Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

klatschte begeistert. »Das ist doch fantastisch und noch tausendmal gruseliger, als wenn alles schwarz wär, oder grau. Ich sag dir, wir sollten auch Clownsnasen tragen, wenn wir die Piraten das nächste Mal treffen.«
    Er zeigte auf die beiden Schlangen, die jetzt zu ihnen ans Ufer glitten und dort unterwürfig die Köpfe neigten. Sie luden sie ein, an Bord zu gehen. Jeder an Bord seines eigenen Schiffs. Und Gagga, der keine Sekunde zögerte, sah, wie Talleyrand ängstlich schluckte, als er über den schuppigen Nacken des Monsters vor den rot-weiß gepunkteten Kanonenkranz trat, der das Maul der Milbe umschloss.
    »Das ist der Eingang. Da musst du durch!«, lachte der Prinz, trat selbst durch den papageienbunten Schlund seines neuen Schiffs und erschien einen Augenblick später über dem Milbenkopf auf der Brücke.
    »Und jetzt geht es los. Wir jagen Piraten und wir werden dabei so viel Spaß haben, dass wir damit die Welt begeistern! Auf geht’s! Und der, der sie als Erstes findet, lässt seine Schlange böse schreien. Das hören dann die andern und die werden kommen.«
    Die Monster erhoben sich. Sie bäumten sich auf. Sie schlugen mit ihren Helmen ins Wasser zurück und schossen dann knapp unter der Oberfläche aus der Lagune ins Meer.
    »Und übt zwischendurch. Wenn’s sein muss, auch nur vor dem Spiegel: Übt böse und gleichzeitig lustig zu sein. Und zieht euch bitte was anderes an!«, rief Gagga zu Talleyrand und den Soldaten hinüber.
    Dann tauchten die Schlangen und schwammen von den mit Minen bestückten Barrakudas, Muränen und Haien begleitet, sternförmig in alle Himmelsrichtungen davon.

EIN HAUCH VON LIBERTARIA

    wei Tage später glitt der Fliegende Rochen in eine Bucht im Südosten New Yorks und hielt Kurs auf ein aus Mangrovenwäldern und Inseln bestehendes Labyrinth. Moses hatte die Triple Twins angewiesen, die Masten des Katamarans flach zur Seite zu legen, damit niemand das Piratenschiff von der Küste aus sehen konnte. Der Chevalier du Soleil stand allein am Steuer, während die sechs Mädchen aus Hannahs Piratencrew den Rochen mit einem der Ruderboote durch die tückischen Untiefen zogen. Sie waren auf der Hut. Sie spähten aufmerksam in das Dickicht der Inseln und die schmalen Kanäle hinein, doch schließlich ereilte sie der Angriff von unten.
    Schatten huschten durch das Wasser. Sie waren so schnell, dass selbst die Triple Twins sie nicht sofort bemerkten. Denn als sie die Riemen losließen, um die Pistolen und Degen zu ziehen, schoss das Boot bereits aus den Wellen, kippte und schleuderte die sechs Mädchen ins Wasser zurück. Moses stürzte von der Brücke zum Bug, packte den Viertelpfünder, der dort auf einer Stafette stand, und suchte vergeblich nach dem Feind, als ihm jemand von hinten auf die Schulter klopfte.
    Er drehte sich um und sah fünf Dutzend Kinder, die wassertriefend hinter ihm standen. Danach tauchten die Triple Twins neben dem gekenterten Boot wieder auf, und als sie verdutzt und überrascht nach Luft schnappten, wurden sie von weiteren vierhundert Kindern begeistert begrüßt. Die standen oder hingen in den Bäumen der Inseln. Sie sprangen ins Wasser und umarmten die Mädchen, sie packten das Tau, mit dem die Twins bis gerade eben den Rochen gezogen hatten, und schleppten ihn selbst durch das Labyrinth der Kanäle bis ins Herz ihrer Bucht.
    »Wie gefällt dir unsere Stadt?«, fragte der Junge, der nun am Ruder des Rochens stand und Moses schaute auf die Lichtung aus Wasser. Dort schwammen die Drachenboote. Mit denen waren er und die Roten Korsaren, die Straßenkinder Berlins, den weiten Weg über den Atlantik bis in diese Bucht gekommen. Doch jetzt bildeten sie das Fundament für eine kleine Stadt aus schwankenden Hütten. Stangen steckten in den Booten, spreizten sich nach oben hin auf und hielten vielfingrig die geflochtenen Nester, auf denen die ehemals bunten Segel zu Schirmen gespannt als Dächer wippten.
    »Wir haben sie einfach Zuhause getauft. Denn hier wollen wir bleiben. Hier können wir endlich in Frieden leben und hier haben wir alles, was wir brauchen. Wir angeln und jagen. Auf den Inseln gibt’s Kräuter, Pflanzen und Früchte. Wir haben auch schon Getreide entdeckt. Es gibt W eizen und Mais und wilden Reis. Den wollen wir im nächsten Jahr säen und ernten.«
    Er strahlte vor Stolz, befahl den Kindern an Bord des Rochens, die Anker zu werfen und führte Moses und die Triple Twins auf die Insel, die im Zentrum der Hüttenstadt lag.
    »Ich heiße übrigens