Das helle Gesicht
Dollar ziehe ich von Ihren dreihundert ab.«
»Großzügig wie immer. Wichtig ist mir der gesonderte Arbeitsvertrag, damit Mara auf der Reservation bleiben kann.«
»Der Sinn der Rede ist dunkel, aber ich mache mit, da Miss Bilkins mich drängt. Also zweihundertundfünfzig und fünfzig Dollar. Und das Land für eine und eine halbe Kuh.«
»Genau. Das Land bekomme ich vom Stamm für die Kinder. Sie müssen nur als Pächter zurücktreten.«
»Wann fangen Sie bei uns an?«
»Morgen, hoffe ich, wenn bis dahin das Stückchen Land frei gegeben ist.«
»Wer macht das?«
»Der alte Mister Haverman. Ökonomie. Er wird die Sache mit dem Stamm regeln.«
»Fahren wir gleich.«
»O. k.«
Der Großvater holte seinen Wagen. Ite-ska-wih begrüßte unterdessen Joan. Man machte sich dann ohne weiteren Verzug auf den Weg zur Agentursiedlung.
Unterwegs sagte Ite-ska-wih zu Hanska, der am Steuer des Jaguar saß: »Es sind ihnen zwei Pferde gestohlen worden. Bob und Joan schaffen die Aufsicht nicht, auch nicht mit Myers zusammen. Joan hat den Jungen, den Enkel, im Verdacht, der sich Geld machen will, weil er sehr knapp gehalten wird. Wir werden zu tun haben.«
»Nicht zuwenig.«
Nachmittags langten die beiden Wagen vor Havermans Büro an; die Besucher wurden noch eingelassen, obgleich die Dienstzeit schon ablief.
Haverman, der müde Herzkranke, strahlte.
»Ein Lichtblick! Eine Einigung! Können wir die Sache gleich aufsetzen? Ich habe schon einen Entwurf.«
Der Entwurf war brauchbar. Hanska und Myer senior unterzeichneten.
»Was wird der Chief dazu sagen?« fragte Hanska.
»Gar nichts. Wir fragen ihn nicht.«
»Aber den künftigen Chief-President werden Sie fragen.«
Haverman schaute Hanska von der Seite an, doch er bemerkte nichts zu dessen Einwurf, mit dem die Stammesrechte betont wurden.
Da die Regelung überraschend schnell erfolgt war, konnten Hanska und Ite-ska-wih noch bei Tageslicht ans Heimfahren denken. Tagfahrten waren angesichts des Killerunwesens ratsamer als Nachtfahrten. Sie wollten zu Hause in Waseschas Tipi übernachten, mit ihm noch alles besprechen und ihre Habseligkeiten zusammenpacken. Sie merkten, daß ihnen der Abschied aus dem gastlichen Zelt, von den Menschen, denen sie voll vertrauten, die ihres Stammes waren, von denen sie schon viel gehört und gelernt hatten, schwerfallen würde. Gewohnheitsmäßig tankte Hanska noch einmal, ließ auch die Reservekanister füllen, ehe er die Agentursiedlung verließe. Der Tankwart verzögerte nichts, beeilte sich aber auch nicht und entschloß sich endlich zu einer scheinbar nebensächlichen Bemerkung, die Hanska und Ite-ska-wih jäh auffahren ließ.
»Louis White Horse ist durchgefahren. Die wollen Hugh Mahan einen Besuch abstatten. So haben sie geredet.«
»Was heißt ›die‹?«
»Ja, die sind zu dritt.«
Hanska dankte mit erhobener Hand, zahlte, startete und ging auf Höchstgeschwindigkeit, sobald die Siedlung hinter ihm lag. Ite-ska-wihs Wangen und Schläfen glühten. Hanska war nicht der Gedanke gekommen, sie in der Siedlung abzusetzen, obgleich es jetzt gefährlich wurde. Bei der Einfahrt in den Seitenweg, der zu dem Weidegelände und dem Parkplatz Waseschas führte, erkannte das junge Paar die frischen Reifenspuren eines Wagens, der hier eingebogen war. Hanska folgte mit unverminderter Geschwindigkeit. Am Parkplatz stand der Ford des Louis White Horse. Hanska sprang heraus, zog das Messer, das er wie jeder Hirte bei sich trug, und stach in einen Vorderreifen. White Horse sollte ihm nicht so leicht entkommen.
Mit Sätzen, die man nach Schnelligkeit und Lautlosigkeit sehr wohl denen einer Raubkatze vergleichen konnte, glitt er in Deckung zwischen Bäumen und Gebüsch hindurch zu Waseschas Tipi. Ite-ska-wih folgte ihm, so rasch sie vermochte. Mit ihren langen, schlanken Beinen war sie schnell genug, um den dahinhuschenden Hanska nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Das Tipi kam ins Blickfeld der beiden. Nahe seinem Eingangsschlitz standen zwei Männer; sie hatten sich mit gezogenen Revolvern so postiert, daß sie jeden, der das Zelt verließ, sofort niederschießen konnten, selbst aber außerhalb der Schußlinie standen. Die näherkommenden Hanska und Ite-ska-wih hatten sie in ihrer auf das Zelt gerichteten gespannten Aufmerksamkeit offenbar noch nicht bemerkt. Da Hanska anhielt, erreichte ihn Ite-ska-wih.
»Du den Schwarzhaarigen im Sprung von hinten mit Karate. Ich den Blonden«, flüsterte Hanska ihr zu.
Da krachte ein Gewehrschuß im
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