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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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können, dass der Tod Johanns das Ende der Verhandlungen bedeuten würde.«
    »Man soll schlafende Hunde nicht wecken, das ist eine Weisheit, die nicht nur mein Volk kennt.«
    »Nein, wir kennen sie ebenso. Du glaubst also, er könnte etwas im Schilde führen?«
    Sayd zuckte mit den Schultern. »Das kann ich nicht sagen. Sein Hass auf den Burgunder ist genauso ungebrochen wie die Loyalität zu seinem Prinzen. Lassen wir ihn in dem Glauben, dass wir wirklich nur nach Engländern suchen, und behalten ihn genau im Auge.«
    Dabei fiel mir etwas ein. »Wolltest du mich nicht in seinen Haushalt bringen?«
    »Das habe ich schon. Ich habe den Hofmarschall bestochen und dich als eine neue Magd eingeschleust.«
    »Und was wird du Chastel dazu sagen?«
    »Nichts, weil er nicht merken wird, dass du da bist. Das bekommst du doch hin, sayyida , nicht wahr?«
    Ich seufzte. »Darf ich wenigstens meine Beinkleider unter dem Rock tragen? Für alle Fälle?«
    Sayd lachte kurz auf. »Ich glaube kaum, dass jemand es wagen würde, unter deinen Rock zu sehen. Halte es also, wie du willst.«

    Malkuth war gerade ein wenig eingenickt, als sich plötzlich neben ihm die Vorhänge des Turmzimmers bauschten und ein trockenes Rascheln, vermischt mit dem leisen Klingen von Glöckchen ihn aus dem Schlummer zerrten.
    »Du bist also müde«, sagte eine spöttische Frauenstimme, während sich ihm eine in schwarzen Nebel gehüllte Gestalt näherte, die allmählich die Konturen der Dschinnkönigin Aisha annahm. »Vielleicht solltest du mit mir aufs Schlachtfeld kommen. Das viele vergossene Franzosenblut würde dir sicher guttun.«
    Die Worte trafen ihn wie Nadelstiche.
    »Ich würde das Blut nicht brauchen, wenn meine Derwische die Schlafenden bereits gefunden hätten«, entgegnete er und richtete sich auf.
    Aisha lächelte spöttisch. »Deine Derwische jagen einem Märchen nach, Malkuth. Es gibt diese Gruft nicht. Ich muss das wissen, denn ich kenne die gesamte Wüste!«
    »Lamia war wesentlich älter als du, genauso wie ihre Töchter. Es steht nicht umsonst geschrieben, dass es diesen Ort des Todes für die Lamien gibt. Etwas ist immer dran an den alten Geschichten.«
    »Wenn du meinst. Doch ich würde dir wirklich raten, dir etwas Vergnügen zu gönnen, ehe du in deinem Turm noch zu einem verbitterten Greis wirst. Gegen einen kleinen Handel könnte ich dich übers Meer bringen.«
    »Ich bin das Handeln mit dir leid, Aisha. Außerdem habe ich nichts mehr, was ich dir bieten kann. Ein größeres Schlachtfeld und mehr Gefolgsleute für dich als in Frankreich gibt es nirgends auf dieser Welt.«
    Aisha lachte auf. »Da hast du wohl recht. Nun, wie wäre es also, wenn ich dir zur Abwechslung ein Geschenk machen würde?«
    »Ein Geschenk? Von dir?« Malkuth verzog spöttisch das Gesicht. Wann hätte Aisha je etwas getan, ohne eine Gegenleistung zu verlangen?
    »Was ist daran so ungewöhnlich?« Aishas Augen glänzten wie schwarze Kiesel, die die Brandung ans Meeresufer geworfen hat. »Wenn man dabei ist, die Welt in Besitz zu nehmen, kann man es sich erlauben, großzügig zu sein.«
    Malkuth schnaufte ärgerlich, denn was sie sagte, stimmte. Nicht er war auf dem Weg, die Welt zu beherrschen, sondern sie. Und das alles nur, weil er sie damals aus ihrer Felsenburg gelockt und ihr einen Handel angeboten hatte! Aber nun war es zu spät.
    »Und was willst du mir in deiner Großzügigkeit zum Geschenk machen?«
    »Das Leben zweier Fürsten.«
    Malkuth hob die Augenbrauen. »Was sagst du da? Welche Fürsten meinst du?«
    »Den Prinzen der Franken und den Fürsten der Burgunder. Was, wenn ich dir ihr Blut schenke? Das frische Blut eines Jünglings und das überaus verdorbene eines Mörders.«
    »Und welchen Nutzen soll das für mich haben?«
    Aisha verzog den Mund, doch ein Lächeln war es nicht, das ihre scharfen Zähne entblößte.
    »Siehst du, jetzt sprichst du auch schon von Nutzen . Ich sage dir, welchen Nutzen es hätte: Der englische König wird Frankreich ganz einnehmen, und damit gibt es nur einen Herrscher, den wir beseitigen müssen, um zwei große Reiche in unsere Hand zu bekommen. Du könntest ihnen als mein Emir vorstehen.«
    Das ist weniger Nutzen für mich als für dich, ging es Malkuth durch den Sinn, doch er schwieg. Aus früheren Zeiten wusste er nur zu gut, dass es manchmal besser war, dem Stärkeren recht zu geben – so lange, bis man ihn mit einem Stich in den Rücken erledigen konnte.
    »Nun, was sagst du dazu?«, fragte Aisha, während sie

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