Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
Vom Netzwerk:
es mir letztlich sogar das Leben gerettet, dass ich an jenem Tag im Gefängnis saß.«
    Sein Blick flackerte. »Deshalb bin ich hier. Um dich um Verzeihung zu bitten. Darf ich hereinkommen?« Er wies auf das Zimmer hinter ihr und setzte zu einem Schritt vorwärts an. Rasch schob Jacobina die Tür ein Stück weiter zu, und Verwirrung und Enttäuschung zeichneten sich auf seinem Gesicht ab.
    »Ich bin gerade beim Packen. Ich fahre morgen nach Amsterdam, um Ida zu ihrem Großvater zu bringen.«
    »Ja, natürlich. Ich hab davon gehört.« Sein Gesicht zog sich zusammen, und er senkte den Blick auf den Hut in seinen Händen; Jacobina glaubte Tränen in seinen Augen zu erkennen. »Schrecklich, das mit Vincent und Griet.« Als Jacobina schwieg, fügte er hinzu: »Griet war es. Sie hatte solche Angst um Jeroen und …«
    »Das dachte ich mir«, unterbrach ihn Jacobina leise. Nach dem, was Floortje ihr erzählt hatte, hatte sie sich den Rest zusammenreimen können; genauer wollte sie es auch gar nicht wissen, denn es änderte nichts daran, dass es Jeroen das Leben gekostet hatte. Jeroen, dieses hübsche schmale Kerlchen mit dem verblüffend scharf geschnittenen Gesicht und den großen blauen Augen, die denen Idas so sehr ähnelten, sodass sie manchmal Jeroen vor sich sah, wenn das Mädchen sie anschaute; es gab ihr jedes Mal einen Stich ins Herz wie es auch Trost spendete. Jeroen, der so aufgeweckt und liebesbedürftig gewesen war. Ich hab dich lieb, noni Bina.
    »Ich wäre früher gekommen«, ergriff Jan wieder das Wort. »Ich wusste nur nicht, ob es dir recht gewesen wäre. Es … es ist wohl auch besser, ich verabschiede mich nicht von der Kleinen, das macht’s ihr bestimmt noch schwerer.« Unsicher sah er Jacobina an. Als sie weder zustimmte noch widersprach, räusperte er sich und setzte hinzu: »Ich habe mir überlegt, nachher ins Stadhuis zu gehen und Bericht zu erstatten. Jetzt, da Griet …«
    »Nein, Jan«, fiel ihm Jacobina erneut ins Wort, schärfer dieses Mal. »Das will ich nicht. Idas wegen. Sie hat genug durchgemacht, da soll sie das nicht auch noch irgendwann einholen.« Sie machte eine kurze Pause. »Im August hättest du das tun sollen. Da hätte ich dich gebraucht.«
    Jan blies den Atem aus und fuhr sich durch das Haar. »Ich weiß. Das war dumm von mir und feige noch dazu. Ich hätte nicht auf den Rat hören sollen, den mir van der Linden gegeben hat. An jenem Abend schien es mir die richtige Entscheidung zu sein.«
    Jacobina ließ ihre Augen durch den Hotelkorridor mit den vielen Türen schweifen, dann richtete sie ihren Blick unverwandt auf Jan. »Du hast dich vor Griet gestellt und mich dabei ans Messer geliefert. Ich hätte dich gebraucht, Jan. Ich hätte es gebraucht, dass du zu mir stehst. Nicht allein wegen dieses ungeheuerlichen Vorwurfs. Sondern meinetwegen.«
    Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Glaub mir, es ist seither kein Tag vergangen, an dem ich meinen Fehler nicht bereut habe. Meinst du, du kannst mir verzeihen? Und wir können vielleicht noch einmal von vorne anfangen?« Bittend sah er sie an.
    Jacobina warf schnell einen Blick über ihre Schulter, ob mit Ida alles in Ordnung war, dann wandte sie sich wieder Jan zu und atmete tief durch. »Weißt du, Jan, ich hatte seither viel Zeit zum Nachdenken. Ich finde, das Leben ist zu kurz für halbe Sachen. Wenn ich einem Mann vor Gott und den Menschen die Ehe verspreche, dann erwarte ich, dass er fest an meiner Seite bleibt. Auch wenn«, um ihren Mund zuckte es, weil ihr gerade dieser Ausdruck einfiel, »auch wenn die Welt untergeht.«
    Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. »Kannst du mir meinen Fehler denn so gar nicht verzeihen?«
    Jacobina nickte bedächtig. »Könnte ich bestimmt. Irgendwann. Aber ich könnte es nicht vergessen.« Sie hob leicht die Schultern. »Darauf kann man keine gute Ehe aufbauen. Ich kann es zumindest nicht.« Ein, zwei Herzschläge lang sah sie ihn noch an, dann lächelte sie. »Mach’s gut, Jan.«
    Sanft schloss sie die Tür. Sie blieb nicht stehen, sie horchte nicht, ob er wegging oder noch wartete; sie lenkte ihre Schritte geradewegs zum Bett hinüber und streckte sich neben Ida aus, die sich sogleich in Jacobinas Arm kuschelte und den Daumen in den Mund steckte. Jacobina drückte sie an sich und streichelte ihr zärtlich die Wange. Jans Besuch hatte sie erstaunlich gleichgültig gelassen; sie empfand keinen Zorn, keine Trauer, kein Bedauern. Als hätte sie das Band zu ihm bereits lange zuvor

Weitere Kostenlose Bücher