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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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und Rattanstuhl gerückt, und links der Tür befand sich ein Ungetüm von Schrank, aus dessen Türen eine kunstfertige Hand Fabelwesen, Dämonen und Göttergestalten herausgearbeitet und mit kräftigem Grün, Weiß, Rot und Gold bemalt hatte. Zwischen Schrank und Bett war ein Winkel mit einem bunt bedruckten Vorhang abgeteilt.
    » Noni Bina«, flüsterte es vom Bett her; in Kebaya und einem Sarong in Königsblau und Smaragdgrün hatte sich Margaretha de Jong darauf ausgestreckt und sah Jacobina aus matten Augen an. »Ist etwas mit den Kindern?«
    »Nein, Frau de Jong«, beeilte sie sich rasch zu versichern. »Alles in Ordnung! Ich wollte Sie auch nicht stören. Der Herr Major bat mich nur, nach Ihnen zu sehen.«
    »Wie lieb von ihm.« Matt klang auch ihre Stimme. »So lieb auch von Ihnen, noni Bina. Sie stören nicht. Kommen Sie nur rein.« Mit müden Bewegungen setzte sie sich halb auf und schob sich das Kissen im Rücken zurecht, sodass ihr glänzendes Haar, das sie offen trug, in weichen Wellen über ihre Schultern fiel. Jacobina schloss die Tür hinter sich und blieb abwartend stehen.
    »Bitte.« Sie wies auf den Rand der Matratze, und gehorsam ließ sich Jacobina nieder. Mühselig drückte sich Frau de Jong weiter in eine sitzende Haltung herauf; Jacobina neigte sich vor und ging ihr dabei mit dem Kissen in ihrem Rücken zur Hand. »Danke, noni Bina. Sie sind ein Schatz.«
    »Haben Sie sich ein wenig erholt?«, erkundigte Jacobina sich.
    Margaretha de Jong lächelte schwach. »Dieses Land bringt mich noch ins Grab.«
    »Sagen Sie so etwas doch nicht!«, rief Jacobina leise aus. »Sie sind doch noch jung und gesund!«
    Frau de Jong antwortete nicht; einige Zeit starrte sie zum Fenster hin, durch das die schnarrenden Laute des Dschungels drangen und das ungebärdige Rollen des Wassers. Dann richteten sich ihre Augen auf Jacobina, unvermittelt wieder klar und tiefblau wie Saphire. »Sie und Jan, ja?«
    Jacobina schoss das Blut ins Gesicht, und gleichermaßen verschämt wie verärgert strich sie ihren Sarong glatt; erst vor drei Wochen hatte der Major ihr am Strand versprochen, seiner Frau nichts davon zu sagen.
    »Keine Sorge«, fügte Frau de Jong hinzu, richtete sich auf und strich Jacobina über die Hand. »Keiner hat mir etwas verraten, Jan nicht und auch mein Mann nicht. Sicher, um mich zu schonen. Sie wissen beide, wie sehr ich an Ihnen hänge.« Sie ließ sich wieder zurückfallen. »Aber ich bin nicht blind. Und auch nicht dumm. Auch wenn«, ihr schön geschnittener Mund krümmte sich zu einem ironischen Lächeln, »auch wenn jeder mich dafür hält.« Das Lächeln verschwand, und ihr Blick verlor sich in der Ferne. »Ich war nie so gebildet wie Sie, noni Bina. Da wir fast im selben Alter sind, wissen Sie selbst am besten, dass in unserer alten Heimat Klugheit keine besonders geschätzte Tugend ist. Jedenfalls nicht bei einer Frau.« Sie seufzte. »Hier gilt das noch viel mehr. Schön sollen wir sein und Kinder bekommen und über das Personal wachen. Mehr nicht.« Bedächtig wiegte sie den Kopf. »Hier ist das auch nicht schwer. Man muss nichts selber tun. Man bekommt alles abgenommen, sogar das Denken. Bis man es ganz verlernt hat.« Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern, und ihre Augen bekamen einen gläsernen Glanz. »Die Tropen sind wie eine Droge, die einem die Sinne berauscht und nach und nach den Verstand kostet. Eines Tages bemerkt man das vielleicht, aber dann ist es zu spät. Dann haben die Tropen einem schon das Mark aus dem Leib gesaugt. Vor allem, wenn man hier ein Kind geboren hat.« Unvermittelt heftete sich ihr Blick wieder auf Jacobina, und ihre Stimme klang scharf, als sie hinzufügte: »Tun Sie es nicht, noni Bina. Heiraten Sie Jan nicht. Ganz gleich, was er Ihnen auch verspricht.«
    Jacobina spürte einen Stich, als sie daran dachte, dass Jan früher einmal viel für Margaretha de Jong empfunden hatte, und der Streit am Weihnachtsabend fiel ihr ein, in dem sie beim Major Eifersucht herausgehört hatte. Das Flämmchen in ihrem Bauch flackerte auf; in ihrem Gesicht zuckte es, während sie in Abwehr die Arme vor der Brust verschränkte.
    »Wenn Sie doch nicht anders können«, begann Margaretha de Jong erneut, »dann drängen Sie ihn, so schnell wie möglich mit Ihnen von hier fortzugehen. Auch wenn das Klima in Buitenzorg so viel angenehmer wirkt – dies ist kein Land, in dem man glücklich alt werden kann. Nicht, wenn man schweres europäisches Blut in den Adern hat.« Ihre Stimme

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