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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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gehörten wie der Zweireiher, ihre Botschaften, weiße Kleidung und gesellschaftliche Anerkennung. Sie alle wiesen das ausgehungerte Schreckgespenst der INDIA STAR entschieden von sich. Sie stürzten sich auf die Landkarten und setzten kleine Papierfähnchen darauf, als ob sie den Weg der Rache markieren wollten. Eine seltsame Erscheinung, welche die ganze soziologische Mannschaft um Boris Vilsberg in Verlegenheit gebracht hätte. Jene Leute verbrachten ihre Ferien in Vichy und kannten von ihren Heimatländern nur noch die Kakaobohne in den Cocktails. Sie lehnten es auch ab, ihre alte Mutter im Heimatdorf zu besuchen, weil sie beharrlich auf ihren Fersen hockte. Sie wünschten nichts inniger als den Zusammenbruch einer Welt, aus der sie sich endlich freigemacht hatten! Wie lästig ist doch dieser heimliche Druck des Hasses und der Mißgunst! Und die Hunde von Weißen! Sie wechselten einfach das Feld. Sie schrien viel, genügend um die Öffentlichkeit zu betäuben. Aber in der Stunde der Wahrheit werden wir sehen, wie sie sich in ihre Nester verkriechen, zweifellos, um dort den Haß zu verbergen, den sie letzten Endes unter sich selbst hegten …
    Die Armada der letzten Chance fuhr indessen aus der Meerenge von Ceylon heraus, und die Welt verlor erneut ihre Spur.

19.
     

    In seinem langen Bericht, den der Journalist der Associated Press seinen im Hubschrauber gemachten Aufnahmen beifügte, schrieb er von einem entsetzlichen Geruch, der über dem Meer lag, einer dicken Luft über der Armada. »Nicht zum Atmen. Der Pilot und ich haben unsere Taschentücher mit Gin getränkt und als Maske benutzt. Es roch wirklich nach Sch …!« Auch dieser Satz wurde nie veröffentlicht.
    Die Flotte schwamm seit achtundvierzig Stunden im Indischen Ozean und näherte sich den Lakkadiven und dem zehnten Grad nördlicher Breite, als eine westliche Brise den furchtbaren Gestank über die ganze Küste von Malabar bis Kap Comorin verbreitete. Es war für die Geruchsnerven eine letzte Hinterlassenschaft, ein Verwesungsgeruch, der an die Durchfahrt der Flotte erinnerte. Die Menschen in dieser Gegend hoben überrascht und erschrocken die Nase zum Himmel und beschnupperten die Wolken. Ein zäher und übler Geruch zog sich über Land und Städte.
    Es war so stark, daß dagegen der Geruch des trockenen Kuhmists gar nichts war, den in Indien Millionen Frauen für Millionen Feuerstellen als Brennmaterial für die tägliche, magere Küche verwenden. Der auswandernde Ganges stank, wie es in Indien noch nie gestunken hatte.
    Bei der Flotte entstand indessen ein großes Problem: der Brennstoff. Bei der Bescheidenheit der Passagiere mangelte es weder an Reis noch an Wasser. Immerhin mußte täglich für eine Million Menschen auf hundert Schiffen Reis gekocht werden. Vom ersten Tag an entstand Unruhe. Die Küchen auf jedem Schiff erwiesen sich als unzulänglich und unfähig, die Tausenden von Individuen zu ernähren, die sich überall schlugen und gegen jede Disziplin auflehnten. Es bildeten sich Cliquen, Familiengruppen und landsmannschaftliche Zusammenschlüsse, die sich für die Dauer der Reise zusammentaten, sei es auf dem Vorderdeck, auf dem Achterdeck, im Zwischendeck oder im Werkraum. Jede dieser Gruppen organisierte eine eigene Küche. Auf den größten Schiffen wie der INDIA STAR oder der CALCUTTA STAR zählte man bereits auf der Höhe von Ceylon mehr als hundert Küchen, wo man täglich den Reis in Gefäßen aller Art, wie Kasserollen, Kesseln, Kochgeschirren und Konservenbüchsen kochte. Man machte Feuer mit allem, was an Bord aufzutreiben war. Schon bei der Abfahrt war das Holz knapp. Jetzt wurde alles verwendet, die letzten Rettungsboote, die Bettgestelle, Schiffsbohlen, die Kabinentüren der Wachen und Offiziere, ja sogar die wenigen Bücher der Schiffsbibliothek. Es bedurfte der ganzen Autorität des Mistkäfers, damit die Seekarten, die nautischen Anweisungen und die Sextantengehäuse nicht verheizt wurden. Dennoch wäre der notwendigste Bedarf für die Herdstellen bis zum Ende der Reise gesichert gewesen, wenn man nicht auch noch Scheiterhaufen hätte unterhalten müssen.
    Indien verbrennt seine Toten. Die Armada verbrannte die ihrigen seit der Abfahrt. Wenigstens die, welche an Bord starben. Nicht dagegen solche, die ins Wasser fielen und als kleine Flöhe am Rand der Armada von der Flut weggespült wurden. Es starben viele. Besonders Greise und Kinder, die schon, bevor sie aufs Schiff gingen, erschöpft waren, ausgehungert am Ende

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