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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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der Veranda stehen, zu der Kian Gie sie geführt hatte. John Holtum stand in der offenen Tür und wartete auf sie.
    »Bei Sonnenaufgang wirst du abgeholt«, sagte Kian Gie. Er legte seinen Mund an ihr Ohr. »Ich hoffe, er nimmt dich so hart ran, dass du morgen nicht mehr laufen kannst!« Seine Hand löste sich von ihrem Arm und klatschte ihr scharf aufs Gesäß, und Floortje stolperte vorwärts.
    Mit weichen Knien trat sie auf die Veranda, ging an Holtum vorbei in das Hotelzimmer und blieb nach ein paar Schritten stehen. Leise schloss er die Tür.
    Das Licht aus dem Innenhof ließ gerade das Nötigste erkennen, die Umrisse eines Tischs mit Stühlen, eines Schranks und eines Waschtischs und geradeaus die Tür zum Schlafzimmer; womöglich war es dasselbe Zimmer, in dem sie selbst damals gewohnt hatte, genau erinnerte sie sich nicht mehr.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Holtum um sie herumging und sich an den Schrank lehnte. Die rechte Hand in der Hosentasche vergraben, betrachtete er sie einige Zeit schweigend.
    »Holländerin?«, fragte er schließlich, und als Floortje nickte, fügte er hinzu: » Do you speak English ? Oder Deutsch ?« Er hatte eine Stimme, die zu ihm passte, tief und voluminös.
    » Deutsch «, erwiderte Floortje tonlos und setzte ohne nachzudenken in dieser Sprache hinzu: »Ein bisschen.« Seltsam, daran erinnerte sie sich noch.
    »Ich mach eben Licht«, sagte er gleichfalls auf Deutsch und zündete Lampen an, die den Raum sogleich mit ihrem warmen Schein erhellten. Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer und machte dort ebenfalls Licht, und Floortje folgte ihm.
    Neben großen Überseekoffern, die in einer Ecke standen, stapelten sich kleinere Koffer auf. Der Sessel unter dem Fenster mit den geschlossenen Läden verschwand beinahe unter einem wilden Durcheinander aus Hemden, Hosen und Jacketts; Socken ringelten sich um die Beine des Möbelstücks, und eine Tür des Kleiderschranks stand ein Stück auf.
    Der Artist schlüpfte aus seinem Jackett, löste das Band der Fliege und zog sie unter dem Kragen hervor, den er aufknöpfte.
    In der Manege hatte sie ihn noch gutaussehend und attraktiv gefunden mit seiner Aura eines strahlenden Helden; jetzt jagte er ihr Angst ein. Bekleidet wirkte er schmaler als während der Vorstellung, als er halbnackt, eingeölt und verschwitzt gewesen war; dennoch war er ein außergewöhnlich großgewachsener und starker Mann. Wie stark – das hatte sie heute Abend mit eigenen Augen gesehen. Ihm wäre es ein Leichtes, eine zarte Person wie Floortje mit Blessuren zu übersäen, ihr die Glieder zu quetschen und die Knochen zu brechen. Wenn schon ein kleiner Mann wie Kian Gie ihr Schmerzen zufügen konnte – wie viel brutaler vermochte dann erst ein Mann wie John Holtum mit ihr umzugehen? Ein Mann, dem die Frauen offenbar in Scharen nachliefen, der sicher nur mit dem Finger zu schnippen bräuchte, damit eine oder gleich mehrere freudig in sein Bett hüpften, der es aber vorzog, sich seine Gespielin für viel Geld zu kaufen; von einem solchen Mann hatte sie bestimmt nichts Gutes zu erwarten.
    »Wie wollen Sie mich?«, fragte Floortje flüsternd, den Unterarm vor den Magen gepresst, der plötzlich in Aufruhr war.
    Ruckartig wandte Holtum ihr den Kopf zu und sah sie unter zusammengezogenen Brauen an. Sein funkelnder Blick milderte sich, als er entgegnete: »Willst du was trinken?«
    Floortje nickte; das war nett von ihm, das würde es ihr erleichtern. »Gerne.«
    Während er ins andere Zimmer hinüberging, ließ sie sich auf der Bettkante nieder und schlüpfte aus den Schuhen, nahm mit unsicheren Fingern die Ohrringe und das Armband ab, ließ den Schal von ihren Schultern gleiten und pellte sich die Handschuhe herunter.
    »Du scheinst mir ja eigentlich eher noch im richtigen Alter für Limonade oder ein Glas Milch zu sein«, hörte sie ihn sagen, während er mit Gläsern und einer Flasche hantierte. »Aber du siehst aus, als könntest du das brauchen.« In jeder Hand ein Glas, das mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war, kam er zurück und blieb abrupt stehen. »Hör auf!«, herrschte er sie grob an.
    Sie hob verblüfft den Kopf, die Finger noch am Ausschnitt ihres Kleides, dessen oberste Häkchen sie gerade geöffnet hatte. Er stellte die Gläser auf den Nachttisch und holte aus dem Kleiderschrank ein weißes Oberhemd, das er ihr mit einer nachdrücklichen Bewegung reichte. »Da, zieh das über!«
    Floortje sah ihn verwundert an. »Mir ist nicht kalt.«
    Ein

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