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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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abklappert. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Bis ich ihn gestern noch mal losgeschickt habe.« Seine Brauen zogen sich zusammen. »Wo warst du?!«
    »Ich … ich …«, stotterte Floortje. Ihre Knie gaben nach, und schluchzend sank sie auf die Kante der Matratze. Durch ihre Tränen hindurch sah sie, wie Holtum auf sie zukam und sich vor ihr hinkniete. Er, der stärkste Mann der Welt, der von so vielen Frauen begehrt wurde, kniete vor ihr! Der Gedanke des Triumphs, der in ihrem Kopf aufblitzte, erlosch jedoch sofort unter dem Gefühl wohliger Wärme, das sich in ihrem Bauch ausbreitete.
    Langsam hob er die rechte Hand und legte sie behutsam gegen Floortjes Wange, und dieses Mal ließ sie ihn gewähren. »Du siehst aus, als hättest du eine Menge zu erzählen«, raunte er und musterte die gerade verheilende Schramme in ihrem Gesicht.
    Sie nickte. »Aber nicht jetzt.« Und sie schmolz dahin, als sein Daumen zart über ihre nasse Haut strich.
    »Nein, nicht jetzt«, sagte er. »Deshalb bin ich hier. Wir brechen übermorgen unsere Zelte ab und fahren weiter nach Singapur und dann nach Indien. Danach ist die Saison vorbei, und ich gehe zurück nach England.« Floortje schluckte. »Ich halte mich weder für besonders sentimental noch für einen Narren, und trotzdem hab ich dich seit jener Nacht nicht aus dem Kopf gekriegt. Falls es dir auch so geht – möchtest du mitkommen, Blümchen? Möchtest du mich begleiten?« Verblüfft sah sie ihn an. »Ich weiß«, fuhr er leiser fort, »dir fällt’s sicher schwer, mir zu vertrauen, und vielleicht kommt’s dir so vor, als würdest du dich mir damit ausliefern. Das tust du aber nicht. Ich hab mit Anna Wilson gesprochen, wir könnten für die großen Städte noch ein hübsches junges Mädchen brauchen, das Programmhefte verkauft. Du würdest nicht viel verdienen, aber es wäre dein eigenes Geld. Du kannst dir auch gerne mit Sally, dem anderen Mädchen, das Zimmer teilen, und essen kannst du umsonst. Und wenn du mich doch nicht mehr sehen magst, hast du wenigstens Geld in der Tasche und kannst dir überlegen, was du danach machst.« Er schwieg einige Herzschläge lang und setzte dann mit rauer Stimme hinzu: »Obwohl ich mir schon wünschen würde, dass du mich danach vielleicht gut leiden kannst und bei mir bleiben magst.«
    Ein Knoten hinter ihrem Brustbein, den sie bis zu diesem Moment kaum wahrgenommen hatte, platzte ruckartig auf. »Wie kannst du denn eine wie mich wollen?«, brach es aus ihr heraus.
    Er schmunzelte. »Ich hab dir schon mal gesagt, ich denke da anders drüber als andere. Es ist nicht so, dass es mir nichts ausmacht, aber mehr deinetwegen. Weil ich mir vorstellen kann, was du alles erlebt und was das mit dir gemacht hat. Außerdem«, er löste die Hand von ihrem Gesicht und zog an den Fingern seines Handschuhs, bis er ihn abgepellt hatte, und legte ihr die Linke in den Schoß, »außerdem weiß ich sehr gut, wie es ist, seine Haut zu Markte zu tragen. Seinen Körper zu verkaufen.«
    Floortje blickte auf seine große, kräftige Hand hinab, von der Mittelfinger und Ringfinger fehlten, und behutsam ließ sie ihre Fingerspitzen darüber wandern, über die blassen Narbenlinien und die übriggebliebenen Stümpfe. Eine Hand, die ihr wie ein Sinnbild erschien für ihren eigenen benutzten und geschundenen Leib und ihre wunde Seele, und sie schluchzte auf.
    »Und wenn ich dir aber nie das geben kann, was du vielleicht von mir …« Sie brach verlegen ab und neigte den Kopf zum Bett hin.
    »Das sehen wir dann. Ich kann sehr geduldig sein, wenn ich muss.« Er streichelte wieder ihre Wange. »In Asien sagt man, der Lotus blüht nur, wenn er seine Wurzeln im Schlamm hat. Der Lotus, der wie keine andere Blume für Reinheit steht und für Schönheit. Und ein bisschen bist du wie ein Lotus, Blümchen.«
    Ein glückliches Lächeln huschte über Floortjes Gesicht, verlosch dann aber sofort wieder.
    »Ich kann keine Kinder bekommen«, platzte sie heraus und lief rot an.
    Holtums Brauen zogen sich zusammen, schmerzlich beinahe, dann bogen sich seine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln aufwärts, und wie zum Trost strich er über Floortjes Wange. »Ich habe schon zwei Söhne.« Ernst setzte er hinzu: »Ich will dir aber auch nicht verschweigen, dass ich mich erst mal nicht scheiden lassen werde, eben wegen meiner beiden Jungs. Könntest du damit leben?«
    Floortje knabberte auf ihrer Unterlippe herum. Zeit ihres Lebens hatte sie sich nichts mehr ersehnt, als einen Mann zum

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