Das helle Gesicht
mitzuarbeiten hast du. Du die Pferde, Ron die Kühe, Percival bei allem dabei.«
»Percival auch? Was ist denn in euch gefahren?«
»Waseschas Gedanke.«
»Es kommt aber nicht die Joan zu euch zurück, die ihr erwartet habt. Ich habe mich geändert.«
»Du?«
»Ja, meine Freundin Sonnengesicht. Ich habe es satt. Den Betrieb habe ich satt. Von Rodeo zu Rodeo, von Sieg zu Sieg, ich mag nicht mehr. Außerdem ist eine Jüngere aufgetaucht, die nächsten Sommer siegen wird. Sei sicher. Sie haben mir mit allen Punkten nur eine Art Abschiedsfest gegeben.«
»Du meinst?«
»Ich weiß.«
Die beiden Frauen saßen des Abends am Grabe des alten Inya-he-yukan und zupften und kauten nach Wakiyas Beispiel Gräser. Er war zu ihnen gekommen.
»Ich überschlafe das, Ite-ska-wih«, sagte Joan schließlich. »Fahrt ihr nicht bald hinauf nach Kanada?«
»Hanska hat es vor.«
»Ich will meine Kinder endlich wiedersehen. Roberts Kinder. Nehmt ihr mich mit?«
»Ja. Du kannst ja dann mit uns zurück ins Tal der weißen Felsen.«
»Kleine Prophetin.«
Wakiya sagte nichts. Er summte ein Lied vor sich hin. Deutlicher noch als Ite-ska-wih, deren Gedanken in dem Gespräch eingefangen waren, hatte er im stillen Zuhören den müden Zug erkannt, der sich um Joans Mund gelegt hatte. Er würde nicht so deutlich bleiben, das wußte Wakiya; es spielte eine augenblickliche Ermüdung mit, die wieder verging. Aber ganz konnte er nicht mehr schwinden. Sie hatte Robert verloren, und der Taumel der Siege war verflogen.
Wie Wakiya, so dachte auch Ite-ska-wih an dem Platz bei dem alten Inya-he-yukan noch nach. Die Sonne sank; ihre rote Glut verströmte am Horizont; Sommerwolken wurden golden gelb. Das ausgetrocknete Land war wie verzaubert.
»Ihr nennt mich eine Prophetin und Geheimnisfrau, so recht leichtgläubig, mit leichtem Sinn tut ihr das«, zweifelte Sonnengesicht schließlich. »Ich glaube, Rote Krähe hat damit einmal angefangen. Ja, im Tal des kleinen Fisches hat er angefangen. Aber kann ein Mensch so einfach eine Geheimnisfrau sein? Unsere Geheimnismänner machen harte Übungen und eine schwere Lehre durch, ehe sie sich Geheimnismann nennen und ihre Aufgaben ausführen dürfen. Aber wir Frauen? Ich bin so schwach, und nicht selten irre ich mich.«
»Ihr Frauen lernt durch das, was ihr hört, tut und leidet. Auch du bist noch nicht eine Geheimnisfrau, Ite-ska-wih. Du kannst es aber werden. Geheimnisse besitzt keiner; die Augen und Ohren tun sich immer weiter dafür auf, viele Sommer und Winter hindurch. Hau.«
»So mag ich es schon eher hören, Wakiya-knaskiya.«
»Ich möchte gern«, fuhr der aus seiner Schweigsamkeit herausgelockte Wakiya fort, »ich möchte euch beiden Frauen hier an dem Grabe des alten Inya-he-yukan eine Sorge vortragen. Mögt ihr mir helfen! Es geht wieder um Percival. Ihr habt ihn damals aus der Verzweiflung herausgeholt. Er kämpft um sein neues Leben, aber noch ist er in Gefahr.«
»Wie meinst du das?« wollten die beiden Frauen wissen.
»Er könnte mit dir, Joan, und mit Ron zusammen die Patrick-Bighorn-Ranch übernehmen; ihm könntet ihr die Leitung geben. Denn einer muß auf jeder Ranch sein, der nach der Beratung entscheidet. Oder nicht?«
»Aber ja«, meinte Joan. »Wir waren daheim viele Geschwister, die zusammen arbeiteten. Der Vater entschied.«
»Percival ist klug, hat einen starken Willen und Erfahrung. Dennoch bleibt er der ›scheusalgesichtige‹ Cowboy.«
»Weil er stur und verbockt ist und mein Geld nicht annehmen will!« schalt Joan zornig. »Von einer Frau nimmt er nichts und so weiter und so weiter; er ist kein Robert-Ersatzprodukt und kein scheusalgesichtiger Playboy; er ist nicht meine Wohlfahrtspuppe – ach, er ist zum Schreien uneinsichtig.«
»Das weißt du alles, Joan?«
»Und ob ich es weiß. Er hat es mir gleich ins Gesicht gesagt.«
»Das ist ja gut.« Wakiya holte sich einen neuen Grashalm. »Ich habe wieder an Rencho geschrieben, der mir schon zweimal geholfen hat, für Wasescha und für Harry. Er tut es auch für Percival.«
»Wie?« rief Joan.
»Liebst du ihn denn?« fragte Ite-ska-wih ganz leise.
Joan wurde dunkelrot. »Ich… ach, halte doch den Mund, Ite-ska-wih. Ich schäme mich.«
»Auch gut. So schnell vergißt du Robert nicht. Dennoch magst du seinen Freund Percival. Sprich du weiter, Wakiya-knaskiya.«
»Ja. Also Rencho kennt einen Chirurgen in California, der eine solche chirurgische Gesichtsplastik ausführen kann und es auch für einen Indianer tun
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