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Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5

Titel: Das Herz der Ozeane - Honky Tonk Pirates ; Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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mich in Hannah zu verwandeln. Aber das Zuschauen war ein guter Ersatz. Mir ist das Wasser im Mund zusammengelaufen.«
    Sie packte ihn an den Schultern und zog ihn zu sich.
    »Einen Moment!«, wehrte sich Will und lief dunkelrot an. »Heißt das, du warst die ganze Nacht …?«
    »… dabei?«, lachte Jay-Nice und rieb ihre Nasenspitze an seiner. »O ja, ich war da und es ist wirklich passiert. Ich hab es gesehen. Du hast nicht geträumt. Die echte Hannah und du, ihr …« Sie grinste ihn an. »Doch jetzt musst du weg.«
    Sie schloss seine Hände um das Paddel.
    »Sei jetzt ein Mann. Finde das Leben. Lauf nicht vor ihm weg und versteck dich niemals hinter einem anderen. Verstehst du das, Will?«, fragte sie ihn und während Will noch versuchte, sich im Schwarz ihrer Augen festzuklammern, während er fragte: »Wie sieht es denn aus, dieses Ozeanherz, und wo kann ich es finden?«, löste sie sich einfach auf. Ihr Hut und ihr Kittel fielen zu Boden und Will blieb nichts anderes übrig. Er nahm den Sarg auf die Schulter, packte das Paddel und ging ohne Proviant oder Wasser damit ins Meer. Dort trug er sein Schicksal – so fühlte sich diese verfluchte Holzkiste an – über die Brandung, setzte sich drauf und hüpfte entschlossen über die lebhaften Wellen.
    Entschlossen wohin?, dachte Will sarkastisch, fixierte den Horizont und zählte danach die Himmelsrichtungen wie mit einem Kinderreim aus.
    »Ein Idiot auf ’ner Kiste,
    Ein Depp auf ’nem Sarg,
    Mit dem Teufel im Bauch
    Fährt er von Rum Bottle Bottom nach …«
    Er zeigte nach Westen.
    »Aha!«, seufzte er. »Bist du wirklich ganz sicher?«
    Er drehte sich um, als ob er von der Insel, die hinter ihm lag, eine Antwort erwarten könnte. Doch die Insel war wie die Hexe vor ihr verschwunden. Will trieb mutterseelenallein mitten im Meer.
    »Also gut. Du bist dir ganz sicher.«
    Er hob ratlos die Schultern.
    »Jetzt bist du Käpten. Jetzt hast du ein Schiff.« Er wünschte sich Glück und paddelte los.

CLOWNSNASEN, FLIEGENPILZE UND BÖSE BUBEN

    ereits drei Tage bevor Will zu einem Ziel aufbrach, über das er nicht wusste, was es war, wo es lag und wie er es finden konnte, wusste Prinz Gagga genau, was er tat. Er stand neben Talleyrand am Rand des riesigen Trichters, der einmal die Lagune von Nassau gewesen war, und schützte sich mit einem papageienbunten Schirm gegen die auf die verrußten Ruinen sengende Sonne.
    »Was hab ich gesagt, dass ihr für mich aufschreiben sollt?«, schwärmte der Prinz und schnippte dabei mit den Fingern: »Ich bin ein Dichter. Eine Blume des Bösen? Ja, ich mache die Hölle gesellschaftsfähig.«
    Er tanzte so grazil, wie es ihm sein dicker Po erlaubte, um den Schwarzen Baron herum und drehte dabei sein Schirmchen.
    »Darf ich mal ehrlich zu Euch sein?« Er hielt plötzlich inne und legte den Kopf so schief, dass der Zopf der Perücke, die er falsch herum trug, lustig zur Seite kippte. »Und wenn ich es darf, möchte ich vorher betonen, dass ich Euch nicht verletzen will.«
    Er grinste verschmitzt und Talleyrand, der sich mit einem parfümierten Taschentuch gegen den Gestank der Verwesung schützte, schnaubte verlegen durch die Nase.
    »So wie Ihr ausseht, wundert’s mich nicht, dass niemand Euch mag.«
    Der Schwarze Baron hob verwundert die Braue.
    »Ja, ja, ich weiß«, seufzte Prinz Gagga. »Wir sind die Bösen. Wir sind die verdorbenen und finsteren Seelen. Die Buben, die man Teufel nennt. Und deshalb lauft ihr, seitdem ich euch kenne, in diesem todlangweiligen schwarzen Fummel herum.«
    Er musterte Talleyrand vom mächtigen Zweispitz über das schmucklose schwarze Hugenottengewand bis hin zu den ebenfalls schwarzen Stiefeln.
    »Nein«, gähnte Gagga. »Das wundert mich gar nicht. Und Gabi-Marie, das solltest du ändern. Du siehst nicht viel besser aus, als Valas da drüben.«
    Er deutete zur Mitte des Trichters, woher der Verwesungsgeruch kam. Dort lag der tote Pottwal auf dem Podest und wurde bereits von den Möwen gefressen. Die Wolke der schwarzen Vögel flatterte um ihn herum, als wäre das Schwarze Licht aus der Tiefe des Trichters zurückgekehrt.
    »Das will keiner sehen«, klagte Prinz Fou-Fou. »Es ist einfach widerwärtig, eklig und fies. Wie Geschirr, das seit Wochen unabgewaschen in der Küche steht. Dabei macht Essen doch Spaß.« Er schielte grinsend zum Schwarzen Baron: »Genauso wie Fiessein. Verstehst du das, Gabi? Ich hab dir doch vom Lachen erzählt. Das haben uns diese Piraten voraus. Aber sie lachen nicht nur.

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