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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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zorniger Stimme und sah mich an. »Was lungerst du hier noch herum? Los, geh mit ihm! Pass auf ihn auf! Deswegen bist du ja schließlich hier.«
    Das Hauptquartier der Kaiserlich Russischen Armee, die Stawka, befand sich auf einer Hügelkuppe, in der ehemaligen Residenz des Provinzgouverneurs – um dafür sorgen zu können, dass dieser nach dem Krieg noch über eine Region verfügte, die er verwalten konnte, hatte er sich eine andere Bleibe suchen müssen. Es handelte sich um ein großes, weitläufiges Herrenhaus, inmitten etlicher Hektar Land, auf denen genug Häuschen und Hütten verstreut waren, um die durchreisenden Militärangehörigen einquartieren zu können.
    Der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, der sich fast ununterbrochen in der Stawka aufhielt, bewohnte das zweitschönste Zimmer des Gebäudes, eine ruhige Kammer im ersten Stock, die Aussicht auf einen Garten gewährte, wo der Gouverneur erfolglos versucht hatte, in der hart gefrorenen Erde Gemüse zu ziehen. Das beste Zimmer jedoch, eine geräumige Suite im obersten Stock des Hauses, zu der auch ein Arbeitszimmer und ein privates Badezimmer gehörten, wurde für den Zaren frei gehalten, sollte der einmal vorbeischauen, um die Truppen zu inspizieren. Durch die vergitterten Fenster bot sich der idyllische Anblick einer sich in der Ferne erstreckenden Hügellandschaft, und an ruhigen Abenden konnte man zuweilen das Rauschen der nahe gelegenen Gewässer vernehmen, was einem die Illusion einer Welt im tiefsten Frieden bescherte, eines unschuldigen, bäuerlichen Lebens in der Stille und Beschaulichkeit des östlichen Belorusslands. Für die Dauer unseres Aufenthalts teilte sich der Zar sein Zimmer mit Alexei, während mir eine Pritsche in einem kleinen Salon im Erdgeschoss zugewiesen wurde, in dem auch noch drei andere Leibwächter untergebracht waren, darunter mein Freund Sergei Stasjewitsch, der zu denjenigen zählte, die ausschließlich mit dem Schutz des Zaren betraut waren.
    Es war ein Vergnügen, während dieser Zeit den Zaren und den Zarewitsch gemeinsam zu beobachten, denn ich hatte noch nie einen Vater und seinen Sohn gesehen, die die Gesellschaft des anderen so sehr genossen. In Kaschin wäre diese Art von Zuneigung von jedermann mit Stirnrunzeln quittiert worden. Bei uns wäre dieser Sohnesliebe allenfalls der Respekt am nächsten gekommen, den mein Freund Kolek seinem Vater Boris gezollt hatte. Doch zwischen dem Zaren und seinem Sohn bestand eine natürliche Wärme und Freundlichkeit, die mich neidisch machte, eine tiefe, gegenseitige Sympathie, die sich noch verstärkte, wenn die beiden der Strenge des Palastlebens entfliehen konnten. In solchen Momenten musste ich oft, und voller Bedauern, an Daniil denken.
    Der Zar hatte vom ersten Tag an darauf bestanden, dass Alexei auf dieser Reise nicht als Kind zu behandeln sei, sondern als der Thronerbe des Russischen Reiches. Keine Unterhaltung wurde als zu privat oder als zu ernst für seine Ohren erachtet. Kein Anblick sollte seinen Augen erspart werden. Als Nikolaus ausritt, um die Truppen zu besuchen, da ritt Alexei an seiner Seite, dicht gefolgt von Sergei und mir sowie den anderen Leibwächtern. Bei den Truppeninspektionen standen die Soldaten stramm und beantworteten die Fragen ihres Kaisers, während der Junge still und höflich neben seinem Vater verharrte, aufmerksam zuhörte und jedes Wort innerlich verarbeitete.
    Und als wir die Feldlazarette besuchten, was wir des Öfteren taten, zeigte er keinerlei Anzeichen von Zimperlichkeit oder Entsetzen, trotz der grässlichen Anblicke, die sich uns dort boten.
    In einem der Feldlager folgte unsere gesamte Entourage dem Zaren und dem Zarewitsch in ein mit einem grauen Baldachin überdachtes Zelt, wo sich ein Häuflein Ärzte und Krankenschwestern um vielleicht fünfzig oder sechzig Verwundete kümmerte. Diese lagen in Einzelbetten, die so dicht aneinandergerückt waren, dass es beinahe so schien, als hätte man die Matratzen zu einem einzigen langen Sterbelager für die Männer zusammengefügt. Als wir das Zelt betraten, schlug uns der Gestank von Blut, eitrigen Gliedmaßen und brandigem Fleisch entgegen. Mit vor Übelkeit verzerrtem Gesicht und krampfhaft den natürlichen Brechreiz unterdrückend, hätte ich am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht, um nach draußen an die frische Luft zu eilen. Der Zar hingegen offenbarte nicht das geringste Anzeichen von Ekel, und auch Alexei ließ sich nicht von dieser bestialischen Attacke auf die Sinne

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