Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
Erfolge als Pflanzer sprach, sachlich, aber nicht ganz ohne Gefühl, und wie sie ihm seinen Stolz anmerken konnte, ohne dass er in Prahlerei verfiel.
»Ich mag«, sagte sie dann leise, »alles an ihm. Was er sagt und wie er es sagt. Ich mag seine Stimme und wie er sich bewegt. Und ich mag«, sie kicherte auf und strich sich ein paar lose Härchen hinter das Ohr, »ich mag, wie er riecht.« Verlegen senkte sie den Blick auf ihren Teller.
Jacobina schmunzelte über dem Happen Pandanuskuchen, den sie auf der Gabel balancierte. »Das klingt, als hättest du dich verliebt.«
Floortjes Wangen begannen zu glühen; sie nahm ihre Gabel wieder zur Hand und grub damit in der Füllung der Schokoladentorte herum, während sie auf der Unterlippe herumknabberte.
Wie James van Hassels Stimme eine Saite in ihr anschlug, die auch dann noch in ihr vibrierte, wenn er sie schon längst wieder im Hotel abgesetzt hatte, war eine neue Erfahrung für sie. Ebenso der Funke, der auf sie übersprang, wenn in der ruckelnden Kutsche ihre Schulter aus Versehen seinen Oberarm streifte oder wenn er zur Begrüßung ihre Hand nahm; ein Funke, der knisternd über ihre Haut wanderte und ein heißes Sehnen durch ihren ganzen Leib strömen ließ, schön und beängstigend zugleich.
»Kann schon sein«, wisperte sie schließlich.
»Hat er denn ein weißes Pferd?«, neckte Jacobina.
Floortje sah sie von unten herauf an und stupste unter dem Tisch mit der Fußspitze gegen Jacobinas Knie, und beide brachen in Lachen aus.
»Er hat tatsächlich ein Pferd«, erwiderte Floortje glucksend. »Aber ich habe keine Ahnung, ob es weiß ist!«
»Was meint Edu eigentlich dazu?« Jacobina schob ihren leeren Teller von sich.
Floortje rollte mit den Augen und blies hörbar den Atem aus. »Der wird allmählich lästig! Seit letzter Woche versucht er immer wieder, mich zu küssen, ich komme kaum damit nach, ihm auf die Finger zu klopfen und ihn mir vom Leib zu halten!«
»Du solltest ihm reinen Wein einschenken«, gab Jacobina zu bedenken und trank den letzten Schluck Kaffee.
»Schon«, sagte Floortje zögerlich, legte die Gabel beiseite und kratzte mit dem Daumennagel über die Tischplatte. »Aber ich weiß nicht, ob James mich auch mag. So richtig, meine ich.« Sie legte die Stirn in Falten. »Weißt du, ich dachte immer, ich wüsste alles über Männer. Ich war überzeugt, sie sind wie diese mechanischen Spielzeuge, die man aufzieht oder bei denen man einen Hebel betätigt, und dann laufen sie los. Und wenn man einmal herausgefunden hat, wie es geht, durchschaut man alle anderen Spielzeuge auch. Aber bei James …« Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Er führt mich zwar aus, und neulich waren wir auch bei Rouffignac , und da hat er sich nicht lumpen lassen.« Floortje schluckte bei der Erinnerung daran, wie er auf ihr Geplapper hin im Modesalon und anschließend hier bei Leroux lediglich genickt oder einsilbig geantwortet und wortlos bezahlt hatte, bis auch Floortje verstummt war, einen Kloß im Hals und ein kaltes, klammes Gefühl in der Magengegend. »Aber davon abgesehen hat er mir noch nie etwas geschenkt. Er hat mir nur ein paar Mal Blumen mitgebracht, und die kosten hier ja so gut wie nichts. Nie macht er mir Komplimente, egal wie raffiniert ich mich dabei auch anstelle, ihm eines zu entlocken. Und manchmal schaut er mich so an«, sie ahmte seinen Blick unter finster zusammengezogenen Brauen nach, »als ob er glatt durch mich hindurchsehen würde. Ich will mich dann immer umdrehen, um zu gucken, ob da jemand hinter mir steht.« Ratlos zog sie die Schultern hoch. »Ich weiß einfach nicht, was für Absichten er hat. Ob er überhaupt welche hat. Und wenn ich Edu jetzt vergraule, kann ich nicht nur wieder von vorne anfangen, mir einen Verehrer zu angeln, sondern stehe auch bald auf der Straße, weil ich mir das Hotelzimmer nicht mehr leisten kann.«
Jacobina verschränkte die Unterarme auf der Tischplatte und sah Floortje offen an. »Irgendwann wirst du dich aber entscheiden müssen. Ob du willst oder nicht.«
Floortje knabberte erneut an ihrer Unterlippe; dann stützte sie den Ellenbogen auf und ließ die Wange gegen die Handfläche ruhen. »Ich weiß«, murmelte sie und sah zum Fenster hinaus. Ihre Augen folgten einem Wagen, der draußen vorüberfuhr, und Traurigkeit zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Ich weiß.«
18
Teils glockenklar, teils haarsträubend schief und brüchig perlten die Klänge des verstimmten Pianos durch das Haus
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