Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
in meiner Nähe haben, während wir reden, damit der Richter nicht sauer auf mich wird.«
Wie aufs Stichwort tauchte Magda auf, mit langsamen Schritten, ließ sich Zeit.
»Da kommt sie«, sagte Grace. »Magda ist sehr nett.«
»Sie hat einen komischen Namen.«
»Er ist vielleicht ein bisschen ungewöhnlich, aber sie ist überhaupt nicht komisch.«
Grace lächelte, während ihre Freundin näher kam.
»Pete, das ist Magda«, stellte Grace die beiden einander vor. »Magda, das ist Pete.«
Magda streckte eine Hand aus, und Pete ergriff sie.
»Guter, fester Händedruck.« Magda lächelte. »Sagt viel über einen Burschen aus.«
»Danke.« Pete sah Grace unsicher an.
»Schon gut«, lächelte Magda. »Ich werde mich dort drüben hinsetzen, okay?« Sie wies mit einem Nicken auf eine Bank etwas weiter weg.
»Bitte«, nickte Pete.
»Kein Problem.« Magda ging auf die andere Bank zu und setzte sich.
»Es tut mir leid.«
»Schon gut.«
Pete sah sich noch einmal gründlich um, dann setzte er sich zögernd neben Grace.
»Es geht mir schon besser.«
»Das kann ich sehen«, nickte sie. »Ich wusste doch, dass du dich beruhigen kannst.«
»Es war gar nicht so schlimm, wie ich getan habe«, gab Pete zu. »Ich wollte nur, dass Sie kommen.«
»Weißt du«, sagte Grace leise, »du hättest nirgends hingehen sollen, ohne deiner Mom Bescheid zu sagen.«
»Ich weiß. Sie wird stocksauer sein.«
»Das nehme ich auch an. Aber du weißt ja, warum.«
Pete runzelte die Stirn. »Ich weiß, sie liebt mich. Aber sie wollte mir nicht erlauben, Sie zu sehen.«
»Wegen dem, was passiert ist. Was ich ihrem Freund angetan habe.«
»Er war kein guter Freund«, widersprach Pete. »Er war ein Lügner. Er hat ihr nicht einmal seinen richtigen Namen gesagt.«
Grace war nicht wirklich überrascht, dass er davon wusste. Aber selbst, wenn Sara ihm die Fernsehnachrichten verboten hatte, hätte er es immer noch im Internet herausfinden oder in der Schule davon hören können.
»Ja«, sagte sie. »Das stimmt.«
Der Junge räusperte sich. »Ich bin jetzt so weit, es Ihnen zu erzählen. Was er getan hat.«
Sie verspürte einen schmerzlichen Stich, denn das war genau die Art Durchbruch, auf die sie mit Kindern wie Pete immer hinarbeitete. Und doch würde sie ihn hier, heute, davon abhalten müssen, fortzufahren. Außerdem – wer konnte schon sagen, ob man ihr je wieder gestatten würde, ihren Beruf auszuüben und Kindern mit Problemen zu helfen?
»Du darfst es mir nicht sagen, Pete. Im Augenblick darf ich gar nicht mit dir sprechen. Weil du ein Zeuge für das bist, was ich getan habe.«
»Das ist doch Blödsinn! Und außerdem werde ich es niemandem sagen außer Ihnen.«
Die Angst war wieder da, in diesen ausdrucksvollen Augen, überhaupt nicht vorgetäuscht, und sie war nicht überzeugt, dass sein Anruf nur ein Trick gewesen war, um sie hierherzulocken. Es kam nicht infrage, dass sie jetzt irgendein Risiko einging.
»Wo sind die Pillen, Pete?«
»Ich habe keine. Das habe ich mir nur ausgedacht.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das glaube«, sagte sie vorsichtig.
»Wollen Sie mich durchsuchen?«, fragte er.
»Natürlich nicht.« Grace sah ihm ruhig in die Augen. »Ich vertraue dir.«
»Ich will mich nicht umbringen«, versicherte Pete ihr.
»Das freut mich sehr zu hören.« Sie schwieg einen Augenblick. »Aber du hattest solche Gedanken schon einmal, stimmt’s? Dass du wolltest, dass alles aufhört.«
»Mhm.« Sein Blick schweifte ab, nach unten.
»Schon gut.« Jetzt wusste Grace, dass sie ihn nicht abweisen konnte. »Wenn du willst, na ja, dann kannst du mir sagen, was er getan hat.«
»Sind Sie sicher?« Er schien besorgt. »Ich will nicht, dass Sie noch schlimmeren Ärger bekommen.«
»Ich bin mir sicher.«
»Es ist nur so komisch«, sagte er, »weil ich dachte, es würde mir besser gehen jetzt, wo er weg ist.«
»Aber so ist es nicht?«
Er schüttelte den Kopf.
»Das erscheint mir logisch«, sprach Grace weiter. »Schließlich ging es dir ja auch manchmal schlecht, bevor deine Mom ihn kennengelernt hat, oder?«
»Ich glaube schon.«
Sie wartete einen Moment.
»Also«, sagte sie dann. »Zu ihm. Nennen wir ihn Charlie, okay?«
»Er hat mir wehgetan«, brach es aus Pete heraus. »Ich weiß, ich hab gesagt, er hätte es nicht getan, als Sie mich an dem Abend gefragt haben, bevor ...«
»Schon gut. Sprich weiter!«
»Wissen Sie, was ein Hertz-Donut ist, Doc?«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Grace,
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