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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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wartete.
    »Die Damen konnten nichts anderes tun, als ihre Intaktheit zu bestätigen«, flüsterte ich, denn es waren noch andere Männer zugegen, die gewiss die Ohren spitzten. »Allerdings schwöre ich dir, hätte dergleichen jemand mit mir machen wollen, damals in Malkuths Burg, hätte ich ihm die Augen ausgekratzt.«
    »Dann kannst du ja von Glück reden, dass dieser Mistkerl nicht auch darauf gekommen ist«, erwiderte David und ließ mich dann wieder zu Jeanne gehen, vor der inzwischen ein junger Mann niedergekniet war, den ich noch nie gesehen hatte und der ganz bestimmt nicht zu unserer kleinen Gruppe gehörte.
    »Darf ich fragen, wer Ihr seid?«, wandte ich mich barsch an ihn, worauf er mir einen fast schon erschrockenen Blick zuwarf.
    »Mein Name ist Louis de Coutes und ich versichere Euch, dass ich keine unlauteren Absichten habe. Monsieur Gaucourt schickt mich.«
    Ah, der Gatte der Jungfrauenprüferin! »Hat er Euch eine Nachricht mitgegeben?«
    »Nein, er trug mir auf, für das Wohl der Jungfrau zu sorgen.«
    »Nun, was das angeht, ist dafür gesorgt. Übermittelt Eurem Herrn unseren Dank.«
    »Ihr versteht nicht«, sagte er, während er zwischen mir und Jeanne hin und her blickte. »Ich bin der Jungfrau als Page zugeteilt worden, um ihr zu Diensten zu sein.«
    Viel hätte nicht gefehlt und ich hätte den Burschen beim Ohr gepackt und hinausgeworfen. Er sollte Jeanne zu Diensten sein? In welcher Hinsicht? Dass sie vielleicht schon bald keine Jungfrau mehr wäre und dem König erspart bliebe, sich mit ihr abzugeben?
    »Hört gut zu«, zischte ich ihm zu. »Euer Herr mag Euch einen Auftrag gegeben haben und meinetwegen könnt Ihr wie die anderen Männer in der Herberge warten. Aber Ihr werdet Euch dem Mädchen nicht in meiner Abwesenheit nähern, habt Ihr verstanden?«
    Der Junge erbleichte. »Natürlich, ich …«
    »Dann sucht Euch einen Platz und wartet, bis ich Euch zu tun gebe. Oder Euer Herr Euch ruft.«
    Mit einer eiligen Verbeugung trollte er sich. Als ich jedoch zu Jeanne schaute, bemerkte ich einen beinahe verträumten Blick, den sie dem Burschen hinterherschickte. Dass ihr der Bursche gefiel, konnte ich mir denken, denn im Gegensatz zu den Dorflümmeln hatte er das Gesicht eines Engels, die seidene Kleidung eines Prinzen und recht gute Manieren. Aber bestimmt war sein Auftauchen eine List. Verfluchter Gaucourt, schimpfte ich im Stillen, ließ mir nach außen hin aber nichts anmerken und geleitete Jeanne schließlich nach oben.
    Am Abend nach unserer Rückkehr von der Untersuchung hatte sie wieder Visionen, und zwar derart schlimm, dass sie das Bewusstsein verlor. Diesmal erinnerte sie mich wirklich an Sayd, nur dass sie irgendwas Unverständliches vor sich hin murmelte, während er meist stumm blieb. Wir hoben sie vorsichtig an und trugen sie zu ihrer Schlafstelle.
    Wir versammelten uns um ihr Bett und warteten darauf, dass die Vision endlich aufhören würde, doch Minute um Minute rann durch das Stundenglas, ohne dass sich ihr Zustand veränderte.
    »Kann es vielleicht sein, dass sie doch krank ist?«, fragte David zweifelnd, als er eines ihrer Augenlider hochschob. »Das hier sieht ganz nach Fallsucht aus.«
    »Bei Fallsucht sprechen die Kranken nicht«, hielt Sayd dagegen. »Nein, offenbar befindet sie sich in Zwiesprache mit ihren Heiligen. Das dauert eben so lange an, bis sie ihr alles mitgeteilt haben, was sie ihr mitteilen wollen.«
    In der Tat verharrte Jeanne zwei ganze Stunden in diesem Zustand, bis ihre Muskeln endlich erlahmten und ihre Ohnmacht in einen tiefen Schlaf überging. Ich breitete eine Decke über ihren Körper und erbot mich, bei ihr zu wachen, während die anderen schlafen gehen sollten.
    Während David recht schnell ins Reich der Träume verschwand, erhob sich Sayd nach einer Weile wieder, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu mir an das Bett.
    »Du glaubst nicht, was wir heute herausgefunden haben«, sagte er so leise, dass Jeanne selbst in wachem Zustand Schwierigkeiten gehabt hätte, es zu hören.
    »Was denn?«, fragte ich, während ich den Blick nicht von dem Mädchen ließ.
    »Unser alter Freund Tanneguy ist noch immer bei Hofe.«
    »Der Mörder?« Ich stockte, als ich merkte, dass ich zu laut geworden war und fuhr dann leiser fort: »Ich dachte, der Prinz hätte ihn fortgeschickt.«
    »Nein, er bekleidet mittlerweile sogar ein recht hohes Amt. Allerdings ist sein Einfluss am Schwinden. Der Connétable de Richemont übertrumpft ihn mehr und mehr.«
    »Mir

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