Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Vernehmung.
»Ich auch.«
Sam fühlte sich nicht so, wie er sich vor einer Konfrontation dieser Art fühlen sollte. Wie er sich vor der Vernehmung eines mutmaßlichen Verbrechers normalerweise fühlte. Er war nie übertrieben zuversichtlich, verspürte immer eine deutliche nervöse Anspannung und die nötige Wachsamkeit, um den Job gut zu machen.
Aber das hier war in so vieler Hinsicht anders. Tatsache war, dass er nicht in diesen Raum gehen sollte. Nicht mit diesem gewaltigen persönlichen Interesse, das, wie er wusste, zum ersten Mal in seiner Karriere die vor ihm liegende Aufgabe überschattete. Weiß Gott, er hatte sich schon früher von sehr persönlichen Angelegenheiten ablenken lassen. Und Kennedy und Alvarez – und vor allem Martinez – wussten verdammt gut um seine Neigung, sich in ein Risiko zu stürzen, wenn seine Liebsten in Gefahr schwebten.
Aber das hier war so anders.
Martinez musterte ihn aufmerksam. »Würdest du’s lieber abblasen, Mann?«
»O ja«, sagte Sam. »Aber das werden wir um nichts in der Welt tun.«
112
»Bist du sicher, dass du ohne Beisein eines Anwalts jetzt mit uns sprechen willst?«
»Das habe ich dir doch schon gesagt.«
»Dann bestätige es jetzt bitte fürs Protokoll.«
»Ich, Jerome Cooper, bestätige fürs Protokoll, dass ich mit Detective Samuel Lincoln Becket ohne Beisein eines Anwalts sprechen will.« Eine Pause. »Muss der da hier sein?«
»Fürs Protokoll: Der Beschuldigte sieht Detective Martinez an«, sagte Sam. »Ja, das muss er.«
»Fürs Protokoll«, ergänzte Martinez, »der Beschuldigte hat mit den Schultern gezuckt.«
»Okay«, grunzte Cooper. »Wenn er hier sein muss, dann muss er eben hier sein.«
Wie ein Gastgeber, der über einen unerwarteten Gast die Nase rümpft.
Sam bekam schon jetzt Kopfschmerzen.
»Wenn du irgendwann im Verlauf der Vernehmung einen Anwalt dabeihaben willst«, sagte er, »dann sag das bitte. Dann wird die Vernehmung unterbrochen werden, bis ein Anwalt zur Verfügung steht.«
»Ja.« Eine Pause. »Das ist okay. Können wir anfangen?«
»Ja.«
Sam überprüfte noch einmal das Band.
»Du wolltest mich sprechen?«, begann er.
»Weil ich dachte, du würdest auch mit mir sprechen wollen«, erwiderte Cooper.
»Kein anderer Grund?«
Cooper grinste. »Du willst was von mir.«
»Ja.«
»Sag mir, was du willst.«
»Weitere Informationen hinsichtlich der Anschuldigungen gegen dich. Alle weiteren Details, die du uns hinsichtlich der vorsätzlichen Tötungen der folgenden Personen nennen kannst: Sanjiv Adani, Tobias Graham ...«
»Ich wusste damals gar nicht, dass er so hieß«, unterbrach ihn Cooper. »Er hat mir gesagt, seine Freunde würden ihn Tabby nennen. Das gefiel mir. Wer weiß, wenn er mir seinen richtigen Namen gesagt hätte, hätte ich ihn vielleicht gar nicht getötet.«
»Ist das ein Geständnis, dass du Tobias Graham vorsätzlich getötet hast?«
»Ich nehme es an.« Cooper schwieg einen Augenblick. »Du hast mit einer Liste von Namen begonnen.«
»Ich fahre fort«, sagte Sam. »Sanjiv Adani, Tobias Graham, Andrew Victor, Ricardo Torres.« Er machte eine Pause. »Und Roxanne Lucca.« Coopers Mutter. Nicht die Spur einer Reaktion seitens des Killers. »Und jegliche weiteren Details, die du uns zum jetzigen Zeitpunkt zu dem Mordversuch an Mildred Bleeker und der Entführung von Joshua Becket nennen willst.«
»Dein Sohn.« Cooper grinste. »Und inzwischen deine Stiefmom, nehme ich an.«
»So ist es.«
»Diese stinkende alte Pennerin und der alte Doc!« Cooper schüttelte den Kopf.
»Passen Sie auf, was Sie sagen!«, warnte Martinez.
»Das alles macht es ein bisschen persönlich, oder?«, erwiderte Cooper ungerührt.
»Möchtest du die Vernehmung beenden?«
»Nein.«
»Sind Sie sicher?«, vergewisserte sich Martinez.
»Ich antworte nur auf Sams – Entschuldigung, Detective Beckets – Fragen.«
Sam zuckte mit den Schultern. »Das ist dein Vorrecht.«
»Dieses Wort hat mir schon immer gefallen.«
»Du hast Freude an Worten«, erwiderte Sam. »Darüber hast du in deinen Episteln geschrieben.«
»Viele Male.«
»Zurück zur Vernehmung«, sagte Sam.
»Was für Details suchst du denn, Detective?«
»Sag du’s mir.«
»Geständnisse?«
»Wenn du willst.«
»Namen vielleicht«, schlug Cooper vor, »von irgendwelchen Opfern, von denen du vielleicht noch nichts weißt?«
»Wenn du willst.«
»Ich will vieles. Ich nehme an, du würdest gern etwas über den Verbleib etwaiger vermisster Leichen
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