Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Hasser.
Nur dass es nicht Cal/Cooper war, der Torres in jener Nacht aufgegabelt hatte.
Nicht unbedingt er, der diesen jungen Mann zur Strecke gebracht, erdrosselt und ihm das Herz herausgeschnitten hatte.
83
Um zehn nach drei an jenem Nachmittag klingelte Grace’ Handy, während sie draußen auf der Terrasse die Hunde kämmte. Beide freuten sich über die Aufmerksamkeit, stupsten sie mit ihren kalten, nassen Schnauzen an und schlugen im Takt mit den Schwänzen.
»Tut mir leid, Jungs«, sagte sie und nahm das Telefon.
Und sah Pete Mankowitz’ Namen auf dem Display.
Grace starrte auf das Telefon.
Keinen Kontakt zu Zeugen.
Sie nahm den Anruf an.
»Doc?« Seine Stimme war zitternd, unsicher.
Diesen Ton kannte sie nur zu gut.
»Hallo, Pete. Was gibt’s?«
»Ich muss Sie sehen!«
»Das ist leider nicht möglich, Pete«, erwiderte sie. »Es tut mir so leid.«
»Ich fühle mich so schlecht, Doc.«
»Wo bist du, Pete? Bist du in der Schule?«
»Ich meine, ich fühle mich richtig schlecht, als ob ich sterben könnte.«
»Okay, Pete.« Das hatten sie schon ein paarmal gehabt. »Du weißt, dass das eine Panikattacke ist, und du weißt, was du tun musst.«
»Ich will nicht durchatmen!«, sagte er trotzig. »Und ich will mich nicht beruhigen! Ich bin auch nicht in der Schule. Ich gehe nie wieder dorthin, und ich will auch zu keinem anderen Psychodoktor – Sie sind die Einzige, die mich versteht , und wenn Sie mir nicht erlauben, Sie zu sehen, bringe ich mich um. Im Ernst, Doc! Ich habe eine Flasche mit den Pillen meiner Mom genommen.«
»Was soll das heißen?« Grace blieb vor Entsetzen die Luft weg. »Du hast sie geschluckt?«
»Noch nicht. Aber ich habe sie bei mir, und ich werde sie schlucken.«
Grace’ Gedanken überschlugen sich. Wenn sie jetzt den Notruf verständigte – falls sie überhaupt wusste, wo man den Jungen finden konnte –, weiß Gott, was für neue Traumata das bei ihm aufreißen würde.
Dazu würde es nicht kommen. Nicht mit ihr.
»Okay, Pete. Ich sage dir jetzt, was wir tun werden.« Sie schlug einen härteren Ton an. »Und das ist deine einzige Chance, mich zu sehen, das heißt, du musst jetzt gut zuhören, okay?«
Er gab keine Antwort.
»Ich werde kommen, aber ich werde nicht allein sein.«
»Niemals!«
»Hör mich bitte an, Pete. Ich habe eine gute Freundin. Sie ist dieselbe Art Ärztin wie ich.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, ich gehe zu keinem anderen Psychodoktor.«
»Das musst du ja auch nicht. Das ist nur, damit du und ich heute miteinander reden können. Damit ich nicht noch mehr Ärger bekomme.«
»Sie sollten gar keinen Ärger haben.«
»Das stimmt nicht, Pete. Ich habe etwas sehr Schlimmes getan.«
» Er war der Schlimme. Charlie war richtig schlimm.«
Jerry Wagner würde das gern genauer hören, aber sie würde niemals zulassen, dass er Pete in den Zeugenstand rief.
»Wirst du mir erlauben, meine Freundin mitzubringen? Nur damit ich keinen Ärger bekomme?«
Er weinte noch immer.
»Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, Pete.«
»Sie müssen mir versprechen, meiner Mom nichts davon zu sagen.«
»Sie wird sich solche Sorgen machen.«
»Wenn Sie sie anrufen, dann laufe ich weg und ...«
»Ich werde sie nicht anrufen.«
»Schwören Sie es!«, verlangte Pete.
»Ich schwöre es.«
»Ich werde genau aufpassen, und wenn noch irgendjemand anders da ist außer dieser Dame, dann laufe ich weg und nehme diese Pillen und ...«
»Es wird niemand anders da sein.«
»Okay«, sagte er.
84
Noch etwas nagte an Sam.
Die registrierte Eigentümerin von Bianchis VW.
Bernice van Heusen.
Die Art Name, hinter dem leicht eine Geschichte stecken konnte.
Letztes Jahr verstorben, und ihm fielen mindestens ein Dutzend Möglichkeiten ein, wie ihr Wagen von Savannah nach Südflorida gekommen sein könnte, aber trotzdem ...
Selbst wenn Angie Carlino gestern nicht angerufen und ihre Hilfe angeboten hätte, hätte Sam jetzt an sie gedacht. Mit ihren unzähligen Kontakten überall und ihrer Fähigkeit, fast jedem Menschen Geheimnisse zu entlocken, war sie genau die Person, die sich durch das System lavieren konnte, ohne die Wellen zu schlagen, die er selbst dabei riskieren würde.
»Hey, bellissima , wie geht’s denn so?«
»Gleich viel besser, wenn ich deine Stimme höre, schöner Mann!«
»Aber bestimmt nicht so gut wie mir, als ich deine Nachricht bekam«, grinste Sam.
»Was brauchst du?«, fragte Angie.
»Zweierlei.«
»Diesen Bianchi habe ich schon überprüft«,
Weitere Kostenlose Bücher