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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Deutsch und Französisch enthielt. Ein Gewebe aus Tönen, das unter den ersten Augenpaaren, die auf Kian Gie fielen, auszufransen begann, sich nach und nach auflöste, während sich fast alle Blicke auf ihn und Jian, die einzigen Asiaten im Raum, hefteten und auf Floortje an seinem Arm. Nach und nach kamen die Gespräche zum Erliegen; allein das kleine Orchester spielte unbeirrt weiter.
    »… was verpasst! Beim Maskenball neulich floss aus einem Springbrunnen reinstes Eau de Cologne. Eau de Cologne, mein Lieber!«, hinkte noch eine Männerstimme hinterher und verstummte dann ebenfalls.
    Abneigung stand zum Greifen dick im Raum, Neugierde und eine herablassende Reserviertheit, aber auch so etwas wie widerwillige Anerkennung, hinter der Argwohn, vielleicht so etwas wie Furcht lauerte.
    Ein verlegenes Hüsteln war irgendwo zu hören, ein angespanntes Räuspern in einer anderen Ecke, und als leises Summen hoben die Stimmen wieder an, als man sich erneut einander zuwandte und die Gespräche wieder aufnahm.
    »… macht der denn hier? Der traut sich ja was!« – »… mit seinem Chinesenliebchen. Eine Schande, so was …« – »Wo waren wir? Achja! Großartige Vorstellung, exzellent …«
    Floortje zerging vor Scham; sie wagte nicht, den Blick von ihrem Rocksaum zu heben vor lauter Angst, jemandem ins Gesicht zu sehen, den sie von früher kannte. Doch sie spürte sehr wohl die interessierten bis begierigen Blicke, die sie streiften, und die Augen, die sie ungeniert von Kopf bis Fuß musterten und nicht selten auf ihrem freizügigen Dekolleté hängenblieben.
    Kian Gies Finger bohrten sich in ihren Ellenbogen, gezielt in das Gelenk hinein. »Kopf hoch. Lächeln.«
    Gehorsam hob sie den Kopf und zwang sich, ihre Mundwinkel zu kräuseln; mechanisch griff sie zum Champagnerglas, das Kian Gie dem Bediensteten, der mit einer leichten Verneigung zu ihnen getreten war, vom Tablett nahm und ihr reichte.
    »Go!« Ein schlanker Herr in braunem Anzug mit einem zerfurchten Gesicht wie ein Basset drängelte sich an einem schwatzenden Grüppchen vorbei und schüttelte Kian Gie die Hand. »Schön, dass Sie heute Abend auch hier sind.« Sein Blick fiel auf Floortje, und er verbeugte sich. »Reizend, Ihre Begleitung! Mein Kompliment!«
    Mit dem steifen Lächeln auf ihrem Gesicht deutete Floortje einen Knicks an, und während die beiden Männer sich über lohnende Geldanlagen, frische Ware und neue Märkte austauschten, spürte sie, wie seine Augen unaufhörlich über ihren Körper wanderten. Ein weiterer Mann kam hinzu und warf ihr ebenfalls eine Nettigkeit zu, begleitet von einem anzüglichen Blick, bevor er sich in die Unterhaltung der anderen beiden einmischte.
    Floortje spülte einen großen Schluck Champagner nach dem anderen herunter; unvermittelt brandeten hinter ihr Stimmen freudig und unter herzlichem Lachen auf, und sie wandte sich halb um. Eine größere Gruppe aus Männern und Frauen drängte sich vergnügt polternd durch die Tür des Speisesaals herein, und Floortje musste ein paar Mal genauer hinschauen, ehe sie die Artisten aus dem Zirkus erkannte. Selma Troost, die so elfengleich hoch oben am Seil geschwebt war, wirkte proper und bodenständig in ihrer blauen Robe und den üppigen Schleifen und Blumen im hochgesteckten Haar; der Taubenbetörer machte einen weniger weltfremden Eindruck, sondern warf mit blitzenden Augen den wenigen Damen im Raum interessierte Blicke zu. William Gregory, der König der Gymnasten , bewegte sich hölzern in einem schlecht sitzenden Anzug, und Fräulein Janette und ihre Amazonen sahen in ihren Abendkleidern in Absinthgrün, Moccabraun, Königsblau und Blassrosé so brav aus wie höhere Töchter beim Abschlussball.
    Von den anderen Gästen umringt, nahmen sie ebenso stolz wie bescheiden Komplimente und Glückwünsche entgegen, schrieben Autogramme auf Visitenkarten und Stoffservietten und riefen nach Champagner; von John Holtum war nichts zu sehen.
    Floortje richtete den Blick wieder nach vorne und kippte den Rest Champagner in ihrem Glas die Kehle hinab.
    Aus der Tür zur Bar spazierten gerade zwei Herren in grauen Anzügen, mit hochgezogenen Augenbrauen in eine angeregte Diskussion vertieft, und gaben den Blick frei auf einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann. Sein braunes Haar und der Bart schimmerten silbrig im Lampenschein, und während er sich mit einem anderen Herrn unterhielt, blitzte immer wieder ein Grübchenlächeln auf seinen strengen Gesichtszügen auf.
    Floortje versteinerte

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