Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
Vom Netzwerk:
»Das können wir nicht.«
    Da drehte der Abt sich zu seinem Diener und befahl ihm:
    »Koche den Brüdern ein Mus; sie können keine feste Kost vertragen!« Zu den Brüdern selbst aber sagte er: »Euch tut nur not zu beten!«
    Antonius hatte keine Schule besucht. Er konnte nicht schreiben. Er mußte seine wenigen Briefe anderen diktieren.
    Aber er hatte in seiner Einsamkeit die Grundfragen der Evangelien wohl durchdacht. Im Gespräch mit seinen
    zahlreichen Schülern, wußte er diese Gedanken so zu
    formulieren, daß sie in anderen den Glauben weckten und weitertrugen. Im Jahre 355 holten ihn die Bischöfe nach Alexandrien, weil sie seine Unterstützung in der
    Auseinandersetzung mit den Arianern brauchten, und
    griechische Philosophen kamen in eines seiner Klöster am Roten Meer, um mit ihm zu diskutieren. Er starb in Frieden und hinterließ zahlreiche Schüler, von denen manche auch als Heilige verehrt wurden.

    Hilarion, der Klostergründer

    HILARION WAR ein Schüler des heiligen Antonius. Seine Eltern waren Heiden. Sie lebten in Palästina und schickten den begabten Sohn nach Alexandrien. Dort sollte er als Rhetor ausgebildet werden. Er fand aber bald die Verbindung zu den Christen der Stadt, schloß sich ihnen an und ließ sich taufen.
    Als er von dem vorbildlichen Leben des Antonius hörte, suchte er ihn in der Wüste auf und ließ sich von ihm in das Asketenleben einführen. Die Zahl der Menschen, welche den Heiligen in ihren Nöten aufsuchte, wurde aber immer größer.
    Hilarion wollte in Abgeschiedenheit leben. Als seine Eltern starben, zog er deshalb mit einigen Brüdern nach Palästina, verschenkte sein ganzes Erbe und begab sich dann in eine Wüstenei, die der zahlreichen Raubüberfälle wegen für besonders gefährdet galt. Einer der Bandenführer fragte den fünfzehn Jahre alten Mönch, was er denn machen wolle, wenn die Mörder und Diebe einmal über ihn herfielen. Hilarion antwortete: »Ein armer, von allem entblößter Mensch fürchtet keine Diebe.« Der Mann erwiderte: »Aber sie könnten dir doch ans Leben gehen!« Hilarion antwortete lächelnd: »Sicher!
    Aber ich bin immer bereit zu sterben. Der irdische Tod wird mich vor dem ewigen Tod bewahren.«
    Hilarion gründete die ersten Klöster in Palästina und Syrien, die er regelmäßig besuchte. Er bekehrte viele zum Christentum und wirkte Wunder, die ihm immer mehr Mönche, Gläubige und Notleidende zuführten. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens war er, der ohne Absicht viel Volk an sich zog, immer auf der Flucht vor seinen Anhängern, immer auf der Suche nach Ruhe und Geborgenheit. Mit fünfundsechzig Jahren zog der Abt Hilarion von Palästina nach Ägypten an das Grab seines Lehrers Antonius. Zwei Jünger zeigten ihm die primitive Zelle, in der er zuletzt gewohnt hatte, die harte Lagerstätte, das selbst angelegte Gärtchen, die Plätze, auf denen er ausruhte. Nur das Grab sah er nicht; denn der Verstorbene wollte nicht, daß sein Grab das Ziel von Pilgerzügen würde.
    Als Hilarion vom Berg des heiligen Antonius nach
    Aphrodisium in Ägypten wanderte, um dort mit zwei Schülern in einer Einöde zu fasten und stillzuschweigen, hatte es dort drei Jahre nicht geregnet. Die Einwohner suchten ihn auf und flehten ihn an, für sie zu beten. Er hob die Hände bittend zum Himmel, und es regnete. Daraufhin wurde er bald Mittelpunkt der Verehrung des ganzen Volkes. Er zog sich in eine Wüste nahe bei Alexandrien zurück. Schon nach einem Jahr war der Zulauf des Volkes so groß, daß er über Libyen nach Sizilien floh. Dort wirkte er zahlreiche wunderbare Heilungen, in Dalmatien brachte er eine Sturmflut dicht vor der Küste zum Stehen, und auf Zypern trieb er Dämonen aus und heilte Besessene, ehe er im Alter von vierundachtzig Jahren starb.

    Makarius, der Ägypter

    MAKARIUS LEBTE neunzig Jahre, davon sechzig in der Wüste.
    Er war noch jung, als eine Dirne ihn verleumdete und überall erzählte, er habe sie verführt. Das Volk hatte ihn für einen Heiligen gehalten und glaubte nun, daß er ein Heuchler sei. Sie fielen über ihn her, wo sie ihm begegneten und mißhandelten ihn schwer. Aber er schwieg, ja, er arbeitete doppelt soviel wie früher und sorgte für den Lebensunterhalt seiner Verleumderin.
    Da bekannte sie ihre Schuld, und das Volk kam, um ihn um Verzeihung zu bitten und zu ehren. Er aber floh in die Sketische Wüste. So vermied er die Versuchung, hochmütig zu werden. Es ist müßig, von seiner Mäßigkeit zu reden; denn in der Wüste

Weitere Kostenlose Bücher