Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
nett und hatte eine fröhliche Art.
„ Wer
unterrichtet uns?“, fragte Kate interessiert.
„ Ein
sehr junger Lehrer, er ist ungefähr in eurem Alter.“,
sagte Sanny. Kate öffnete den Mund, um sie zu fragen wie alt sie
war, aber Sanny ahnte die Frage bereits.
„ Ich
bin erst sechs.“ Sie kicherte bei dem verwirrten Blick, der auf
Kates Gesicht erschienen war.
„ Das
war ein Scherz, oder?“, wollte sie wissen.
„ Nein,
sie sagt die Wahrheit.“, ein Junge war zu ihnen herübergekommen
und Kate hatte ihn erst bemerkt, als er sprach. Es war Sannys Bruder,
aber Kate hatte seinen Namen bereits vergessen. Er war nicht viel
größer als sie.
„ Ich
möchte nicht unhöflich klingen, aber ich versteh es
nicht.“, sagte Kate langsam. „Du bist erst sechs und
ziemlich klein, redest aber wie eine Erwachsene?“, stellte sie
fest.
„ Nun
ja. Für unsere Verhältnisse bin ich nicht besonders klein.
Die Meisten von uns werden nicht größer als 80 cm. Ich bin
fast bei neunzig und kaum einer ist bisher über die
ein-Meter-grenze gewachsen.“, sagte Sanny.
„ Ja,
sie ist sehr stolz unsere Kleine.“, meinte ihr Bruder und
wuschelte ihr durch die Haare. Sanny trat ihm zur Strafe gegen sein
Bein.
„ Du
bist nur neidisch, weil ich eine Heilerin bin und du nicht.“,
ärgerte sie ihn weiter.
„ Ich
habe es mir nicht ausgesucht und die wenigsten Jungen werden Heiler.“
Er klang beleidigt.
„ Dad
war einer.“, fügte er flüsternd hinzu. Sanny warf ihm
einen bösen Blick zu.
„ Was
ist das Besondere an Heilern?“, fragte Kate rasch.
„ Heiler
entwickeln sich sehr früh. In ihren ersten Monaten lernen sie
Laufen und Sprechen. Von Geburt an wissen sie welche Wirkung die
verschiedenen Pflanzen haben und im Laufe ihres Lebens lernen sie,
wie sie diese richtig zusammenmischen müssen.“, erklärte
der Junge.
„ Das
Wichtigste hast du natürlich vergessen.“, sagte Sanny
gespielt wütend.
„ Wir
sind extrem klug und einfallsreich.“, flüsterte sie
grinsend und Kate lachte, wobei ihr ein Mädchen auffiel, das
ihnen vernichtende Blicke zuwarf. Kate erkannte Dana, die Freundin
von Sannys Bruder sofort. Jetzt fiel ihr auch wieder ein, dass dieser
Eddy hieß. Er und Sanny folgten Kates Blick.
„ Wir
haben uns getrennt.“, sagte Eddy und machte eine wegwerfende
Handbewegung.
„ Das
ist ja großartig.“, rief Sanny. „Ich meine, oh, tut
mir leid.“, fügte sie rasch hinzu, aber Eddy lachte.
„ Das
ist schon ok. Sie hat mich mit ihrer Zickerei und ihrer ständigen
Eifersucht beinahe in den Wahnsinn getrieben.“
Daraufhin
zog Sanny die Augenbrauen hoch.
„ Und
wie bist du sie dann losgeworden?“, fragte sie. Eddy warf Kate
einen flüchtigen Blick zu.
„ Das
erzähl ich dir später.“, sagte er. „Nichts
gegen dich Kate, wirklich nicht.“, fügte er an sie gewandt
hinzu.
„ Schon
gut, ich verstehe.“, sagte sie schnell. Im selben Moment
tauchte ein gutaussehender junger Mann auf. Er konnte höchsten
ein oder zwei Jahre älter sein als Kate. Nachdem er sich kurz
umgesehen hatte, kam er auf sie zu.
„ Hey,
ich bin Jay. Ich unterrichte diese Klasse in verschiedenen
Kampfarten. Darunter auch Bogenschießen und einfachen
Schwertkampf.“, sagte er und reichte Kate die Hand.
„ Mir
wurde berichtet, dass sie neu in dieser Klasse sind und noch
keinerlei Erfahrung in diesem Fach besitzen. Ist das richtig?“
„ Ja.“,
sagte sie knapp, und stellte sich, wie es ihr vorkam, zum tausendsten
Mal an diesem Tag mit Namen vor.
„ Gut.
Sanny, gehen sie mit ihr in die Waffenkammer und suchen sie ihr eine
ordentliche Kampfausrüstung.“ Mit diesen Worten wandte er
sich der gesamten Klasse zu. Kate folgte Sanny und hörte noch
wie Jay die Schüler begrüßte und in kleine Gruppen
einteilte.
Wie
versprochen, stand Kate zu Beginn der Nachtruhe vor ihrer Zimmertür
und lauschte angestrengt. Stille.
Im
Gang war es vollkommen dunkel, bis auf das schwache Licht, welches
unter den schweren Samtvorhängen durchsickerte und den Boden
bedeckte. Es glänzte silbrig wie der Schnee vor dem Fenster und
ließ Kates Füße gespenstisch leuchten. Schritt für
Schritt schlich sie auf die Tür am Ende des Korridors zu und
lugte vorsichtig in die angrenzenden Flure.
Das
ganze Schloss schien verlassen, so ruhig war es hier. Nur der Boden
knarrte leise und immer wieder blieb sie stehen, um zu lauschen.
In
der erdrückenden Dunkelheit und mit laut klopfendem Herzen in
der Brust wirkte der Weg doppelt so lang. Kate
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