Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
inzwischen nicht mehr nach einer bloßen Erkältung an. Er hatte seinen Vater gestern nicht angerufen, und Grace war deswegen stocksauer auf ihn gewesen. Aber erst, als sie ihn bat, sich von Joshua fernzuhalten, hatte er die Sache endlich ernst genommen.
Er würde später zu einem Bluttest ins Miami General fahren.
Dinge, die nach dem Nadelstich kommen konnten, warfen ihren Schatten voraus.
»Cooper will mit niemandem außer dir reden«, sagte Martinez jetzt zu ihm.
»Ich denke, das sollte er besser mit dem Chief besprechen.«
»Genau das läuft im Wesentlichen im Moment ab.«
Albert Singer hatte offenbar die Anweisung seines Mandanten befolgt: Wenn sie wissen wollten, was mit den anderen Opfern passiert sei, dann würde Sam Becket ihn aufsuchen müssen, egal, ob es sein Fall war oder nicht. Und obwohl Broward und die City of Miami Cooper am liebsten zur Hölle schicken würden, erörterte Special Agent Duval die Angelegenheit in diesem Augenblick mit Alvarez.
»Das wird niemand zulassen«, sagte Sam.
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, zweifelte Martinez.
Sam wusste nicht, was er davon halten sollte. Die Vorstellung, nach Coopers Pfeife zu tanzen, war ihm so zuwider, wie sie für die anderen empörend sein musste – aber weiß Gott, er wollte, musste wieder an den Fall rankommen.
Das Problem war: Selbst wenn der Captain ihn wieder zu Cooper ließ, würde Sam eine Möglichkeit finden müssen, das Spiel des Killers zu durchkreuzen. Eine Verhandlungsgrundlage. Etwas, was Cooper wollte.
Keine Deals.
Ausgeschlossen .
Aber irgendetwas.
Tom Kennedy rief Sam in sein Büro.
Das zweite Mal in zwei Tagen. Eine regelrechte Achterbahnfahrt.
»Ich bin sicher, Sie wissen, was los ist, Detective.«
»Ich weiß nur, dass Cooper mit mir reden will.«
»Sein Anwalt scheint zu glauben, dass er irgendetwas mitzuteilen hat, aber Sie sind der Einzige, mit dem er reden will.« Kennedys Tonfall war scharf. »Ich nehme an, Sie können sich denken, wie begeistert ich davon bin.«
»Ja, Sir.«
»Und das ist nicht der einzige Punkt«, fuhr der Captain fort. »Er hat auch noch einmal erklärt, dass er seinen Anwalt nicht dabeihaben will.«
»Das ist nicht gut«, sagte Sam.
»Aber nicht ausgeschlossen, wenn wir uns streng an die Vorschriften halten. Detective Martinez wird Sie begleiten. Die Vernehmung wird auf Band aufgezeichnet werden. Der Beschuldigte wird noch einmal über seine Rechte belehrt werden – und Sie werden ihn klar und deutlich fragen, ob er ohne Beisein seines Anwalts mit einer Bandaufzeichnung vernommen werden will – und Sie werden sich seine Antwort noch klarer und deutlicher geben lassen.«
»Selbstverständlich.«
»Ich muss Ihnen ja wohl nicht sagen, dass der einzige Grund, weshalb ich bereit bin, das auch nur in Erwägung zu ziehen, der ist, dass wir möglichst vielen von Coopers Opfern Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen.«
»Das verstehe ich, Sir.«
»Ist das also eine Vernehmung, der Sie sich gewachsen fühlen, Sam?«
»Ich fühle mich ihr gewachsen, Captain, aber ich bin nicht so zuversichtlich, was dabei herauskommen wird.« Sam schwieg einen Augenblick. »Sind die anderen Departments damit einverstanden? Was die Zuständigkeit angeht?«
»Das können Sie getrost mir überlassen«, erwiderte Kennedy. »Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Cooper Spielchen spielen will.«
»Keine Frage.«
»Das heißt, vor allem Spielchen mit Ihnen , würde ich vermuten.«
»Auch das bezweifle ich nicht.«
Tom Kennedy war noch nicht fertig.
»Haben Sie das Gefühl, dass Sie Ihre Prioritäten jetzt richtig geordnet haben, Detective? In Bezug auf die Anklage gegen Jerome Cooper und eine mögliche Anklage gegen den verstorbenen Richard Bianchi?«
Sam brauchte einen Augenblick. »Können Sie damit leben, dass Bianchis Name im Verlauf der Vernehmung fallen könnte?«
»Solange es im besten Interesse der Anklage gegen Cooper liegt, ja.«
»Dann ja, Sir. Dann habe ich meine Prioritäten richtig geordnet.«
Kennedy erhob sich.
»Vermasseln Sie das nicht, Becket!«
Sam war ebenfalls aufgestanden.
»Ich werde mein Bestes tun, Sir.«
Cooper war ins Untersuchungsgefängnis verlegt worden.
An denselben Ort, an den Grace vor neunzehn Tagen gebracht worden war.
Grace an demselben Ort wie dieser Abschaum .
Aber heute war er nicht da. Sie hatten ihn zur Vernehmung ins Büro des Staatsanwalts gebracht.
»Ich wünschte, ich hätte dabei ein gutes Gefühl«, sagte Martinez vor der
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