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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Major vernehmen, »war ich überzeugt, Jan würde uns die Bombe vor die Füße fallen lassen, dass er unser Fräulein van der Beek vom Fleck weg heiraten will.« Er drohte Jan Molenaar mit seinem Zigarillo. »Das, mein Lieber, würde dir hier im Haus niemand verzeihen, das sag ich dir gleich!«
    Jacobinas Wangen standen in Flammen, und sie wollte Jan Molenaar ihre Hand entziehen, doch er packte sie nur fester.
    »Ich kann schon beim Trinken nicht mit dir mithalten, Vincent«, gab er lachend zurück. »Da muss ich dir auch das nicht nachmachen!«
    Der Major lachte dröhnend; mit seinen starken, regelmäßigen Zahnreihen und den besonders spitz zulaufenden Eckzähnen erinnerte er dabei an einen kräftigen Hund, der sein Gebiss bleckte.
    »Ihr könnt ja gleich morgen einen Anfang machen«, fuhr Jan Molenaar fort und sah Jacobina an, »und noni Bina frei geben.« Ihr Herz geriet ins Taumeln, als sein Daumen über ihre Finger strich. »Dann zeige ich ihr ein bisschen was von der Stadt.«

13
    Mit einem erwartungsvollen Grinsen, das beinahe von Ohr zu Ohr reichte, stand Budiarto schon vor dem Ponywagen bereit, als Jacobina am nächsten Morgen eilig und mit erhitztem Gesicht aus der Eingangshalle trat.
    »Guten Morgen!«, rief sie Jan Molenaar zu, der mit verschränkten Armen an einer der Säulen lehnte. »Entschuldigung, ich weiß, ich bin zu spät!«
    Da Sarong und Kebaya nur im Haus angemessen waren, hatte Jacobina auf ihre mitgebrachte Garderobe zurückgreifen müssen. Obwohl die Auswahl allein aus weißen Blusen und blauen oder grauen Röcken bestand, hatte sie lange vor dem Schrank gestanden, ein sich feucht und klamm anfühlendes Kleidungsstück nach dem anderen in die Hand genommen und sich mehrfach umgezogen, bis sie mit ihrem dünnen grauen Rock und einer weit geschnittenen Bluse mit kleinem Rundausschnitt halbwegs zufrieden gewesen war. Verwegen kam sie sich vor, nachdem sie die Ärmel bis zum Ellenbogen aufgekrempelt hatte, und mit den festen Schuhen an den bloßen Füßen und ihrem Strohhut fühlte sie sich forsch und abenteuerlustig.
    »Guten Morgen«, erwiderte Jan Molenaar freundlich und löste sich von der Säule. »Kein Grund zur Eile. Wir haben den ganzen Tag Zeit.«
    » Selamat pagi , guten Morgen«, begrüßte Jacobina unten an der Treppe auch Budiarto, der sich mit breitem Lächeln verbeugte und ihr in den Wagen half, bevor er vorne aufstieg.
    Jan Molenaar schwang sich von der anderen Seite in den Sitz und rief Budiarto auf Malaiisch etwas zu, worauf dieser lachte und nickte und mit viel jajaja antwortete, während er mit den Zügeln schnalzte und die stämmigen Pferdchen antrabten.
    Jacobina hielt sich so gerade, wie es in dem ruckelnden Wagen eben noch ging, und schielte zu Jan Molenaar hinüber. Einen Arm auf der Lehne, ein Bein ausgestreckt, das andere halb zu sich herangezogen und den anderen Arm locker darübergelegt, saß er neben ihr und sah auf den Koningsplein hinaus. Auch er hatte die Ärmel seines weißen Hemdes bis weit über die Unterarme aufgekrempelt, die sonnengebräunt und sehnig waren und auf denen feine Härchen golden schimmerten. Die obersten Knöpfe standen offen, und Jacobinas Blick wanderte über seinen Adamsapfel den Hals hinunter zu der Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen, eine Stelle, an der seine Haut weich aussah, fast verletzlich; ein Anblick, der Jacobina auf eine seltsame Art anrührte. Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte er den Kopf zu ihr, und hastig senkte Jacobina die Augen auf ihre im Schoß verschränkten Hände.
    »Wie mutig sind Sie, noni Bina?«, wollte er wissen.
    Verblüfft sah Jacobina ihn an. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun«, er setzte sich auf dem Lederpolster besser zurecht und rutschte dabei ein kleines Stück näher, »ich könnte Ihnen natürlich die üblichen Sehenswürdigkeiten zeigen, das Rathaus, die Kirchen oder das alte Lagerhaus im Hafen. Das Denkmal des Stadtgründers Coen am Waterlooplein oder das Museum der Künste und Wissenschaften. Oder vielleicht das Denkmal für Pieter Elberveldt, der im letzten Jahrhundert für Verrat an der Ostindischen Kompanie gevierteilt wurde. Sein Schädel, der zur Mahnung für künftige Verschwörer auf der Mauer angebracht ist, gilt übrigens als beliebte Attraktion. Besonders bei den Damen.« Er kratzte sich mit dem Zeigefinger in seinem Bart und konnte hinter der Hand nur schwer sein Schmunzeln verbergen.
    Auch Jacobinas Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. »Und was schlagen Sie stattdessen

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