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Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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mehr Leute als bei der Anklageverlesung, mehr Fremde ...
    Sie fand sie, die Leute, die sie brauchte. Cathy sah verängstigt aus, aber Sams Blick ruhte auf ihr, liebevoll und unterstützend, und auf einmal wollte sie schluchzen, daher starrte sie stattdessen auf ihre Hände im Schoß, aber sie fühlten sich taub an, als würden sie gar nicht ihr gehören, und Panik wallte wieder in ihr auf ...
    »Sie schaffen das schon«, hörte sie Jerry Wagner ganz leise sagen.
    Ihr Blick wanderte weiter, dorthin, wovor ihr am meisten graute.
    Zu einer blonden Frau und einem dunkelhaarigen Mann, beide in Schwarz gekleidet.
    Josephine und Robert Bianchi.
    Ihre Tochter war nicht bei ihnen.
    Sam hatte Grace am Dienstagabend von seinem Besuch bei Gina Bianchi erzählt, der ihn ziemlich mitgenommen hatte. Grace hatte ihn getröstet; sie verstand sein Bedürfnis, es wenigstens zu versuchen. Und falls Gina ihn beim Department gemeldet hatte, dann hatten sich die Folgen davon bislang noch nicht abgezeichnet, auch wenn Captain Kennedy vielleicht nur freundlich war und damit wartete, bis der heutige Tag  vorbei war.
    Richard Bianchis Eltern sahen sie jetzt an, mit erbittertem Hass.
    Keine Vergebung lag in ihren Blicken.
    Oder in ihr selbst.
    Noch mehr Scham aus dem unversiegbaren Brunnen.
    »Grace«, sagte Wagner leise. »Konzentrieren Sie sich!«
    Sie sah zu ihm zurück, sah in seine ruhigen und freundlichen Augen, und sie wusste, dass sie sich daran klammern musste, wusste, dass es kein Entrinnen von diesem Prozess gab. Irgendjemand sprach jetzt, auch wenn sie es wegen des Hämmerns in ihren Ohren nicht genau hören konnte.
    Sie dachte an Pete Mankowitz und seine Panikattacken.
    »Durchatmen«, hatte sie ihm immer gesagt.
    Als sie noch seine Psychologin war.
    Durchatmen.
    Leicht gesagt.
    Das wusste sie jetzt.
    Armer Pete.
    Richter Arthur Brazen sprach.
    »Für diejenigen von Ihnen, die mit dem Ablauf einer Voranhörung nicht vertraut sind, möchte ich sagen: Ich selbst sehe sie immer gern als eine Art allerletzte Chance für beide Seiten, um zu einer Einigung zu kommen, bevor wir uns auf ein langes, quälendes und kostspieliges Verfahren einlassen.« Er hielt kurz inne. »Es gibt keine Geschworenen, daher werde ich selbst alle Entscheidungen treffen, von denen die wichtigste sein wird, ob es genügend hinreichende Gründe gibt, um fortzufahren.«
    Durchatmen! , befahl sich Grace wieder.
    Der Richter sah Elena Alonso an, die Staatsanwältin, eine stämmige Frau mit kurzem, gewelltem Haar mit Strähnchen, in einem dunklen Kostüm.
    »Bitte«, sagte er.
    Die Zeugenaussagen begannen.
    Als Erstes sagte einer der Polizisten aus, die am Abend von Richard Bianchis Tod zum Tatort gekommen waren.
    Dann Sara Mankowitz, die Grace nicht ein einziges Mal ansah.
    Arme Sara! , dachte Grace. Sie wusste, dass Petes Mutter keine andere Wahl hatte, als es so zu berichten, wie sie es gesehen hatte.
    Dann einer der Leute, die Sara vom Highway mitgenommen hatte: der Ehemann der Frau, die sich um Pete gekümmert hatte, während Richard Bianchi im Sterben lag ...
    Sie alle berichteten, was sie gesehen hatten, und keiner von ihnen wollte ihr ausdrücklich schaden, sondern nur die Wahrheit sagen. Genug Wahrheit, nahm Grace an, um sie für Jahre wegzusperren, mehr Jahre, als sie sich vorzustellen wagte.
    Die Zeit verstrich. Ihr linker Fuß begann zu kribbeln, und sie versuchte, mit den Zehen zu wackeln, aber ihr Schuh saß zu fest, daher presste sie die Ledersohle fest auf den Boden, um den Fuß so zu entspannen.
    Irgendwo hinter ihr ging eine Tür auf und wieder zu, und jemand trat ein. Eine Frau, die Grace nicht kannte.
    Noch eine Zeugin, nahm sie an.
    Die junge Frau, die auf Wagners anderer Seite saß, erhob sich, um die neu Angekommene zu begrüßen, und Wagner wandte sich ebenfalls um und nickte ihr zu.
    Jemand für ihre Seite offenbar, vielleicht eine Sachverständige, eine Psychologin möglicherweise, mit der sie hofften, ihrer Verteidigung Glaubwürdigkeit zu verleihen.
    Elena Alonso erhob sich.
    »Die Beweisführung der Anklage ist abgeschlossen«, sagte sie.
    Wagner erhob sich.
    »Darf ich vortreten, Euer Ehren?«, fragte er den Richter.
    Alonso erhob sich ebenfalls wieder und trat mit Wagner vor den Richter.
    Sie redeten eine Weile, zu leise, um gehört zu werden.
    Grace sah zu ihrer Familie – alle da bis auf David und Mildred, die wieder einmal auf Joshua aufpassten – und zu Magda, die darauf bestanden hatte, zu kommen, und sie dachte wieder, wie

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