde es auch bleiben.
    Soja rückte eines späten Abends mit ihrer Idee heraus, als wir in unserem Wohnzimmer am Kaminfeuer saßen und zuschauten, wie die Flammen allmählich schwächer wurden und die schwarzen Kohlen zum letzten Mal fauchten und zischten. Ich las im neuen Roman von Kingsley Amis und legte das Buch überrascht beiseite, als sie mir mitteilte, was sie sich überlegt hatte.
    Unser Enkel, Michael, hatte sich eine halbe Stunde zuvor nach einem schwierigen Gespräch von uns verabschiedet. Er war zum Abendessen gekommen und hatte uns erzählt, welche Fortschritte es in seinem neuen Leben als Schauspielschüler gab, doch die ausgelassene Stimmung des Abends war mit einem Mal wie weggewischt, als Soja ihn über ihre Krankheit und die Ausbreitung der Krebszellen ins Bild setzte. Sie wolle ihm nichts verheimlichen, aber sein Mitleid wolle sie auch nicht haben. So sei das Leben nun einmal, meinte sie. Da könne man nichts machen.
    »Ich bin ja schon steinalt«, sagte sie mit einem Lächeln. »Und ich habe unglaubliches Glück gehabt, verstehst du. Ich bin dem Tod einmal sehr viel näher gewesen als jetzt.«
    Doch als ein junger Mensch hatte Michael sofort nach Auswegen gesucht, nach einem Hoffnungsschimmer. Er beharrte darauf, dass sein Vater die Kosten für alle notwendigen Behandlungen übernehmen würde und dass er selber sein Studium an der RADA abbrechen und sich eine richtige Arbeit suchen würde, um bezahlen zu können, was immer sie brauchte, doch sie schüttelte den Kopf und umfasste seine Hände, während sie ihm mitteilte, dass man für sie nichts mehr tun könne, auch nicht für alles Geld der Welt. Diese Krankheit sei unheilbar, sagte sie zu ihm. Womöglich seien ihr nur noch wenige Monate vergönnt, und die wolle sie nicht mit der Suche nach Heilmitteln oder unnützen Therapien vergeuden. Diese Neuigkeit war ihm sehr an die Nieren gegangen. Nachdem er so viele Jahre ohne Mutter zugebracht hatte, war es nur natürlich, dass er sich nicht damit abfinden wollte, nun auch noch seine Großmutter zu verlieren.
    Bevor er ging, hatte Michael mich beiseitegenommen und gefragt, ob er irgendetwas für seine Großmutter tun könne, um ihr das Schicksal zu erleichtern. »Sie hat doch die besten Ärzte, nicht wahr?«, fragte er mich.
    »Selbstverständlich«, erwiderte ich, gerührt von den Tränen, die

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