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Das Herz der Nacht

Das Herz der Nacht

Titel: Das Herz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schläft noch immer. Können wir jetzt gehen?«
    Das Mädchen erhob sich und wandte sich der Richtung zu, aus der sie seine Stimme vernommen hatte. András eilte auf sie zu.
    »Ja, wir können fahren. Alles ist bereit.« Er näherte sich dem Altar, bis die Macht des geheiligten Orts mit seinem Kruzifix ihn aufhielt. Vielleicht wäre es ihm im Vollbesitz seiner Kräfte möglich gewesen, noch einige Schritte näher zu treten. In dieser Nacht jedoch gelang es ihm nicht.
    »Komm zu mir, Sophie, und bring das Weihwasser mit. Noch ist die Gefahr nicht überwunden.«
    »Und Mutter? Ich kann sie nicht hochziehen. Sie ist viel zu schwer.«
    »Sie wird meiner Stimme gehorchen.« Er rief leise nach Karoline. Sie wandte lauschend den Kopf, erhob sich unsicher und tappte dann, die Augen noch immer geschlossen, auf ihn zu.
    »So, und nun lass uns von hier verschwinden.«
    »Ja, lass uns zusammen auf Reisen gehen«, sagte Sophie mit vor Aufregung zitternder Stimme.
    »Sophie, zurück. Nimm die Hand deiner Mutter und bleib hier unter der Tür stehen!«
    Nein, so glatt konnte es nicht laufen. Es hätte András gewundert, wenn sie einfach so die Stadt hätten verlassen können, ohne auch nur auf eine Spur von Ileana zu stoßen.
    Da stand sie lässig neben seinen Pferden, die reglos auf dem Michaelerplatz auf ihn warteten.
    »Ist das nicht eine herrliche Nacht, András«, gurrte die Vampirin. »Wir beide endlich wieder vereint?«
    Es war seit vielen Jahren das erste Mal, dass er sie wieder zu Gesicht bekam. Sie hatte sich nicht verändert, natürlich, sie war eine Vampirin, deren junger Körper die Ewigkeit der Zeiten überdauerte. Und dennoch war es András, als könne er sie nicht wiedererkennen. Wie war es ihr nur gelungen, ihn so sehr in ihren Bann zu schlagen? Wie konnte es geschehen, dass er sich einst nach diesem Wesen verzehrt hatte? Nein, es war nichts mehr übrig, das ihn faszinierte und zu ihr zog. Oder etwa doch?
    Nein, das war nicht sein eigenes Begehren, das ihn zu ihr trieb! Sie beherrschte ihre Spielchen noch immer, und die Macht ihrer Gedanken durfte er nicht unterschätzen.
    Sie lächelte grausam und zeigte ihre Zähne. »Komm her, mein böser, untreuer Junge, und empfange deine Strafe. Dann darfst du wieder an meiner Seite weilen.«
    András zog den Degen. »Ileana, lass uns ziehen, dann werde ich dich verschonen. Oder willst du lieber wie Vasiles enden?«
    Die Vampirin lachte glockenhell. »András, dein Humor ist köstlich. Ich liebe dich noch immer. Ah, du willst mich herausfordern? Gut, verdient hast du die Lektion auf alle Fälle!«
    Sie bewegte sich so schnell, dass selbst András ihren Bewegungen mit den Augen kaum folgen konnte. Er schwang den Degen, verfehlte sie aber, während Ileanas Fingernägel eine blutige Spur auf seiner Wange zurückließen. Sie lachte, wirbelte herum und sauste noch einmal an ihm vorbei. Wieder ging sein Stoß ins Leere. So trieb sie ihr Spiel. Zweimal gelang es ihm, ihren Arm zu ritzen, doch der Sprung lockte ihn vom Kirchenportal weg, unter dem Sophie reglos verharrte, die Hand der Mutter fest umklammert.
    Wieder kam Ileana näher, langsamer als zuvor. Ihr aufreizendes Lächeln heizte seinen Zorn an. War es nicht genau das, was sie beabsichtigte? Sie versuchte ihn zu einem Fehler zu provozieren, um an ihre Opfer heranzukommen. Sollte er sie zurück zum Altar schicken? Waren sie dort nicht sicherer? Wenn er nur wüsste, wie viel Schutz die Kirche ihnen bot.
    András wich wieder ein Stück in Richtung Portal zurück. Ileana nutzte seinen Rückzug, um sich zum Wolf zu wandeln. Sie fletschte die Zähne und sprang auf ihn zu. Es schien sie nicht einmal zu kümmern, dass die Spitze des Degens ihre Flanke aufschlitzte. Ihre Zähne bohrten sich dafür tief in seine Schulter. Sie riss ihm ein Stück Fleisch aus dem Arm und sprang dann wieder davon, als András mit der anderen Hand einen Dolch zog, um ihn ihr ins Herz zu stoßen.
    Beim nächsten Angriff gelang es ihm zwar wieder, ihr einen Stich zu versetzen, doch auch er musste büßen. Nun lief ihm von einer tiefen Wunde im Oberschenkel das Blut in Strömen herab. Der Degen fiel ihm aus der Hand, und er wechselte den Dolch in die andere.
    Die nächsten zwei Angriffe konnte er abwehren, allerdings kam auch Ileana ohne weitere Wunden davon. Dann änderte sie die Taktik. Sie schlug Haken, sprang gegen die Kirchenmauer und wieder zurück und schaffte es schließlich, sich in sein anderes Bein zu verbeißen. Zwar gelang es András, ihr zwei

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