Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
wissen.« Er schwieg einen Augenblick. »Oder Leichenteile vielleicht?«
Sam nickte. »Das wäre hilfreich.«
»Gibt es sonst noch etwas, das hilfreich wäre, Detective?« Noch eine Pause. »Wie wäre es mit den Namen von Komplizen?«
»Natürlich.«
Sam spürte, wie sich Martinez neben ihm anspannte.
»Und was springt für mich dabei heraus?«, fragte Cooper.
Na endlich!
»Die Wahrheit«, erwiderte Sam.
»Sonst noch irgendwas?«
»Wie wär’s mit Erlösung?«
»Dafür ist es ein bisschen spät, meinst du nicht?«
»Es steht mir nicht zu, das zu vermuten.«
»Komm schon, Sam! Es muss doch etwas geben, was du mir geben kannst.«
Sam beugte sich ein klein wenig vor. »Nenn mich Detective Becket, dann werde ich darüber nachdenken.«
»Okay. Detective Becket.«
»Schon besser«, sagte Martinez.
Cooper starrte Sam an. »Hat jemand was gesagt?«
»Werden Sie nicht frech«, knurrte Martinez, »sonst packen wir hier ein.«
Cooper ignorierte ihn, sah weiter Sam an.
»Ich glaube mich aus deinen Episteln zu erinnern«, fuhr der fort, »dass du ganz schön Angst vor Orten wie diesem hattest. Dem Knast. Selbst Jugendstrafanstalten.«
»Jetzt nicht mehr so sehr«, sagte Cooper. »Ich habe mir mein altes Tattoo vor einer Weile entfernen lassen.«
Er hatte ein Tattoo mit einem rassistischen Symbol auf der Brust gehabt, ein weißes Kreuz in einem roten Kreis mit einem Blutstropfen in der Mitte. Einer seiner alten Episteln zufolge hatte er es sich machen lassen, um seiner Mutter zu gefallen, aber sie hatte ihm gesagt, er hätte sich damit nur zu einer Zielscheibe für »die da« gemacht.
Die da , das waren alle, die keine Weißen waren. Roxanne – Frank Luccas zweite Frau – war eine noch größere Rassistin gewesen als ihr Sohn. Und vielleicht ein noch böserer Mensch: eine Mutter, die ihren eigenen Sohn missbraucht und gequält hatte, die ihm beigebracht hatte, sich selbst und andere zu hassen, und die später auch noch Grace’ und Claudias Vater gequält hatte.
Jewel, die Weiße Hexe, hatte Cooper sie in seinen Schriften genannt.
Ein wesentlicher Grund, warum er sich in Cal den Hasser verwandelt hatte.
»Trotzdem«, sagte Sam jetzt, »Tattoo hin oder her – es geht hier auch um die Todesstrafe.«
Ein Flackern huschte über Coopers hellbraune Augen.
Angst vielleicht, auch wenn sich Sam nicht sicher sein konnte.
Der Typ war schließlich verrückt.
»Was denn?«, sagte Cooper. »Bietest du mir Schutz an, oder vielleicht einen Deal?«
»Keinen Deal.«
»Dann eben Schutz.«
Das war tatsächlich etwas, glaubte Sam, was er einem Mann anbieten könnte, der ihm schutzwürdig erschien.
Zu sagen, dass Sam das nicht wollte, war eine glatte Untertreibung.
Martinez räusperte sich.
Zeitverschwendung.
»Kommen wir zurück zu deinem Freund, ›Toy‹.«
»Du meinst den Typen, der für mich eingekauft hat«, korrigierte Cooper.
»Toys richtiger Name ist Richard Bianchi, stimmt’s?«, fragte Martinez.
Vielleicht, damit Sam es nicht fragen musste.
»Ich habe noch nie von einem Richard Bianchi gehört«, antwortete Cooper in Richtung Sam.
»Ich glaube, das hast du«, erwiderte der. »Ich glaube, ›Toy‹ war Bianchi. Ich glaube, du hast ihn benutzt, um Ricardo Torres in der Nacht des 24. April von einer Party auf dein Hausboot, die Aggie , zu locken.«
»Glaubst du?«
»Ich glaube, du hast ihm den roten VW Käfer gegeben, den du von der verstorbenen Bernice van Heusen bekommen oder dir genommen hast, und ich glaube, er hat mit diesem Wagen Besorgungen für dich erledigt.«
»Was denn für Besorgungen?«, fragte Cooper. »Ich bin fasziniert.«
»Wie war der Name deines letzten Opfers?«, änderte Sam die Taktik. »Der Person, deren sterbliche Überreste auf der Aggie gefunden wurden?«
Coopers Augenbrauen schnellten nach oben. »Meines letzten? Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Ich bin mir ganz sicher.«
Die leise köchelnde Wut in Sam wurde jetzt heftiger, zusammen mit seinen Kopfschmerzen.
Er machte seinen Job nicht gut genug – nicht nur hier und jetzt, sondern seit das kleine Dingi mit dem ersten Herzen vor seinem Haus gefunden worden war.
Er war dem Job nicht gewachsen.
»Alles okay?« Martinez war so diskret wie möglich.
Er spürte Sams Ablenkung oder vielleicht seine Wut.
»Wie geht’s denn jetzt deiner lieben Frau?«, fragte Cooper, der sie ebenfalls spürte.
Bleib cool! , befahl sich Sam.
Komm zurück zur letzten Frage, oder mach jetzt Schluss.
Er holte einmal tief
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