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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dr. Portner an, wollte etwas sagen, lächelte grundlos und sank um. Dr. Körner riß ihm die Uniform auf, legte das Ohr auf seine Brust und schüttelte den Kopf.
    »Tot!« sagte er völlig ratlos.
    »Schon wieder einer!« Dr. Portner half mit, den jungen Leutnant auf den Küchentisch zu heben. »Sobald irgendeine Verbindung zustande kommt, lassen Sie die Meldung durchgehen. In den letzten neun Tagen hat unser Regiment vierzehn Ausfälle durch plötzlichen Herztod gehabt. Die Leute stehen herum, graben neue Stellungen, stützen sich auf den Spaten, spielen Karten, trinken aus der Feldflasche … und plötzlich fallen sie um und sind tot! Wir haben das schon mal gemeldet … aber in Pitomnik scheint man auf den Ohren zu sitzen!«
    Bei dem Armeeoberkommando westlich Gumrak stapelten sich die Meldungen von allen Frontabschnitten des Kessels. Ein Oberstarzt sammelte sie gewissenhaft in einem roten Schnellhefter. Sie wurden zur Geheimen Kommandosache. Überall machte man die gleichen Beobachtungen … völlig gesunde Männer fielen plötzlich ohne Feindeinwirkung um und starben einen Sekundentod.
    Ein Befehl ging an alle Truppenärzte, denen solche Todesfälle vorkamen: Keine Beerdigung der Leichen. Die Körper sollen eingefroren werden. Bei 35 Grad Kälte war dies kein Problem. Man lebte ja in einem riesigen Eisschrank.
    Der Generalarzt sprach mit Berlin.
    Berlin antwortete sofort.
    Das deutsche Oberkommando wird einen Pathologen in den Kessel von Stalingrad einfliegen lassen.
    Einen Pathologen?
    Ja. Einen Oberarzt von Professor Dr. Rößle, einen hervorragenden Anatomen. Er wird den geheimen Auftrag mitbringen, festzustellen, warum so viele Soldaten ohne äußere Einwirkung so plötzlich sterben. Er wird Leichenöffnungen vornehmen, Sezierungen, Untersuchungen. Das Oberkommando ist sehr an einer Klärung der geheimnisvollen Tode interessiert, denn … diesen plötzlichen Tod, diesen Tod aus dem Nichts gibt es nur in Rußland … nur bei der 6. Armee …!
    Am 29. Dezember tickte es im Funkgerät des Kellerlazaretts am ›Tennisschläger‹. Der Funker nahm die Meldung auf und schob Dr. Portner den Text auf den Operationstisch.
    »Morgen früh 8.30 Uhr Bereitstellung zur Sektion. Bergner, Oberstarzt, Ende.«
    »Das ist etwas für Sie, Körner«, sagte Dr. Portner und verband weiter einen Armstumpf. »Sie traben heute nacht mit unseren drei Spontantoten los nach Gumrak. Wallritz und Rottmann begleiten Sie.«
    Um drei Uhr früh, bei heulendem Schneesturm, rannten sie los. Vorweg der stämmige Rottmann, der Feldgendarm, der den Anschluß verloren hatte und nun zum Lazarett gehörte, der die Strohsäcke aufschüttelte, abends in Operationspausen den Küchentisch von Blut, Eiter und Knochensplittern blank scheuerte, der die Toten aus den halbwegs ganzen Uniformen pellte und sie den Verwundeten überzog, die halbnackt und blaugefroren den Weg von ihren Bunkern und Gräben bis zum Kino zurückgekrochen waren, der trotz der 50 Gramm Brot am Tag noch immer etwas feiste Emil Rottmann mit den Schlangenaugen und dem Freifahrschein nach Hause in Hirn und Herz, der nicht von der Seite Wallritz' wich, weil dieser für ihn das Leben bedeutete, dieser imitierte Bulle, wie ihn Knösel nannte, rannte voraus. Ihm folgten sechs Träger, die zwischen sich in Zeltbahnen drei steifgefrorene Leichen trugen. Beim Rennen stießen die Körper gegen Mauern und Trümmern, man brauchte keine Rücksicht mehr zu nehmen, die Kameraden in den Zeltplanen spürten längst nichts mehr. Den Leichenträgern folgten Dr. Körner und Feldwebel Wallritz. Wallritz trug eine prall gefüllte Meldetasche bei sich.
    »Ich lege Ihnen ans Herz, diese Meldungen dem Oberstarzt selbst zu geben!« hatte Dr. Portner zu ihm gesagt. »Und wenn der alte Herr huch macht und umfällt, können Sie ihn gleich bei dem Anatom auf den Seziertisch legen! Vielleicht werde ich auch erschossen wegen Wehrkraftzersetzung.«
    »Was steht denn da drin, Herr Stabsarzt?« Wallritz sah seinen Chef nachdenklich an.
    »Die Wahrheit, Wallritz. Was wir brauchen, und was wir bisher gekriegt haben! Und was ich über diese Sauerei denke. Alles zusammen ist das strafbar, denn ein deutscher Soldat denkt nicht, er gehorcht nur! Und nun hauen Sie ab.«
    Außerhalb der Trümmerwüste, an der Zariza, wartete ein Lastwagen auf sie. Er war umringt von verzweifelten Verwundeten, die im Schnee standen, hockten oder lagen, ein Wall von Leibern, dicht um das Fahrzeug geschart, das für sie Rettung bedeutete, Fahrt

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